Die dunkle Spaltenkreuzspinne (hier ein Männchen) besiedelt gerne Nischen an der Außenfassade von Häusern. - Foto: Helge May
Schau mal, wer da kommt...
Zum Herbstanfang zieht es vermehrt Spinnen ins Haus
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Der Speispinne ist es draußen grundsätzlich zu kalt. Sie hält sich in unseren Breiten das ganze Jahr über im Haus auf. - Foto: Helge May
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Die Große Zitterspinne ist ebenfalls ein Ganzjahres-Hausbewohner. Hier hat sie eine Gartenwanze erbeutet, die sich nach innen verirrt hatte. - Foto: Helge May
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Bei der Haus-Winkelspinne ist der Name Programm.- Foto: Helge May
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Die winzige, aus südlichen Gefilden stammende Wollige Mauerspringspinne hat sich weit nach Norden ausgebreitet. - Foto: Helge May
Mit etwas Glück können wir für Ende September/Anfang Oktober noch auf einen schönen Altweibersommer hoffen, der eigentliche aber Sommer geht nun unweigerlich zu Ende. Sinkende Temperaturen und steigende Luftfeuchtigkeit bringen nicht nur die Menschen dazu, sich wieder mehr in ihre vier Wände zurückzuziehen. Das traute Heim wird nun auch vermehrt von Mitbewohnern besiedelt, die nicht immer willkommen sind. Zu teilweise heftigen Reaktionen führt der achtbeinige Einmarsch von Spinnen, die darauf hoffen, in einer stillen Zimmerecke mit fetter Beute den Winter zu überstehen.
Wer Spinnen nicht mag: Die Tiere in einem Glas einfangen und nach draußen bringen...
In unseren Häusern fühlen sich unter anderem die Hauswinkelspinne und die Zitterspinne recht wohl und befreien uns von lästigen Insekten wie Stechmücken und Stubenfliegen. Für viele Menschen ist die Hauswinkelspinne das klassischen Ekeltier: relativ groß und dicht behaart. Schaut man sich die Spinne genauer an, wird man schnell feststellen, dass sie fast nur aus Beinen besteht. Der eigentliche Körper ist lediglich zwei Zentimeter groß. Also wirklich kein Grund, sich zu ängstigen. Wer diese Mitbewohner trotzdem nicht dulden will, sollte die nützlichen Tiere nicht mit Pantoffeln, Staubsaugern oder Zeitungen traktieren, sondern in einem Glas einzufangen und nach draußen bringen.
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Der Name sagt es schon: Die Herbstspinne hat jetzt ihre große Zeit. Sie lässt sich samt Netz auch am Fenster beobachten. - Foto: Helge May
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Die Herbstspinnenmännchen warten am Rand des vom Weibchen gesponnenen Netzes auf ihre Chance... - Foto: Helge May
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Das Männchen schnappt sich die im Netz des Weibchen gefangene Beute, hier eine Hainschwebfliege, und übergibt diese dann dem Weibchen als Hochzeitsgeschenk. Klingt verrückt, funktioniert aber... - Foto: Helge May
Vergleichsweise zart gebaut erscheint die Zitterspinne mit ihren dünnen grazilen Beinen. Obwohl sie in fast jeder Wohnung als Untermieter anzutreffen ist, fällt sie kaum auf. Häufig bemerkt man die Zitterspinne erst, wenn man zufällig ihr Netz berührt: Sie beginnt zu zittern! Öfter als die Spinne selbst fallen ihre großflächigen Netze auf, vor allem, wenn sie verlassen und nach einiger Zeit verstauben. Der zierlichen Spinne traut man gar nicht zu, dass sie sich mit großen Gegnern anlegt. Dennoch ist gerade sie es, die in Kellerschächten oder im Keller der Hauswinkelspinne nachstellt. Sie pirscht sich an das Opfer an und bewirft sie mit Fäden. Ist das Opfer in seinen Bewegungen gehemmt, wird es von der Zitterspinne in Rotation versetzt und dabei eingesponnen, bis schließlich der tödliche Biss angesetzt wird.
Trockene Heizungsluft ist für viele Spinnen tödlich
Einige andere Spinnen verirren sich eher in unsere Häuser, als das sie diese gezielt aufsuchen. Hierzu zählen beispielsweise die Herbstspinne, die winzige, oft an Hauswänden zu beobachtende Zebraspringspinne und die verschiedenen Kreuzspinnenarten, deren kunstvoll gesponnene Netze man jetzt allerorten auch in Gärten und in Blumenkübeln auf Terrassen und Balkons beobachten kann. Diese Spinnen sind nicht ans Leben in Häusern angepasst und sterben spätestens, wenn man im Herbst zu heizen beginnt; dann sinkt die Luftfeuchtigkeit und die Spinnen vertrocknen.
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Die Gartenkreuzspinne ist wohl unsere bekannteste heimische Spinne. - Foto: Helge May
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Die winzige Grüne Lauerspinne wartet gerne auf Efeublättern auf Beute. - Foto: Helge May
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Die Zebraspringspinne huscht und hüpft ab und zu auch durch Wohnung oder Büro. - Foto: Helge May
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Weberknechte sind keine eigentlichen Spinnen, gehören aber zur weiteren Verwandtschaft. - Foto: Helge May
Die bekannte Gartenkreuzspinne mit dem hellen Doppelkreuz auf dem Hinterteil fällt jetzt besonders auf. Wie die Herbstspinnen bauen die nun ausgewachsenen Tiere ihre Netze gerne auch vor die Fenster und bieten dann spannende Beobachtungsmöglichkeiten. Spinnen haben nicht nur acht Beine sondern auch acht Augen, wobei die Kreuzspinnen allerdings nur schlecht sehen können.
20 Meter Faden für ein Kreuzspinnennetz
Im Gegensatz zu den Jagd- und Lauerspinnen ist die Kreuzspinne auf die Augen auch nicht angewiesen, da sie ein Netz für den Beutefang baut. Dies schafft sie dafür täglich neu in jeweils nur 45 Minuten Bauzeit. Am Hinterleib trägt die Kreuzspinne sechs Spinnwarzen, aus denen die Spinnflüssigkeit austritt: Der Spinnfaden, der an der Luft hart wird, kann aus bis zu 600 Einzelfäden bestehen. In den frühen Morgenstunden baut die Spinne mit etwa 20 Meter Spinnfaden ihr Radnetz, das ihr zum Beutefang und Wohnen dient. Kreuzspinnen leben übrigens sehr umweltbewusst: Alte Netze werden gefressen, das Material wird recycelt und für ein neues Netz verwendet.
Alle Spinnenarten, von denen es allein in Deutschland rund 1000 gibt, leben räuberisch von der Jagd auf Insekten und andere Kleintiere. Sie haben damit eine bedeutende Funktion in der Natur als Regulator. Eine Ahnung davon, wie wichtig Spinnen im Naturhaushalt sind, bekommt man, wenn man frühmorgens die von Tautropfen schweren, unzähligen Spinnennetze auf einer Wiese betrachtet – ein wunderschöner Anblick – nicht nur für jeden Spinnenfreund.
Berliner Hausspinnen
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