Schmetterling, Käfer und Wildbiene haben eine unersetzliche Rolle in unserer Natur. Doch ihre Zahl geht immer mehr zurück. Helfen Sie mit einer Patenschaft, gegen das Insektensterben!
Jetzt informieren!Die faszinierende Welt der Feuerwanze
Vielseitig, überraschend und vor allem nicht schädlich
Haben die ersten Sonnenstrahlen sie aktiviert, verlassen die schwarz-roten Feuerwanzen ihre Winterquartiere. Aus geschützten Ritzen oder Laubstreu krabbeln sie ins Warme, unter Linden, Hibiskus, Malven oder Eibisch. Dort tummeln sie sich in Massen, egal ob im Garten, im Park, in der Stadt oder auf dem Land. Die zwischen acht und zwölf Millimeter langen Wanzen trifft man bundesweit. Das muss, entgegen allen Vorurteilen, niemanden besorgen, insbesondere keine Gärtner*innen.
Feuerwanzen beim Insektensommer 2024
Beim Insektensommer 2024 spielt die Feuerwanze eine ganz besondere Rolle. Uns interessiert diesmal nämlich brennend, wie viele der Wanzen Sie entdeckt haben.
Mehr zum InsektensommerHeimliche Müllabfuhr
Sie saugen an krautigen Teilen von Pflanzen, manchmal auch an toten Insekten oder Artgenossen. Das macht sie eher zu einer natürlichen Müllabfuhr, die den Garten freiräumt. Primär lauern Feuerwanzen aber auf Samen von Linden und anderen Malvengewächsen. Diese saugen sie aus, doch es bleiben genügend übrig, sodass es den Pflanzen nicht schadet. „Auch für Menschen sind sie ungefährlich, selbst wenn sie sich manchmal in Wohnungen verirren. Sie tun niemandem was, übertragen weder Krankheiten noch sind sie giftig”, ergänzt Jürgen Deckert vom NABU-Bundesfachausschuss Entomologie.
Woher ihr schlechtes Image kommt, darüber lässt sich nur mutmaßen. Vielleicht von der bekannteren und unbeliebteren Bettwanze, vielleicht von ihrer auffälligen schwarz-roten Zeichnung. Diese ist in der Tierwelt ein typisches optisches Warnsignal für Fressfeinde, das auf Giftstoffe hinweist. Im Gegensatz zur ähnlich gefärbten und für Vögel tatsächlich giftigen Ritterwanze ist die Färbung bei der Feuerwanze aber nur ein gut funktionierender Bluff: Sie schützt sich damit erfolgreich vor Vögeln.
Typisch Wanze
Umgangssprachlich wird die Feuerwanze auch Feuer- oder Schusterkäfer genannt. „Aber die Feuerwanze ist eindeutig eine Wanze. Wie alle Artgenossen unterscheidet sie sich von Käfern durch ihren charakteristischen Rüssel, den sie anstelle von Beiß- oder Kauwerkzeug zur Nahrungsaufnahme braucht. Er ist in Ruhestellung unter den Körper geklappt und nur beim Essen sichtbar“, erklärt der Wanzenexperte. Dann durchsticht sie mit dem Rüssel die Hülle des Tier- oder Pflanzenteils. Durch eines von zwei Röhrchen leitet sie einen Verdauungssaft ein, der die Nahrung zu einem Brei zersetzt. Mit dem zweiten Röhrchen kann sie die verflüssigte Nahrung einsaugen.
An ihrem hinteren Brustsegment verbirgt sich noch ein besonderes Alleinstellungsmerkmal von Wanzen, die sogenannten Duftdrüsen. Mit ihnen kommunizieren sie untereinander, indem sie wichtige Duftsignale an ihre Gruppe versprühen. Bei Gefahr ist es ein Warnsekret, das die Feuerwanzen blitzschnell dazu bringt, von ihrem aktuellen Standort wegzukrabbeln. Umgekehrt rufen sie andere Wanzen durch ein Gemeinschaftspheromon an gute Futter- oder Schlafplätze. Beide Gerüche sind für Menschen nicht wahrnehmbar, haben für uns aber einen praktischen Nebeneffekt: Sie halten Mücken fern.
Liebesschauspiel
Nicht selten kann man Feuerwanzen im Frühjahr bei der Paarung beobachten, für die das Männchen am Hinterteil des Weibchens andockt. Die Partner sind voneinander abgewandt, was bisweilen zu Richtungskämpfen führt, denn während der in der Regel zwölf, manchmal sogar 30 Stunden dauernden Paarung bewegen sie sich munter hin und her.
Weibchen legen einmal im Jahr rund 60 Eier in Bodenkuhlen, Rissen in Rinden, abgefallenes Laub oder ähnlichen geschützten Orten ab. Zusätzlich helfen spezielle Stoffe den Feuerwanzen dabei, Fressfeinde wie Spinnen oder Vögel fernzuhalten. Nach rund zwei Wochen schlüpfen die Larven, die sogenannten Nymphen. Sie sind deutlich kleiner als die erwachsenen Wanzen und durchlaufen in zwei bis drei Monaten fünf Entwicklungsstadien. Dabei häuten sie sich jedes Mal, bis sie ausgewachsen sind. Unter günstigen Bedingungen, also in warmen Jahren, kann sich eine zweite Feuerwanzengeneration entwickeln, die es aber bis zum Jahresende nicht bis zum adulten Tier schafft. Sie überwintern dann im Jugendstadium.
Wunderland Wanzen
Allein in Deutschland gibt es rund 900 Wanzenarten, die Feuerwanze gehört zu den häufigsten. Sie ist besonders in den gemäßigteren Zonen Europas und Asiens zu Hause und profitiert vermutlich von den wärmeren Temperaturen. „Im Moment ist die Feuerwanze häufig und nicht rückläufig“, so der Wanzenforscher. Doch er betont, wie schwierig es sei, fundierte Aussagen über den Zustand von Wanzen zu treffen. „Im Vergleich zu beispielsweise Libellen, Heuschrecken oder Tagesschmetterlingen ist ungleich weniger über die Verbreitung und den Bestand von Wanzen bekannt. Der Verlust vieler Arten käme schleichend und unbemerkt, auch weil viele in den Tropen und Subtropen noch gar nicht beschrieben sind.“
Dabei eröffnen sie ein faszinierendes, vielfältiges Universum. Sie kommen in jedem Lebensraum an Land und Wasser vor, ob auf Trockenrasen, im Moor oder, wie der Wasserskorpion, im Tümpel. „Wanzen zu untersuchen, würde uns auch viel über den Zustand ihres jeweiligen Lebensraums sagen. Sie charakterisieren ihre jeweiligen Gebiete, an die sie angepasst sind“, erklärt Deckert. Und ohnehin sind sie essenziell für das Ökosystem, ob als Räuber oder Beute.
Lisa Gebhard (aus Naturschutz heute 2/24)
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