Kirschpflaume - Foto: Helge May
Ganz in weiß...
Welches Gehölz blüht wann im Frühling?
Ein Baum oder ein Strauch, über und über mit weißen Blüten bedeckt – was kann das sein? Wir zeigen, welche Arten im Frühling in welcher Reihenfolge blühen. Besonders zahlreich ist die Familie der Rosengewächse vertreten, zu denen nicht nur die Rosen selbst gehören, sondern auch Schwarzdorn und Weißdorn, Apfel, Birne, Kirsche und Pflaume.
Für den ersten Blütenzauber im Jahr sorgt zuverlässig die Kirschpflaume (oben im Bild). Je nach Region und Witterungsverlauf öffnen sich die Blüten ungefähr ab Mitte März [2024 in vielen Regionen bereits Ende Februar!] und damit eine bis zwei Wochen vor der Schlehe [am Oberrhein 2024 bereits Ende Februar/Anfang März]. Da auch die Kirschpflaume (Prunus cerasifera) oft strauchartig wächst und gerne in Hecken angepflanzt wird, kommt es leicht zu Verwechslungen. Die Blüten liefern leider nur wenige Ansätze zur Unterscheidung. Das ist kein Wunder, denn Kirschpflaume und Schlehe gehören beide zur Gattung Prunus, ebenso wie Kirsche, Mirabelle und Pflaume. Beide Arten sind aufgrund des frühen Blühtermins von enormem Wert für die Insektenwelt.
Die Kirschpflaume ist eine alte Kulturpflanze, deren Ursprung wohl in Vorderasien liegt. Die bereits ab dem Frühsommer reifenden Früchte lassen sich leider nur schwer vom Kern lösen – ein gutes Unterscheidungsmerkmal zur ähnlichen Mirabelle.
Oft, aber nicht immer, zeigen Kirschpflaumenblüten im Inneren einen schwachen rötlichen Ring, der Blütenstiel ist länger als bei der Schlehe. Laien können die auch als Schwarzdorn bekannte Schlehe (Prunus spinosa) am einfachsten anhand ihrer zahlreichen langen Dornen von der Kirschpflaume unterschieden. Schlehensträucher sind nahezu undurchdringlich. Neben den Dornen liegt das an den zahlreichen Kurztrieben, aber auch an der Neigung, über die Wurzeln immer neue, dicht wachsende Ausläufer zu treiben.
Nahezu zeitgleich mit der Schlehe beginnen auch die ersten Pflaumen und Zwetschgen (Prunus domestica) zu blühen. Erneut bieten die Blüten selbst nur wenige Anhaltspunkte zur Bestimmung. Zudem hat der Mensch im Laufe der Jahrtausende immer wieder die Wildarten gekreuzt und unzählige Sorten gezüchtet. Ein Wildwuchs an Bezeichnungen und regional verwendeten Namen erschwert den Durchblick zusätzlich. Bekannteste Vorläufer der heutigen Kultursorten sind die Haferpflaume (Prunus institia) und die Steinweichsel oder Felsenkirsche (Prunus mahaleb). Letztere wird auch als Wuchsunterlage verwendet. Während bei der Kirschpflaume ebenso wie bei der Schlehe die Blüten vor den Blättern erscheinen, entfalten sich bei den Zwetschgen Blüten und Blätter weitgehend parallel.
Nur unwesentlich nach Pflaume und Zwetschge kommen gegen Anfang April die verschiedenen Kirschen zur Blüte. Stammform der Süßkirsche ist die wildwachsende heimische Vogelkirsche (Prunus avium). Im Waldbau wird letztere weniger wegen der nur kleinen und eher bitteren Früchte als wegen ihres wertvollen Holzes geschätzt.
Woher genau die Sauerkirsche stammt, ist unbekannt. Angenommen wird eine Kreuzung aus der Vogelkirsche und der ebenfalls heimischen Strauchkirsche (Prunus fruticosa).
Mit dem nächsten Rosengewächs verlassen wir die Gattung Prunus und kommen zu Pyrus, der Birne. Sie startet kurz nach den Kirschen, aber es gibt starke Überschneidungen der Blühzeit. Überhaupt lässt sich nie ein genauer Blühtermin angeben. Je nach Verlauf des Winters kann sich dieser um mehrere Wochen verschieben und natürlich beginnt die Blüte in einem milden Flusstal viel eher als im Bergland. Auch gibt es bei den Obstbäumen jeweils frühe und späte Sorten.
Im Durchschnitt jedenfalls ist die Birne (Pyrus communis) zwischen Kirsche und Apfel platziert. Ihre Blüten sind nicht so flach ausgebreitet wie die von Kirsche und Pflaume, vor allem im frisch erblühten Zustand bilden die Blütenblätter eine Art weißen Kelch. Als Obst ist die Birne wegen der empfindlichen Früchte etwas in den Hintergrund geraten. Dabei machen die groß wachsenden Birnbäume in der Landschaft im wahrsten Sinne eine gute Figur. Kulturbirnen haben zahlreiche Vorfahren, darunter die selten gewordene heimische Holzbirne (Pyrus pyraster).
