Walnüsse - Foto: Helge May
Edles Holz und leckere Nüsse
Der Walnussbaum im Porträt
Der Walnussbaum hat gleich zwei Dinge von höchster Qualität zu bieten: edelstes Holz und beste Nüsse. Dass seine Blätter erst spät im Mai austreiben und früh im Herbst wieder abfallen, ist ein Vorteil für diesen typischen Hausbaum: Im Frühjahr wirft er erst Schatten, wenn man ihn sich wünscht, und im Herbst lässt er die schwächer werdende Sonne wieder durch seine dann blattlose Krone hindurch scheinen.
Nussbäume entwickeln eine kugelförmige Krone. Das jährliche Höhenwachstum kann in der Jugend einen bis zwei Meter erreichen. Im Gegensatz zur silbrigen Rinde sind die jungen Triebe dunkel rotbraun, und die alte schuppige Borke dunkelt nach. So entsteht ein markanter Farbkontrast in der Krone. Die maximale Höhe beträgt bei alleinstehende Nussbäumen rund 20 Meter, im Bestand strecken sie sich weiter nach oben und werden 25 bis 30 Meter hoch. Walnussbäume werden 125 bis 150 Jahre, im Extremfall sogar 600 Jahre alt. Sie treiben tiefe Pfahlwurzeln, gehen gleichzeitig auch in die Breite, das Wurzelwerk reicht horizontal um das fünffache über die Kronentraufe hinaus. Walnussbäume sind recht frostempfindlich, Trockenheit vertragen sie gut, Staunässe dagegen überhaupt nicht.
Die Bestäubung besorgt der Wind, daher kann der Nussbaum auf bunte Blüten oder Nektardrüsen zum Anlocken von Insekten verzichten. Die gelbgrünen männlichen Blütenkätzchen öffnen sich im April und Mai, die unscheinbaren weiblichen Blüten erscheinen erst beim Blattaustrieb. Kurz vor der Reife der Früchte ist noch eine dickfleischige grüne Schale vorhanden, die im September oder Oktober aufplatzt und die Nuss freilegt. Eichhörnchen, Siebenschläfer, Mäuse, Krähen und andere Tiere legen sich Vorräte von Walnüssen an. Da nicht alle vergrabenen Nüsse wiedergefunden werden, wachsen so neue Bäume heran.
Lange war man übrigens der Auffassung, bei den Früchten handle es sich botanisch gesehen gar nicht um echte Nüsse, sondern um Steinfrüchte. Neueste Untersuchungen an der Ruhr-Universität Bochum ergaben jedoch, dass die fleischige grüne Hülle nicht zur Frucht gehört. Somit ist das, was man fälschlicherweise als Steinfrucht interpretiert hat, in Wirklichkeit eine Nuss, die von einer zusätzlichen Hülle umgeben ist.
Ein Baum kann bis zu 150 Kilogramm Nüsse in einem Jahr produzieren. In Deutschland werden die wärmeliebenden Walnussbäume vor allem in den Weinbaugebieten Südwestdeutschlands und in den Flusstälern angepflanzt. Ebenfalls im Südwesten der Republik wachsen Walnussbäume in kleinen Beständen auch in Wäldern, in deutlich größerem Maß außerdem in Frankreich und in der Schweiz. Gewerbsmäßigen Walnussanbau gibt es heute vor allem in Italien, der Türkei, China und den USA. Die Weltproduktion beträgt derzeit 1,5 Millionen Tonnen. Drei Viertel der in Deutschland gehandelten Walnüsse stammen aus Kalifornien.
Der Name Walnuss soll sich von "Welsche Nuss" ableiten und darauf verweisen, dass die Art aus dem heutigen Frankreich eingeführt wurde. Dabei wuchs die Wildform der Walnuss - wissenschaftlich Juglans regia - vor der letzten Eiszeit in ganz Europa, wurde dann aber wie so viele andere Tier- und Pflanzenarten von der Kälte verdrängt. Auf dem Balkan und in einem Gebiet von Vorderasien bis zum Himalaja überdauerte die Walnuss jedoch. Die wilden Walnussfrüchte waren nur etwa zwei Zentimeter groß. Schon in der Steinzeit kannten die Menschen den Wert der ölhaltigen Früchte und seit der Antike züchtete man die Bäume weiter, so dass die heutigen Walnüsse rund fünf Zentimeter lang sind.
