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Heilsame Blütenpracht im Steingarten
Der Echte Thymian ist Arzneipflanze des Jahres 2006
Der Echte Thymian (Thymus vulgaris) - auch Garten-Thymian oder Quendel genannt - ist Arzneipflanze des Jahres 2006. Das Kraut zähle zu den wertvollsten Pflanzen bei Erkältungskrankheiten, begründet der "Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde" an der Universität Würzburg seine Wahl.
Weltweit gibt es über 300 verschiedene Thymian-Arten, sie gehören zur großen Familie der Lippenblütler. Thymus vulgaris ist ein Halbstrauch mit dünnen, unterseits filzigen und nur knapp einen Zentimetern langen Blättchen, die am Rand eingerollt sind. Anders als viele seiner meist kriechend-wüchsigen Verwandten bildet er aufrechte, etwa 30 bis 50 Zentimeter lange Zweige aus. Der Echte Thymian hat in Scheinquirlen angeordnete, zartlila, rosa oder weißliche Blüten. Seine natürliche Verbreitung reicht über den gesamten Mittelmeerraum und die wintermilden Lagen Mitteleuropas bis zum Kaukasus. Kommerziell wird er vor allem in Südeuropa, Nord- und Ostafrika, Indien und Nordamerika angebaut.
In Deutschland kommt Thymus vulgaris wild wachsend nicht vor, gelegentlich mag er aus Gärten aussamen, hat dann aber wegen seiner Frostempfindlichkeit nur begrenzte Überlebenschancen. Dafür gibt es bei uns vier andere Thymian-Arten: Bundesweit verbreitet ist der Feld-Thymian (Thymus pulegioides), dazu kommen der im wesentlichen auf Süddeutschland beschränkte Frühe Thymian (Thymus praecox), der Alpen-Thymian (Thymus alpinus) und der inselartig im Süden und an der Küste verbreitete Sand-Thymian (Thymus serpyllum).
In früheren Zeiten wurde Thymian auch bei Verdauungsproblemen, bei Insektenstichen sowie Kopf- und Gliederschmerzen eingesetzt. Heute nutzt man Thymianpräparate wegen ihrer krampflösenden Eigenschaften vor allem als Hustenmittel. Das Kraut wird daneben als durchblutungsförderndes, antibakterielles und geruchstötendes Gurgelmittel bei Entzündungen des Mund- und Rachenraums verwendet. Außerdem wirkt es als Badezusatz und in Cremes hautreinigend. In einer Kombination aus Genuss- und Arzneimittel finden sich Thymianextrakte in vielen Kräuter- und Bitterlikören. Für Menschen mit Leberschäden oder Schilddrüsenproblemen kann die innere Anwendung von Thymian problematisch sein.
Thymus ist als Pflanzennamen schon aus dem Altertum bekannt. Sowohl Vergil wie auch Plinius der Ältere loben in ihren um Christi Geburt erschienenen Werken den Thymianblütenhonig. Das griechische Thymos ist vom Verb thyein abgeleitet, das räuchern oder Rauchopfer darbringen bedeutet. Angespielt wird damit auf die stark duftenden Thymianöle, möglicherweise wurde der Thymian auch direkt als Räucherpflanze genutzt. Thymian soll auch zur Insektenabwehr eingesetzt worden sein, Etrusker und Ägypter balsamierten mit dem keimtötenden Thymian Leichen ein. Daneben galt Thymian als starkes Aphrodisiakum, dem sich sowohl die Römer des Altertums bedienten - in Form von Thymianbädern -, wie auch später die Menschen der Renaissance.
Auch als Gewürz vor allem in der mediterranen Küche darf Thymian bei Braten aller Art, Fisch, Bohnengerichten und Eintöpfen nicht fehlen. Er ist sowohl im klassischen "Bouquet garni" wie auch in der Mischung "Kräuter der Provence" und in Leber- und Blutwurstgewürzen enthalten. Thymian fördert die Verdauung und hilft vor allem bei der Bewältigung fettreicher Speisen. Die Aromen sind sehr beständig, die Zweige können deshalb mitgekocht und gegart werden.
Entscheidend für alle Thymian-Verwendungen sind die in den Blättern und Blüten enthaltenen ätherischen Öle. Der Ölgehalt und auch die Zusammensetzung ist sortenabhängig und schwankt je nach Jahreszeit. Hauptbestandteile sind die beiden Phenole Thymol und Carvacrol. Bei im Winter geerntetem Thymian dominiert das Thymol, er hat ein feines Aroma. Sommerthymian ist dafür insgesamt ölreicher mit relativ höheren Carvacrol-Anteilen; das macht ihn ergiebig, aber auch gröber.
Im Garten liebt der Echte Thymian ebenso wie seine Verwandten trockene und sonnenbeschienene Standorte. Der Boden sollte durchlässig und möglichst kalkreich sein. Man kann den Thymian im März in Schalen voraussähen oder ab Mitte April direkt ins Freiland. Im Winter benötigt der Echte Thymian Frostschutz durch Reisigabdeckung. Im Frühjahr sollte man den Halbstrauch bis ins alte Holz zurückschneiden, alle drei bis vier Jahre empfiehlt sich zur Verjüngung eine Teilung. Gut passt Thymian in den Steingarten, man kann ihn aber auch in eine Kräuterspirale integrieren oder als Beeteinfassung verwenden. Es gibt zahlreiche Duftvarianten, darunter auch einen Zitronenthymian. (elg)