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Die regionalen Streuobstsorten des Jahres 2009
Trockener Martin | Freinsheimer Taffetapfel | Esslinger Scheckenkirsche | Dorheimer Streifling
Viele traditionelle Obstsorten sind vor allem regional verbreitet. Deswegen wird auch keine deutschland- oder gar europaweite Obstsorte des Jahres gekürt, sondern mehrere regionale:
Geschüttelt, nicht gerührt: der „Trockene Martin“
Streuobstsorte des Jahres 2009 für das Saarland und die Pfalz ist der „Trockene Martin“. Der Verbandes der Gartenbauvereine Saarland/Rheinland-Pfalz hat damit eine in Deutschland einst relativ weit verbreitete und unter vielen verschiedenen Bezeichnungen bekannte Birnensorte gekürt. So wir der Trockene Martin im Saarland auch als Rot- oder Wendelsbirne bezeichnet. Andere Namen sind „Martin sec“, Martins-, Esels-, Gras-, Gauls- und Goldbirne oder auch Graue Lederbirne. Im Saarland ist der Trockene Martin noch recht häufig, in der Westpfalz dagegen findet man ihn nur noch selten.
Die Herkunft des Trockenen Martin ist zwar nicht bekannt, erstmals wurde sie aber bereits 1530 in Frankreich erwähnt. Spätestens seit 1794 wird sie auch in Deutschland vermehrt. In einer Erhebung von 1890 wurde ein Verbreitungsschwerpunkt in Raum St. Wendel (Saarland) nachgewiesen.
Die Bäume sind mittelstark- bis starkwüchsig und entwickeln sich im Alter zu stattlichen Bäumen mit einer runden, ausgebreiteten Krone. Die Sorte ist robust und gedeiht auch in raueren Lagen. Die braunroten Früchte sind mittelgroß und zeigen oft ganzflächig eine zimtfarbene Berostung mit deutlich sichtbaren Schalenpunkten. Wie der Name „Trockener Martin“ schon sagt, ist das Fruchtfleisch hart und trocken.
Dabei sind die Früchte zum Dörren und Kochen bestens geeignet. Als Mostbirne ergeben sie einen schmackhaften Saft. Es gibt verschiedene Spielarten der Sorte mit unterschiedlichen Reifezeiten. In der Literatur ist der „Martin sec d´Été“ als frühe und der „Martin sec d´Hiver“ als späte Varietät belegt. Die frühe Varietät ist im Oktober pflückreif und behält ihre Genussreife bis in den November hinein. Die späte Varietät kann bis in den März hinein gelagert werden.
Da waren es nur noch zehn: der „Freinsheimer Taffetapfel“
Als Sorte deutlich jünger, aber auch deutlich seltener ist der „Freinsheimer Taffetapfel“, den der Arbeitskreis Historische Obstsorten Pfalz-Elsass-Kurpfalz zum „Pfälzer Obstbaum des Jahres 2009“ gewählt hat.
Der Taffetapfel ist wahrscheinlich als Zufallssämling in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Gemarkung der vorderpfälzischen Stadt Freinsheim entstanden. Erstmals wurde er 1911 in der Deutschen Obstbauzeitung ausführlich beschrieben. Zu dieser Zeit war die Sorte schon eine regional verbreitete und geschätzte Handelsfrucht. Nach dem 2. Weltkrieg geriet sie nach und nach in Vergessenheit. Heute ist die Sorte recht selten. Etwa zehn Altbäume konnte der Arbeitskreis seit 1997 im Raum Freinsheim, Bad Dürkheim, Leistadt und Herxheim am Berg ausfindig machen. Inzwischen wird der Freinsheimer Taffetapfel als robuste Hochstammsorte vor allem zur Pflanzung auf Streuobstwiesen wieder vermehrt. Die stark wachsenden Bäume gedeihen auch auf trockeneren Sandböden.