Vom Schwarzen Meer wurde die Walnuss bereits um 300 vor Christus nach Sizilien und auf das italienische Festland importiert. Später brachten die Römer den Baum auch in ihre Provinzen nördlich der Alpen. Unklar ist die Herkunft kleinfrüchtiger Walnussbäume in den Auwäldern und Hangwäldern des Oberrhein und der Donau. Möglicherweise stammen diese nicht von den römischen Importen, sondern haben sich nacheiszeitlich auf natürlichem Weg vom Balkan aus wiederangesiedelt.
Walnüsse enthalten bis zu 60 Prozent Öl sowie 20 Prozent Eiweiße, außerdem die Vitamine B1 und C und viele Mineralstoffe. Die Inhaltsstoffe des Nussbaumes - auch Extrakte aus den gerbstoffhaltigen, bis zu einem halben Meter langen Fiederblättern - gelten als blutreinigend, nervenstärkend, schweißregulierend, die Leistung steigernd und die Konzentration fördernd. Blattextrakte wirken außerdem antibakteriell und werden gegen Schleimhautreizungen eingesetzt.
Das schwere, dunkle Nussbaumholz ist ebenso zäh wie biegsam und lässt sich gut polieren, es gilt als besonders wertvoll. Massive Nussbaum-Möbel oder solche mit dünnen Nussbaum-Furnieren sind deshalb recht teuer. In früheren Zeiten wurden aus dem Holz auch Armbrüste und Gewehrschäfte gefertigt. Aus den Blättern, der grünen Fruchtschale und der Rinde lässt sich zudem ein brauner Farbstoff gewinnen.
Mehr zur Walnuss
Ein Walnussbaum sollte im Spätsommer geschnitten werden: Mit einer gut ausgeführten Pflege wird die Baumgesundheit gefördert und ein langes Baumleben begünstigt. Der NABU zeigt, wie man die Bäume fachgerecht zurückschneidet. Mehr →
Verwandte Themen
Haselnüsse schmecken allen und sind wie fast alle Nussarten sehr gesund. Sie liefern Proteine und gesunde Fette, außerdem Vitamine, Kalcium und Eisen. Geerntet werden können die Nüsse normalerweise Ende September/Anfang Oktober. Mehr →
Lange als „Brot der Armen“ geschmäht, erlebt die Ess- oder Edelkastanie in den letzten Jahren eine Art Wiedergeburt. In Deutschland wächst die Esskastanie vor allem in den Weinanbaugebieten entlang des Rheins. Mehr →
Die Kombination von weniger Säure und mehr Zucker lässt Tafelbirnen süßer schmecken als Äpfel. Trotzdem stehen sie auf der Skala der beliebtesten Früchte gerade mal auf dem 9. Platz. Dabei hat die Karriere der Birne im Altertum vielversprechend begonnen. Mehr →
Die Zuchtformen der Kirsche verdanken wir, wie so vieles, den Römern. Generell unterscheidet man zwischen Süß- und Sauerkirsche sowie einer Mischung aus beidem. Je nach Sorte ist die Frucht rundlich, oval oder herzförmig und die Farbe variiert von gelblich über rot bis hin zu schwarz. Mehr →
Zum zweiten Mal war Food-Bloggerin Sophia Hoffmann mit Streuobst-Expertin Beate Kitzmann unterwegs – um mehr über Streuobstwiesen zu erfahren und am Ende Sellerie-Pommes mit Mirabellensoße zu zaubern. Mehr →
Warum es nicht einmal mit der Eigenproduktion von „flüssigem Obst“ versuchen? Säfte, Obstweine, Obstbrände, Ansatzschnäpse oder Liköre herzustellen, ist gar nicht so schwer – wenn man weiß wie, etwas kreative Phantasie mitbringt und die nötige Ausrüstung hat. Mehr →