Schmalblättrige Studentenblume (Gewürz-Tagetes) - Foto: Helge May
Farbenfrohe Stinker aus Amerika
Die Tagetes oder Studentenblume gehört zu den beliebtesten Dauerblühern
Studentenblumen werden heute in Gärtnereien und Gartenmärkten oft zum Stückpreis von nur wenigen Cent angeboten. Der wissenschaftliche Name der Gattung Tagetes geht auf den etruskischen Halbgott Tages zurück, der aus einer Ackerfurche entsprang – vielleicht ein Hinweis darauf, dass wild wachsende Studentenblumen gerne Offenflächen besiedeln. Tagetes gehören zur riesigen Familie der Korbblütler oder Asterngewächse.
Am stärksten verbreitet bei uns sind Hybriden der Arten Tagetes patula und der etwas großblütigeren Tagetes erecta, mit zahlreichen Farbvarianten in gelben, orangen, rötlichen und bräunlichen Tönen. Die üblichen Sorten verbreiten einen eher unangenehmen Duft, der ihnen neben Namen wie Samtblume und Totenblume die drastische Bezeichnung „Studentenfurz“ eingebracht hat. Der englischsprachige Name „Marigold“ klingt da schon wesentlich freundlicher, er verweist auf die Jungfrau Maria, der die Blume gewidmet ist. In manchen Regionen Mexikos wiederum wird Tagetes mit dem Erzengel Michael in Verbindung gebracht. An dessen Festtag, dem 29. September, hängt man kleine Tageteskreuze über die Haustür oder auch ins Auto, um böse Geister abzuwehren.
Wirksame Nematodenkiller
Der ganz praktische Effekt der geschilderten Tageteskreuze ist, dass sie zumindest für einige Zeit Fliegen und andere Insekten vor der Türschwelle abwehren. Die über Drüsen an den Blatträndern und über die Wurzeln ausströmenden Duftstoffe behagen nämlich den meisten Insekten nicht. Als Randbepflanzung von Gemüsebeeten oder auch mitten zwischen die einzelnen Nutzpflanzen vertreiben Tagetes viele Fliegenarten und vernichten Fadenwürmer oder Bodenälchen (Nematoden). Dabei locken die von den Tageteswurzeln ausgeschiedenen Terthiopene zunächst die Nematoden an. Dringen diese in die Wurzel ein, ändert die Pflanze die chemische Zusammensetzung und tötet die Nematoden.
Vor allem bei Rosen und bei Wurzelgemüse wie Karotten oder Sellerie, die gerne von Nematoden befallen werden, hilft eine Mischbepflanzung mit Studentenblumen. Die Tagetes lassen sich auch pflanzvorbereitend einsetzen, um Beete nematodenfrei zu machen. Anschließend einfach die Studentenblumen als Gründüngung umgraben. Der Handel bietet dazu besonders wirksame Sorten an, meist von Tagetes patula und Tagetes nana. Aber auch Kamille, Ringelblumen und Sonnenhut helfen, Nematoden zu bekämpfen.
Ablenkfütterung für Schnecken
Schnecken übrigens finden Tagetes ausgesprochen lecker. Auch dies lässt sich im Garten nutzen, in dem man die Tagetes als Ablenkungsfütterung für Schnecken anpflanzt und so im Gegenzug die Salatpflanzen und Erdbeeren vor Schneckenfraß verschont bleiben. Zumindest die Samen werden auch von Vögeln nicht verschmäht. Manche Ziervogelhalter schwören auf Tagetes und mischen zudem getrocknete Blütenblätter zum angebotenen Nistmaterial, weil die Tagetesöle dann die Vogelnester milbenfrei halten.
Rinder wiederum mögen Tagetes überhaupt nicht. Mit Studentenblumen vermischtes Grünfutter oder Heu gilt als deshalb als minderwertig. Manche Arten, wie die bis über einen Meter hoch werdende Tagetes minuta, sind heute in über 30 Ländern auf großen Flächen verwildert, vor allem den USA, Süd- und Ostafrika und im nördlichen Indien. Tagetes minuta erzeugt immerhin rund 30.000 Samen je Pflanze und breitet sich auf offenen Flächen sehr schnell aus.
Lakritz-Tagetes und andere Duftpflanzen
Wer auf Tagetesgeruch empfindlich reagiert, kann heute auch auf neue geruchlose Züchtungen zurückgreifen. Außerdem gibt es Arten und Sorten mit sehr angenehm aromatischem Duft. Die cremefarben blühende Lakritz-Tagetes (Tagetes filifolia) zum Beispiel duftet, wie der Name schon sagt, stark nach Lakritze. Im englischen heißt sie der feingliedrigen Blätter wegen „Irish Lace“, also Irische Spitze. Tagetes filifolia lässt sich als Gewürzkraut für Süßspeisen und Salate oder als Teepflanze nutzen. In ihrer mexikanischen Heimat sehr beliebt ist Tagetes lucida, die nach Anis und Waldmeister duftet. Mit diesem erst ab Oktober blühenden „Winterestragon“ oder Yauhtli wird zum Beispiel Kakao verfeinert oder man brüht einen Tee, der magenberuhigend wirken soll. Die Indianer der Sierra Madre rauchten Tagetes lucida bei religiösen Zeremonien, denn die Pflanze wirkt leicht psychedelisch.
Tagetes werden auch als Nutzpflanze angebaut, vor allem in Mexiko, Brasilien, Ägypten, Südafrika, Indien und Nepal, aber auch in Frankreich und in Osteuropa. Dabei können je Hektar bis zu 30 Tonnen Pflanzenmasse oder 60 bis 75 Liter Öl erzeugt werden. Die Öle finden Verwendung in der Aromatherapie, für Bade- und Körperöle oder als Grundstoff für die Parfümindustrie. Die Essenz hilft bei Gereiztheit und Schlafstörungen.
Vermehrung mit selbstgewonnenem Saatgut
Wer Studentenblumen selbst vermehren möchten, kann einfach im Herbst die reifen Samen ernten. Zu beachten ist, dass die stabförmigen Samen in absolut trockenem Zustand geerntet und dann frostfrei aufbewahrt werden müssen. Die Aussaat erfolgt ab Januar im Treibhaus oder im Freiland Ende April, besser noch erst nach den Eisheiligen Mitte Mai; die Keimtemperatur liegt bei 15 bis 18 Grad Celsius. Tagetes mögen es in der Regel sonnig, vertragen aber auch Halbschatten. Die Blütezeit reicht je nach Sorte von Mai bis in den Oktober hinein. Verwelkte Blüten sollten regelmäßig entfernt werden, denn das fördert die Nachblüte.
Helge May
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