Die Äpfel eignen sich gut als süßlich-säuerliche Tafeläpfel, zur Verwendung in der Küche, zum Backen oder für Apfelsaft beziehungsweise Most. Die Ende September bis Mitte Oktober pflückreifen und bis weit ins Frühjahr lagerfähigen Winteräpfel haben bei Genussreife eine seidig matt gelbe Schale. Besondere Merkmale der mittelgroßen Früchte sind ihre recht regelmäßige runde Form ohne ausgeprägte Kanten sowie der ziemlich kleine, geschlossene Kelch. Das saftige Fruchtfleisch ist hell gelblich und von süßlichem, etwas weinsäuerlichem Geschmack.
Ideal für Schnaps: die „Esslinger Scheckenkirsche“
Dritte regionale Obstsorte des Jahres 2009 ist die vom Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg (LOGL) benannte Esslinger Scheckenkirsche. Dabei handelt es sich um eine mittelgroße, bunte, weiche Herzkirsche, die in der zweiten bis dritten Kirschenwoche reift. Sie trägt schon als sehr junger Baum, sehr sicher und regelmäßig. Die geringe Empfindlichkeit der Blüten gegen Nässe und Kälte sowie hohe Frostresistenz des Holzes sorgen für die gute Ertragsfähigkeit.
Kräftige, aufwärts gerichtete Leitäste, an denen das locker verteilte Seitenholz waagerecht absteht, ergeben eine hochkugelige Krone. Die Frucht zeichnet sich durch einen hohen Zuckergehalt aus, ist im Geschmack jedoch weniger stark ausgeprägt. Die Früchte können eine gewisse Zeit auch bei Vollreife am Baum hängen bleiben. Somit lässt sich die Ernte aufgrund der kräftigen, mittellangen Stiele auch durch Schütteln bewerkstelligen. Aus diesem Grund ist die Esslinger Scheckenkirsche grundsätzlich auch als früh reifende Brennkirsche geeignet. Die Gruppe der bunten Frühkirschen war früher weit verbreitet. Inzwischen ist die Esslinger Scheckenkirsche sehr selten.
Wetterauer Wiederfund: der „Dorheimer Streifling“
Was der „Freinsheimer Taffetapfel“ für die Pfalz, ist der „Dorheimer Streifling“ in diesem Jahr für Hessen. Der Pomologen-Verein des Landes kürte eine erst vor wenigen Jahren wiederentdeckte Lokalsorte der Wetterau, von der nur acht Altbäume existieren.
Über den Ursprung des Apfels aus dem Friedberger Ortsteil Dorheim ist nichts bekannt, Der „Dorheimer Streifling“ war eine von 31 Sorten, die 1944 letztmals durch die Landwirtschaftskammer im Rahmen der Wertprüfung von Lokalsorten beurteilt wurden. Nach dem Krieg ging das Wissen um den Streifling verloren und er galt lange Zeit als verschollen. Erst durch die Arbeit des NABU Friedberg gelang es, den Apfel wiederzufinden. Aufgrund eines Zeitungsaufrufs konnten 1995 erste Standorte identifiziert werden. Die Altbäume haben im Schnitt bereits 80 Jahre auf dem Buckel. Inzwischen sind auch Jungbäume in heimischen Baumschulen zu beziehen. Durch die Bemühungen von Naturschützern und Pomologen konnte der Bestand vorerst gesichert werden.
Der Streifling gilt als robust und widerstandsfähig. Eine Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen ist bisher nicht bekannt. Aufgrund des anfänglich schwachen Wuchses eignet sich die Sorte besonders zum Umveredeln älterer Bäume. Die Erträge sind hoch und regelmäßig, im Alter in Folge der hohen Behangdichte jedoch alternierend. Der Dorheimer Streilfing lässt sich gut lagern. Zum Frischverzehr ist die ab Ende September reife Wintersorte ebenso geeignet wie für Saft und Mus.
Die duftende Frucht ist mit 100 bis 150 Gramm mittelgroß. Die ist glatte und trockene Schale ist gelbgrün bis strohgelb und überwiegend lebhaft gestreift, dazwischen rot gesprenkelt. Das saftige Fruchtfleisch ist gelblich weiß und weist ein ausgeglichenes Zucker-Säure-Verhältnis auf.