Die kleine Glanzkrabbenspinne ist für den Menschen völlig harmlos. Sie kommt bisher vor allem in der Südhälfte Deutschlands vor, außerdem punktuell im Nordosten. Es gibt sie in drei Farbvarianten, einmal in schwarz-rot ... - Foto: Helge May
Aliens vor der Haustür
Tipps für sommerliche Neuentdeckungen
Mit Ängsten ist nicht zu spaßen. Wer zum Beispiel eine Spinnen-Phobie hat, den versetzt schon der winzigste Achtfüßer in Schrecken. Ohnehin sind Spinnen den meisten Menschen etwas unheimlich. Sie lauern in klebrigen Netzen auf Beute, huschen abends im Wohnzimmer über den Boden oder verfangen sich vom Wind verweht in den Haaren – pfui Spinne!
Während andere Schreckenstiere wie etwa die Fledermäuse sich ein neues positives Image zugelegt haben, bleibt die Zahl der Spinnenfreunde überschaubar. Handelt es sich zudem noch um neu zugewanderte oder eingeschleppte Arten, ist das Medienthema für das Sommerloch perfekt. Frei nach dem Motto „Gestern waren Sie noch sicher, aber was ist heute?“.
Ängstliche Monster
Ideales Sommerlochtier ist der Ammen-Dornfinger. Mit anderthalb Zentimetern relativ groß, sieht die blassgelbe Spinne samt ihren großen rotbraunen Kieferklauen von nahem betrachtet tatsächlich furchterregend aus. Und sie ist die einzige heimische Spinne, die schmerzhaft unsere Haut durchbeißen kann.
Sie kann – sie will aber gar nicht. Ammen-Dornfinger sind alles andere als aggressiv, sie sind geradezu schüchtern. Man muss der ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammenden Spinne schon schwer zusetzen, damit sie sich nicht mehr anders zu helfen weiß und zubeißt.
Bitte nicht stören
Bundesweit leben rund 25 verschiedene Dornfingerspinnen. Ammen-Dornfinger finden sich fast ausschließlich im Rhein-Main-Gebiet und in Brandenburg. Sie bevorzugen hochgrasige Bereiche, wo sie den Tag in kugeligen Ruhegespinsten verbringen. In solchen Brachen, an Bahndämmen und an Wiesenrändern wimmelt es von Kleintieren, darunter auch Neubürger wie die bunte und harmlose Südliche Glanz-Krabbenspinne oder die Wespenspinne.
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Wespenspinne - Foto: Helge May
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Wespenspinne beginnt, eine erbeutete Heuschrecke zu umwickeln - Foto: Helge May
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Wespenspinne mit erbeuteter Großlibelle - Foto: Helge May
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Die Unterseite der Wespenspinne - Foto: Helge May
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Das zierliche Wespenspinnenmännchen - Foto: NABU/Gisela Kolek-Meyer
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Wespenspinnen-Kokon - Foto: Helge May
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Die Netze der Wespenspinne erkennt man gut an den typischen weißen Verstärkungen, Stabilement genannt. - Foto: Helge May
Während Dornfinger versteckt leben, halten sich die schwarz-gelb-geringelten Wespenspinnen offen in ihren großen Fangnetzen auf. Bis vor einigen Jahrzehnten kam die auch als Zebra- oder Tigerspinne bezeichnete Art nur in besonders wärmebegünstigten Regionen vor. Sie hat ihr Areal stark ausgeweitet, wohl auch dank des Klimawandels, und fehlt heute in Deutschland nur noch in den Hochlagen der Mittelgebirge.
Tödlicher Sex
Wespenspinnen fressen alles, was sich in den Netzen verfängt. Häufigste Beute sind Heuschrecken. Besonders spannende Beobachtungen lassen sich Ende Juli und Anfang August machen, dann ist Fortpflanzungszeit. Am Netz rüttelnd, begehren die Männchen Einlass und müssen dabei immer auf der Hut sein: Wespenspinnen-Weibchen sind ausgesprochen kannibalistisch veranlagt und versuchen die kleineren Männchen unmittelbar nach der Paarung aufzufressen.
Im Englischen werden neu hinzukommende Arten als Aliens bezeichnet, womit nicht nur Außerirdische, sondern ganz allgemein Fremdlinge gemeint sind. Zu den typischen Beutetieren der Wespenspinne gehört mit der Büffelzirpe ein Insekt, das tatsächlich fast außerirdisch aussieht. Die aus Amerika eingeschleppte Zikade hat eine große breite Kopfplatte, die nach hinten in einen flachen Dorn ausläuft. Von vorne wirkt sie wie ein kleiner grüner Büffel. Das Büffelchen ist allerdings scheu und fliegt bei Störungen sofort im Schwirrflug auf. Also ganz vorsichtig anpirschen, keine hastigen Bewegungen…
Infos und Bilder zu allen genannten Arten gibt es bei www.naturgucker.de. Dort kann man seine Beobachtungen zudem ganzjährig melden.
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Der Ammen-Dornfinger ist die einzige heimische Spinne, die in der Lage ist, die menschliche Haut mit ihren Kieferklauen zu durchdringen. Betroffene vergleichen den Schmerz mit dem eines Wespenstichs. Dornfinger sind allerdings sehr scheue Tiere. Man muss sie schon massiv stören, damit sie sich mit einem Biss zur Wehr setzen. Mehr →
Von Süden kommend hat sich die Wespenspinne in den letzten Jahrzehnten über fast ganz Deutschland verbreitet. Die Wespenspinne hängt ihr Netz relativ bodennah auf und fängt dort in erster Linie größere, springende Beutetiere. Mehr →
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