Knappe - Foto: Frank Hecker
Feuerwanzen und ihre Doppelgänger
Die vielfältige Welt der rot-schwarzen Wanzen
Bei Tieren sind grelle Farben häufig Warnfarben. Damit zeigen sie, dass von ihnen eine Gefahr ausgeht. Bei Insekten sind Schwarz-rot und Schwarz-gelb ganz typische Warnfarben. Dadurch wissen die Fressfeinde: Achtung, hier lauert Gefahr – ohne dass sich das Beutetier wirklich verteidigen muss. Schon allein wegen der Warnfarbe werden giftige Insekten seltener gefressen.
Diese Farben können aber auch als Tarnung dienen. Denn schmücken sich harmlose Tiere mit denselben Farben wie gefährliche Tiere, hat das auf Fressfeinde denselben Effekt. Diese Ähnlichkeit zwischen wehrhaften und wehrlosen Arten nennt man „Mimikry“. Ein Spezialist dieser Täuschung ist die rot-schwarze Feuerwanze. Eigentlich ist sie harmlos und nicht giftig, schreckt aber mit ihrer auffälligen Färbung Fressfeinde ab. Den meisten Tieren schmeckt sie außerdem nicht.
Feuerwanze
Die Feuerwanze ist überwiegend rot gefärbt mit schwarzem Kopf und Schildchen. Das Halsschild hat einen schwarzem Mittelfleck. Die roten verkürzten und verhärteten Vorderflügel haben je einen auffälligen runden schwarzen Punkt. Die Hinterflügel sind bei den meisten Individuen verkümmert. Der Körper ist abgeflacht und länglich oval. Mit neun bis 13 Millimetern Länge ist sie mit bloßem Auge gut zu erkennen. Sie saugt an abgefallenen Samen vor allem von Linden, aber auch an anderen Insekten und bevorzugt unterschiedliche Malvengewächse, wie Malve, Hibiskus oder Eibisch. Ihr Name kommt durch die markante rot-schwarze Färbung.
Zimtwanze
Die Zimtwanze (Corizus hyoscyami) trägt diesen Namen, weil sie tatsächlich ein wenig nach Zimt duftet. Der ledrige Teil ihrer Deckflügel ist rot mit schwarzem Muster. Der häutige Teil ist schwärzlich und sehr fein längs geadert. Ihre Beine und Fühler sind schwarz. Mit neun bis 12 Millimetern Länge sind sie fast genauso groß wie Feuerwanzen. Auch diese Wanzenart saugt an reifenden Samen, allerdings von Korbblütlern. Sie ist bei uns weiter verbreitet und daher häufig zu beobachten.
Lindenwanze
Die Lindenwanze (Oxycarenus lavaterae) stammt ursprünglich aus dem Mittelmeergebiet und kann erst seit ein paar Jahrzehnten nördlich der Alpen gesichtet werden – beispielsweise in der nördlichen Schweiz, in Österreich und in Rheinland-Pfalz. Seit etwa 20 Jahren breitet sie sich bei uns aktiv von Süden nach Norden aus und kommt inzwischen in vielen Bundesländern stellenweise häufig vor. Die auch als Malvenwanzen bekannten Insekten versammeln sich oft in großen Kolonien an Lindenstämmen. Für die Bäume sind sie nicht schädlich, auch nicht für Menschen und Tiere.
Auch diese Wanzen sind schwarz-rot gefärbt. Die Membran leuchtet silbern und ist durchsichtig. Mit nur vier bis sechs Millimetern Körperlänge sind sie somit deutlich kleiner als die Feuerwanze, die an den gleichen Pflanzen auftritt. Wie der Name schon verrät, sind Malvengewächse, darunter Linden, die Futterpflanze, an der sie häufig auftreten.
Knappe
Der Knappe (Spilostethus saxatilis) trägt ein schwarzes Halsschild mit drei roten Längsstreifen. Die Deckflügel sind schwarz gesäumt und rot-schwarz gefleckt. Daher kommt auch der Name für diese Wanze, da ihre Körperfärbung an die bunte Kleidung einiger Knappen aus dem Mittelalter erinnert. Mit ihrer Länge von zehn bis elf Millimetern ist er kleiner als die meisten Feuerwanzen. Als Nahrung nutzt diese Wanzenart bevorzugt Dolden- und Korbblütler. Bei uns kommt sie vor allem im Süden vor – in größerer Zahl beispielsweise in Streuobstwiesen.
Ritterwanze
Wie ihre Artgenossen ist die Ritterwanze (Lygaeus equestris) an der Oberseite rot mit schwarzen Zeichnungen, die an ein Ritterkreuz erinnern. Auf dem roten Halsschild befinden sich an Vorder- und Hinterrand zwei unregelmäßige schwarze Querbinden. Die dunkle Flügelmembran ist mit einem weißen, runden Flecken gezeichnet. Mit acht bis 14 Millimetern Länge ist sie so groß wie die Feuerwanze. Als Nahrung nutzt sie vor allem Schwalbenwurz, Adonisröschen, seltener Löwenzahn und andere Kräuter. Bei uns kommt sie auf Rügen, entlang der Oder, in den Mittelgebirgen sowie in den Alpen vor.
Gemüsewanze
Bei der Schwarzrückigen Gemüsewanze (Eurydema ornata) ist das Halsschild glänzend rot mit sechs schwarzen Flecken, die auch zu zwei großen Flecken zusammenfließen können. Das Schildchen hat nur einen großen schwarzen Fleck. Die Halbdecken zeigen jeweils einen großen hakenförmigen Fleck und einen weiteren kleineren kurz vor der schwarzen Flügelspitze. Es gibt auch Wanzen, bei denen die roten Anteile weiß gefärbt sind. Gemüsewanzen sind mit sieben bis neun Millimetern Länge um einiges kleiner als die Feuerwanzen.
Ihren Namen verdankt sie ihrer Ernährungsweise, bei der auch einige für uns Menschen schmackhafte Gemüsesorten dabei sind: Kreuzblütler, Rauke, Kohl und Rettich. Als erwachsene Tiere nehmen sie die Senföle dieser Pflanzen auf und werden so für andere Tiere ungenießbar. Die wärmeliebende Schwarzrückige Gemüsewanze ist in Deutschland weit verbreitet.
Rote Mordwanze
Der Kopf und die Fühler der Roten Mordwanze (Rhynocoris iracundus) sind schwarz. Der Halsschild ist vorne schwarz und hat hinten einen roten Fleck. Der lederige Teil der Flügel ist rot, die Membran schwarz. Der Hinterleib weist am Rand eine schwarz-weiße oder eine rot-weiße Zeichnung auf. Die Beine sind rot und mit schwarzen Ringen versehen. Mit 14 bis 18 Millimetern Länge ist sie größer als die Feuerwanze.
Die Rote Mordwanze ernährt sich ausschließlich räuberisch von verschiedenen Insekten, die oft größer sind als sie selbst und denen sie auf Blüten sitzend auflauert. Dieses Verhalten hat ihr auch ihren Namen eingebracht. Die Beute wird durch einen auch für den Menschen schmerzhaften Stich mit ihrem Stechrüssel rasch abgetötet und ausgesaugt. Bei uns die Art zwar weit verbreitet, aber nicht besonders häufig.
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