Machen Sie der Natur ein Geschenk.
Spenden Sie für den Natur- und Artenschutz!
Auf dem Vormarsch ins Landesinnere
Das Hübsche Goldhaarmoos ist "Moos des Jahres 2008"
Die Bryologisch-lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa (BLAM) hat das Hübsche Goldhaarmoos - wissenschaftlich Orthotrichum pulchellum zum Moos des Jahres 2008 gewählt. Die 35 europäischen Arten der Goldhaarmoose besiedeln Felsen und vor allem Baumrinden. Viele von ihnen standen lange auf den Roten Listen, da sie sehr empfindlich auf eine Verschmutzung der Luft mit Schwefel- und Stickstoffoxiden reagieren.
Orthotrichum pulchellum ist eine nordisch-ozeanische Art, die bis vor kurzem in Mitteleuropa auf die Küstenregionen von Nord- und Ostsee beschränkt war, sich derzeit aber Richtung Süden ins Landesinnere ausbreitet. Immer häufiger wird sie fernab der Küsten an Feld- und Waldbäumen nachgewiesen.
So war das Hübsche Goldhaarmoos zum Beispiel in Nordhrein-Westfalen nur von einem einzigen Wuchsort in Ostwestfalen bekannt, wo es 1861 ein Mooskundler gesichtet hatte. Erst 2001, also 140 Jahre später, wurde die Art im Rahmen einer Mooskartierung zur Luftgütebestimmung im Weserbergland wiederentdeckt. Seitdem häufen sich die Meldungen. So wurde Orthotrichum pulchellum inzwischen an Haselsträuchern, Eschen und Weiden im Neandertal bei Düsseldorf gefunden, weitere Wuchsorte wurden aus dem Rhein-Sieg-Kreis, dem hessischen Lahntal und dem rheinland-pfälzischen Ahrtal bekannt.
Als ein Grund für diese interessanten Neuentdeckungen werden Klimaveränderungen diskutiert. Funde gibt es allerdings auch aus Höhenlagen von rund tausend Metern im Schwarzwald und dort herrscht immer noch ein vergleichsweise raues Klima. Vielleicht macht es das Hübsche Goldhaarmoos einigen seiner Verwandten nach, die derzeit offenbar als Folge verbesserter Umweltbedingungen ihre ehemals stark belasteten Standorte in den industriellen Ballungsräumen zurückerobern.
Goldhaarmoose gelten gemeinhin als schwer bestimmbar, da wichtige Merkmale nur an den Fruchtkapseln zu finden sind. Dabei handelt es sich meist um mikroskopische Merkmale, die eine sorgfältige Prüfung verlangen. Auch das Hübsche Goldhaarmoos ist zunächst eher unauffällig. Doch wenn seine emporgehobenen Kapseln ihre Haube - die sogenannte Calyptra - verlieren und sich öffnen, um die Sporen in die Freiheit zu entlassen, dann kann es seine Identität nicht länger verbergen, denn die orangeroten Kapselzähne sind sehr charakteristisch, eine Verwechslung ist kaum möglich.
Beitrag erstellt am 3. Dezember 2007.