8 Hektar junger Eichenwald stehen am Tollensesee zum Verkauf. Genau jetzt zum Fest. Wenn wir sie gemeinsam erwerben, kann er sich zum für alle Zeit ungestörten, artenreichen Urwald entwickeln.
Jetzt spenden!Die Mutter des Waldes
Die Rotbuche im Porträt
Hätte man die Rotbuche einfach machen lassen, dann wären heute schätzungsweise zwei Drittel der Fläche Deutschlands mit Buchen- und Buchenmischwäldern bedeckt. Aufhalten ließ sie sich aber auch durch menschliche Bau-, Straßen- oder Heizbedürfnisse nicht: Die Rotbuche macht aktuell 14 Prozent der bewaldeten Fläche aus und ist damit die häufigste heimische Laubbaumart. Auch global betrachtet spielt Deutschland eine wichtige Rolle für die Rotbuche. Es beherbergt rund ein Viertel des weltweiten Bestandes. Weitere Verbreitung findet sie hauptsächlich in Mitteleuropa, von Skandinavien bis zum Mittelmeer und vom Atlantik bis ans Schwarze Meer.
Die Buche begleitet menschliches und tierisches Leben besonders seit dem Mittelalter. Damals (und auch heute noch) diente das Holz aufgrund seines guten Brennwerts bevorzugt als Brennholz. Schweine wurden in Eichen- und Buchenwälder getrieben, um sie dort mit Bucheckern und Eicheln zu mästen. Aber auch für die Lese- und Schreibkultur war die Buche prägend. Zusammengeheftete Buchenholztafeln waren Vorgänger heutiger Bücher aus Papier und lieferten auch den Namen – ebenso für „Buchstaben“, zunächst germanische Runen, die in die Rinde von Buchenästen geritzt wurden.
Besondere Rolle
Ihre Bedeutung im Ökosystem Wald drückt aber die Bezeichnung „Mutter des Waldes“ aus. Die Bäume, die bis zu 45 Meter hoch und 350 Jahre alt werden können, haben Einfluss auf zahlreiche Arten: Das herabfallende Laub sowie die tiefe, weitreichende Verwurzelung bereichern und pflegen den Boden mit wertvollen Nährstoffen. Es kreucht, fleucht und wuchert rund um die Bäume. Zu finden sind unzählige Flechten, Moose und Pilze sowie Insekten. Nahezu 30 Käfer- und mehr als 70 Schmetterlingsarten bevorzugen die Rotbuche als Lebensraum.
Ein wenig schlechter ergeht es da anderen Baumarten, die zwar durchaus Raum bekommen, aber in der Konkurrenz um Wasser, Licht, Nährstoffe und Ausbreitung meist den Kürzeren ziehen. Die Rotbuche punktet unter anderem mit ihrem hohen, fülligen Blätterdach, das viel Schatten wirft. Für sie kein Problem, für viele andere Bäume, die auf Sonneneinstrahlung angewiesen sind, hingegen schon. Mit ihrer enormen Wuchsleistung hat sie sich in Wirtschaftswäldern durchgesetzt.
„Die Rotbuche hat höchstens in speziellen Regionen wie im Gebirge, Moor oder auf wechselfeuchten oder windstarken Standorten mit Verdrängung zu kämpfen“, erklärt Diplom-Forstingenieur Eckhard Wenzlaff. Unter den meisten anderen Bedingungen und Bodenverhältnissen komme sie gut zurecht – auch ein Zeichen ihrer hohen Anpassungsfähigkeit. Besonders gut breitete die Rotbuche sich beispielsweise auf Braunerden wie in Norddeutschland oder im hessischen Vogelsberg aus, ebenso auf kalkhaltigem Boden in der Schwäbischen und Fränkischen Alb oder den Alpen. Im Laufe der Zeit entwickelten sich zudem, je nach Standort, verschiedene Ausprägungen, wie die Südbuche im Süden Europas.
Kein Extreme
Am liebsten hat die Buche ein ausgeglichenes Klima mit genügend (aber nicht zu viel) Feuchtigkeit, um ihre Blätter und Triebe mit Wasser versorgen zu können. Selbst Wärme ist, solange es nicht zu häufigen und andauernden Trockenphasen kommt, kein Problem. Schließlich überlebte sie im wärmeren Mittelmeerraum auch die letzte Kaltzeit und verbreitete sich von dort vor rund 10.000 Jahren wieder in Europa.
Wenngleich sich neue Verwendungsformen herausgebildet haben, wie Messer- oder Möbelbau, wird das meiste Holz der Buche nach wie vor verbrannt und bleibt aus forstwirtschaftlicher Sicht unattraktiv. Wirtschaftswälder sind daher überwiegend als Misch- und nicht als reine Buchenwälder angelegt, was auch der NABU als sinnvoll erachtet und den Bestand nicht bedroht. Insgesamt wertet Wenzlaff den ökologischen Gesamtzustand der Rotbuche als stabil. Sie komme in naturnahen Wäldern gut zurecht, besonders in Naturschutzgebieten bzw. Nationalparks wie in Müritz im südlichen Mecklenburg-Vorpommern, im thüringischen Hainich oder am Edersee in Hessen.
Gute Aussichten?
Eine gute Ausgangsposition für die kommenden Jahre, könnte man also meinen. Die Buche ist jedoch auch nicht vor globalen Entwicklungen gefeit und muss sich den wandelnden Bedingungen durch die Klimakrise anpassen. Vermehrte Starkregenereignisse könnten für ein Mehr an Schädlingen und Pilzen sorgen, die die Buche bisher nur wenig befielen. Schwerer zusetzen werden dem wasserintensiven, hochgewachsenen Baum aber trockenere Sommer mit längeren und öfter auftretenden Dürreperioden. Es wird schwerer werden, genügend Wasser zu ziehen. Beobachtungen, die man laut Wenzlaff schon jetzt mache.
Vor allem auf wechselfeuchten, also mal feucht, mal trockenen Standorten habe es nach den Trockenphasen der vergangenen Jahre Absterbeerscheinungen gegeben. Einige Bestände konnten sich nicht schnell genug anpassen und hatten geringeren Zuwachs – so zum Beispiel im von Buchen dominierten Nationalpark Hainich. Im Frühjahr 2019 trieben sie gar nicht bis kaum aus. Wenzlaff warnt allerdings davor, den Teufel an die Wand zu malen. Es mangele noch an fundierten Erkenntnissen, und der Schaden zeige sich momentan überwiegend auf wirtschaftlicher Ebene. In diversen Versuchsanbauten wird probiert, die resistentesten Arten zu identifizieren. Vermutlich wird man verstärkt auf Buchen aus dem südlichen Raum setzen, die die Wärme gewohnt sind.
1990 und 2022 wurde die Rotbuche zum „Baum des Jahres“ gewählt.
Lisa Gebhard (Artikel aus „Naturschutz heute“ 1/22)
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