Kriechender Sellerie im Eper Venn - Foto: Corinne Buch
Vielfalt vor Ort bewahren
Der NABU betreut genetische Erhaltungsgebiete von Wildsellerie
In den vergangenen drei Jahren untersuchten Forschungsteams des JKI, der Universität Osnabrück und der Humboldt-Universität Berlin im Projekt „GE-Sell“ die genetische Vielfalt von Wildsellerievorkommen in Deutschland. Sie fanden 55 Pflanzenbestände, die in ihrer Gesamtheit die Formenvielfalt der Wildselleriearten der Gattungen Apium und Helosciadium repräsentieren und sicherstellen, dass die innerartliche Vielfalt bewahrt wird. 45 dieser Pflanzenbestände bilden nun das Netzwerk genetischer Erhaltungsgebiete Wildsellerie.
Die natürlichen Habitate, in denen die Wildselleriearten vorkommen, befinden sich oft in Naturschutzgebieten oder auf Privatbesitz. Daher ist es für den Erhalt der Bestände notwendig, die Akteure vor Ort mit einzubeziehen, sie für die Einzigartigkeit des Vorkommens zu sensibilisieren und als Partner zu gewinnen. Dabei spielen in weiten Teilen Deutschlands örtliche NABU-Gruppen eine Hauptrolle. Inzwischen haben mehrere NABU-Untergliederungen eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, mit der sie sich für den dauerhaften Erhalt der Vorkommen aussprechen und als Ansprechpartner für Schutzmaßnahmen vor Ort zur Verfügung stehen.
Um diese Arten geht es
- Der Echte Sellerie (Apium graveolens subsp. graveolens) kommt in Deutschland vor allem entlang der Ostseeküste sowie im südlichen Niedersachsen, in Sachsen-Anhalt und Nordthüringen vor.
- Der Kriechende (Sumpf-)Sellerie (Helosciadium repens) hat zwei Schwerpunkte: in Nordostdeutschland sowie in Bayern südlich der Donau.
- Der Knotenblütige (Sumpf-)Sellerie (Helosciadium nodiflorum) wächst fast ausschließlich in Rheinland-Pfalz, Einzelvorkommen gibt es in Hessen, NRW und dem Saarland.
- Der Untergetauchte (Sumpf-)Sellerie (Helosciadium inundatum) kommt nahezu ausschließlich in Niedersachsen vor, außerdem angrenzend in NRW und Sachsen-Anhalt.
„Genetische Erhaltungsgebiete sind eine Möglichkeit, mit dem Landwirtschaft und Naturschutz gemeinsam Wildpflanzen vor Ort erhalten können,“ unterstützt Dr. Thomas Hövelmann, Sprecher des NABU-Bundesfachausschuss Botanik, das Vorhaben. Er ruft weitere NABU-Gruppierungen auf, sich an dem Aufbau des Netzwerkes für Wildsellerie-Arten zu beteiligen: „Auch wenn mit der Ausweisung als genetisches Erhaltungsgebiet kein weitergehender gesetzlicher Schutz und auch keine Unterstützung erforderlicher Pflegemaßnahmen verbunden ist, so bedeutet das Prädikat doch eine Wertschätzung der Vorkommen und kann als Gewicht bei Planungen oder Förderanträgen in die Waagschale geworfen werden.“
In Deutschland wachsen viele Wildpflanzenarten, die mit unseren Kulturpflanzen verwandt sind. In ihnen schlummern Gene, die morgen für die züchterische Verbesserung unserer Nahrungspflanzen relevant werden könnten. Deshalb sei es nur folgerichtig, dass Naturschutz und Landwirtschaft beim Erhalt dieser genetischen Ressourcen zusammenarbeiten, betonte das Bundes-Landwirtschaftsministerium anlässlich der Einrichtung des Netzwerkes Wildsellerie im Rahmen einer Feierstunde Anfang Juni 2019 beim JKI in Quedlinburg.
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