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Die Dreiecksspinne ist „Europäische Spinne des Jahres 2009“
08. Dezember 2008 -
„Achtung!“ möchte man Insekten zurufen, die sich in die Nähe des Netzes der Dreiecksspinne wagen. Denn einmal gefangen, ist ein Entrinnen kaum noch möglich. Die von Experten aus 21 Ländern zur „Europäischen Spinne des Jahres 2009“ gekürte Art verfügt zwar über keinerlei Giftdrüsen, doch bei ihrem Netz hält sie auf raffinierte Weise die „Fäden in der Hand“. Die Dreiecksspinne wartet zwischen dem Signalfaden, der zum Netz führt, und dem Anheftungspunkt des Netzes auf ihre Beute. Das Netz selbst besteht aus nur vier radialen Spinnfäden mit dazwischen gespannten Fangfäden. Sobald ein Insekt in das Netz gerät, verlängert die Spinne blitzschnell den Faden hinter sich. Sofort fällt das Netz über der Beute in sich zusammen. Da die Insekten nicht mit Gift betäubt oder getötet werden können, werden sie bis zur Unkenntlichkeit eingesponnen.
Dass für die Beutetiere kein Entrinnen möglich ist, hängt vor allem von der Art der gesponnenen Fäden ab. Zu den gewöhnlich bei Webspinnen vorhandenen meist sechs Spinnwarzen verfügt die Dreiecksspinne noch über ein Spinnsieb, durch das besonders feine Fäden austreten. Sie haben einen Durchmesser von weniger als 0,015 Mikrometer. Diese Besonderheit teilt Hyptiotes paradoxus mit etwa 50 weiteren europäischen Spinnenarten. Mittels einer feinen Borstenreihe auf dem letzten Beinpaar, dem sogenannten Kräuselkamm, wird das Gespinst aufgekämmt. So entsteht eine feine Fangwolle, die im Vergleich zu den Leimfäden der Kreuzspinne eine wesentlich höhere Adhäsionskraft hat.
Die für ihre Beutetiere so gefährliche Spinne ist nur drei bis sechs Millimeter groß. Mit relativ kurzen Beinen und einem dreieckigen, gedrungenen Körper wirkt sie eher unscheinbar. Wie alle drei deutschen Vertreter aus der Familie der Kräuselradnetzspinnen (Uloboridae) kann sie sich perfekt tarnen, so dass sie nur schwer zwischen den trockenen Ästen in Nadelwäldern zu sehen ist. Eher hat man bei einem spätsommerlichen Streifzug durch Fichtenschonungen Chancen, das etwa 20 Zentimeter große Netz zu finden. Es ist zwischen die unteren Zweige der Bäume gewebt und schimmert als seidenes Dreieck im Gegenlicht der Sonne.
Die Dreiecksspinne ist von Westeuropa bis Ostasien weit verbreitet. In Deutschland kommt sie laut Nachweiskarte der Arachnologischen Gesellschaft (AraGes) hauptsächlich in Mittelgebirgslagen vor. Ausgewachsene Tiere kann man von Juli bis Oktober antreffen. Ihr Gattungsname Hyptiotes („die auf dem Rücken Liegende“, „die Träge“) weist auf ihre Ruheposition hin, in der sie perfekt getarnt ist.