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Apfelblüte - Foto: Helge May
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Apfelblüten – Foto: Helge May
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Apfelblütenknospen - Foto: Helge May
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Apfelblüte mit Käfer und Fliege - Foto: Helge May
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Junger Boskoop-Apfel - Foto: Helge May
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Der Klarapfel gehört zu den frühreifen Sorten, er schmeckt am besten frisch vom Baum - Foto: Helge May
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Erbachhofer Weinapfel - Foto: Helge May
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Altländer Pfannkuchenapfel – Foto: Helge May
So richtig ernst wird es mit dem Frühling, wenn die Apfelbäume zu blühen beginnen. Im phänologischen Kalender, also den Jahreszeiten nach den Erscheinungen in der Pflanzenwelt, steht die Apfelblüte für den Beginn des Vollfrühlings. Erste Blüten erscheinen in günstigen Jahren bereits um den 20. März, die Hauptblüte beginnt im Süden – meist am Oberrhein – frühestens Ende März. Anfang bis Mitte Mai hat die Blüte dann auch den hohen Norden und die Gebirge erreicht.
Die Apfelblüten fallen je nach Sorte zwar etwas unterschiedlich aus, auffallend ist aber der meist vorhandene leichte rosa Farbton. Wie viele Obstarten stammt auch der Apfel (Malus domestica) ursprünglich aus Vorder- bis Mittelasien. Die wichtigsten Vorfahren, darunter Malus sieversii, wachsen auf dem Gebiet des heutigen Kasachstans und Kirgisistans. Dagegen war unser heimischer Wildapfel (Malus sylvestris) wohl nicht beteiligt.
Das wichtigste Obst wäre damit durch, aber einige weitere auffällig weiß blühende Wildgehölze sollen nicht fehlen. Da wären zunächst die Traubenkirschen, die heimische Frühe Traubenkirsche (Prunus padus) und die aus Nordamerika stammende Späte Traubenkirsche (Prunus serotina). Beide blühen im April/Mai, die frühe startet rund zwei Wochen vor der Späten.
Optisch sind sich die Traubenkirschen mit ihren langen Blütenständen und den im Sommer reifenden, lockertraubigen Früchten sehr ähnlich. Die Frühe Traubenkirsche ist ein typischer Baum der Auwälder, während ihre amerikanische Verwandte auch auf eher trockenen Böden wächst. Prunus serotina breitet sich stark im Unterholz aus und bildet dann oft dichte Bestände, auch dort, wo sie die Forstwirtschaft gar nicht haben möchte.
Ebenfalls als Duo kommen die Schneebälle daher. Der Gemeine oder Wasserschneeball (Viburnum opulus) und der Wollige Schneeball (Viburnum lantana) sind beides heimische Arten und überzeugen mit leuchtenden Blüten ebenso wie mit bunten und von der Vogelwelt gerne gefressenen Früchten.
Die großen äußeren Scheibenblüten des Gemeinen Schneeballs sind steril, also reine Show, nur aus den kleinen inneren Blüten entwickeln sich später Früchte. Der Gesamtblütenstand erinnert sehr an den einer Hortensie. Beim Wolligen Schneeball fehlen die äußeren Schaublüten, er hat zudem fast ledrige Blätter.
Der Weißdorn wird immer wieder mit dem Schwarzdorn verwechselt, obwohl beide bei näherer Betrachtung abgesehen von wehrhaften Dornen nur wenig gemeinsam haben. In der Blütezeit liegen sie fast einen Monat auseinander und weil der Weißdorn so spät blüht, sind seine Blätter dann bereits voll entwickelt – ganz anders bei der Schlehe, also dem Schwarzdorn. Die roten Weißdornfrüchte und die blau bereiften Schlehen kann man erst recht nicht verwechseln.
Allerdings ist Weißdorn nicht gleich Weißdorn. Am weitesten verbreitet ist der Eingrifflige Weißdorn (Crataegus monogyna). Wie der Name schon sagt, haben hier die Blüten in der Mitte jeweils einen einzelnen Griffel, der von zahlreichen rötlichen Staubblättern umgeben ist. Der Zweigrifflige Weißdorn (Crataegus laevigata) hat dagegen einen Doppelgriffel, er blüht in der Regel einige Tage vor der Schwesterart. Weißdorne neigen stark zu natürlicher Vermischung mit Kreuzungen, Bastarden und Unterarten, so dass die Identität nicht immer klar ist. Selbst erfahrene Botaniker können an der Weißdornbestimmung verzweifeln.
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Schwarzer Holunder - Foto: Helge May
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Schwarzer Holunder - Foto: Helge May
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Schwarzer Holunder mit typisch herunterhängenden reifen Fruchtständen - Foto: Helge May
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Roter Holunder (Traubenholunder) - Foto: Helge May
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Roter Holunder (Traubenholunder) - Foto: Helge May
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Zwergholunder (Attich) - Foto: Helge May
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Zwergholunder (Attich) - Foto: Helge May
Den Abschluss des Frühlings oder Beginn des Sommers, je nachdem, bildet die Holunderblüte. Gemeint ist der Schwarze Holunder (Sambucus nigra), dessen duftige Blütendolden man für leckere Pfannkuchen verwenden kann und dessen Früchte einen rauchig-herben Saft ergeben. Er hat zwei relativ unbekannte heimische Verwandte, nämlich den Roten Holunder, auch Traubenholunder (Sambucus racemosus) genannt, und den Zwergholunder (Sambucus ebulus), der auch als Attich bezeichnet wird. Beide sind nicht essbar.
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