Schachblume - Foto: Helge May
Wiesen voller karierter Kiebitzeier
Zur Schachblumenblüte ins Sinntal und an die Elbe
Die Schachblume (Fritillaria meleagris) - früher auch Kiebitzei genannt - kommt in Deutschland nur auf wenigen kleinen, weit von einander entfernten Standorten vor. Außer im Sinntal findet man noch ein größeres Vorkommen an der Elbe rund um Hamburg. Andere Wuchsorte sind inzwischen erloschen oder auf wenige einzelne Pflanzen zusammengeschmolzen.
Die Sinn ist ein im Spessart gelegenes, kleines Nebenflüsschen des Mains und schlängelt sich heute noch in einem sehr natürlichen Verlauf südwärts an Altengronau vorbei. Auf einem breiten, unbewirtschafteten Uferstreifen wächst ein artenreiche Hochstaudenflur mit einzelnen Erlen und Weiden. Daran schließen sich die Mähwiesen der Talaue an, die im Vertragsnaturschutz extensiv bewirtschaftet werden.
Die Auewiesen wurden im Sinntal ab dem Ende des 18. Jahrhunderts als Wässerwiesen bewirtschaftet. Zu diesem Zweck wurden so genannte Rückenwiesen angelegt, die auf drei bis fünf Meter breiten und einen halben Meter hohen Erdwällen bestanden. Über die dazwischenliegenden Kanäle wurden diese Wiesen im Frühjahr geflutet, um den gefrorenen Boden schneller auftauen zu lassen und ein früheres Wachstum zu fördern. Damit war auch ohne Düngung jedes Jahr eine zweimalige Mahd möglich.
Die so begründeten mageren Feuchtwiesen sind ein optimaler Lebensraum für die Schachblume. Denn die zur Familie der Liliengewächse zählende Pflanze reagiert empfindlich auf Gülledüngung, Entwässerung und eine zu frühe Mahd. Auch eine Beweidung verträgt sie nicht und so verwundert es nicht das die anspruchsvolle Pflanze bundesweit ganz oben auf der Roten Liste steht.
Die Schachblume wird 15 bis 30 Zentimeter hoch. Die zunächst aufrechten Knospen senken sich zur Blüte nach unten, in England heißt die Pflanze deshalb auch Schlangenkopf. Die violetten Blütenblätter sind schachbrettartig gezeichnet, in vielen Beständen gibt es aber auch rein weiß blühende Exemplare. Schachblumen blühen etwa von der zweiten April- bis zur ersten Maihälfte, wobei jede Blüte nur fünf Tage überdauert, bevor sie verblüht. Bestäuber sind Bienen und Hummeln. Die Schachblumensamen enthalten kleine Hohlräume und können so gut von Hochwässern transportiert werden, außerdem bilden die Pflanzen kleine Brutzwiebeln.
Die deutschen Bestände zählen zum nordwestlichen Teilareal, der von Frankreich über England bis nach Skandinavien reicht. Botaniker nehmen an, dass die Besiedlung hier erst mit der Auflichtung der Landschaft durch den Menschen begann. Dagegen gilt das südöstliche Teilareal als natürlicher Ursprung der Schachblume. Es reicht von der Steiermark in Österreich über Slowenien, Kroatien und Ungarn bis nach Rumänien. Hier kommt auch noch mit der Kleinen Schachblume (Fritillaria minor) eine weitere Art vor, mit der sich Fritillaria meleagris teils vermischt.
An der Sinn wachsen die Schachblumen sie in zwei großen Beständen unter- und oberhalb von Altengronau, sie sind gut von den Wegen aus zu betrachten. Ein Weg mit Erklärungstafeln führt vom Parkplatz an der Mündung der Jossa in die Sinn durch das Sinntal zum gegenüberliegenden Radweg R2, der im Main-Kinzig-Kreis das Tal der Schmalen Sinn und der Sinn begleitet.