Tagpfauenauge im Frühjar an Weidenkätzchen - Foto: Helge May
Vier falsche Augen und zwei Pfoten
Tagpfauenauge (Inachis io)
Das Tagpfauenauge gehört zu den Tagfaltern und zu den Edelfaltern. In Deutschland gibt es fast 200 verschiedene Tagfalter, weltweit sind es 6000 Arten. Tagfalter halten die Flügel beim Sitzen meist geschlossen und nach oben zusammengeklappt. Für diese Art typisch ist, dass sich die Oberseite der Flügel stark von der Unterseite der Flügel unterscheidet. Wie bei allen Arten dieser großen Familie sitzen die Schmetterlinge nur auf vier Beinen. Die beiden Vorderbeine sind also verkürzt, liegen eng am Körper und dienen zum Betasten von Unterlagen, zum Riechen und Schmecken. Außerdem werden sie zur Körperpflege eingesetzt und deshalb als „Putzpfoten“ bezeichnet.
Merkmale des Tagpfauenauge
Typisch für Tagpfauenauge ist ihre kräftige rotbraune Flügelfarbe und ein großer bunter Augenfleck auf jedem Flügel. Die Unterseite fast einfarbig und schwarzbraun gefärbt. Diese Art hat eine Flügelspannweite von fünf bis sechs Zentimeter.
Lebensweise und Vorkommen
In Deutschland ist das Tagpfauenauge weit verbreitet und kommt in vielen verschiedenen Lebensräumen vor – bis in die Gipfellagen der Mittelgebirge. In den meisten Regionen werden pro Jahr zwei Generationen geboren. Die erste Generation schlüpft ab Juni, die zweite ab August und bis Oktober.
Die Falter der zweiten Generation überwintern in Kellern oder kalten Räumen und können daher nach der Überwinterung schon sehr zeitig im Frühjahr beobachtet werden. Tagpfauenaugen tummeln sich in Gärten, Parks aber auch in der Großstadt. Eigentlich findet man sie überall dort, wo es viele Brennnesseln gibt.
Das steht auf dem Speiseplan
Die Raupen des Tagpfauenauges fressen ausschließlich Brennnesseln. Aufgrund der Spezialisierung der Raupen wird das Tagpfauenauge auch als „Nesselfalter“ oder auch „Brennesselfalter“ bezeichnet. Die jungen Raupen sind zunächst grüngelb gefärbt, später werden sie leuchtend schwarz mit weißen Punkten. Sie tragen fleischige, bedornte Fortsätze und schrecken damit Vögel ab. Auch die Brennnesselhaare der Pflanzen schützen sie vor Fressfeinden.
Tagpfauenaugen selbst nehmen im Frühjahr gerne den Nektar von Weiden, Huflattich, Schlehen und Löwenzahn zu sich. Sie haben eine Vorliebe für rote und blauviolette Blüten. Im Sommer sind Disteln, Wasserdost, Flockenblumen und Skabiosen, Klee und Luzerne. Gerne fliegt das Tagpfauenauge auch Schmetterlingsflieder (Buddleia) im Garten oder auf Siedlungsbrachen und Bahnflächen an.
Gut zu wissen:
Die großen Augen auf den Flügeln sollen möglichst Fressfeinde abschrecken. Umgekehrt dient die graubraune Flügelunterseite der Tarnung im sitzenden Zustand. Zusätzlich kann das Insekt zur Abschreckung knisternd-zischende Geräusche mit den Flügeln von sich geben. Das Tagpfauenauge ist eine „Zeigerart" für den Klimawandel, denn es verdeutlicht die Klimaerwärmung, da durch die wärmeren Winter immer mehr Generationen pro Jahr entstehen.
Wie kann ich helfen? Lassen Sie im Garten Disteln und Brennnesseln stehen oder pflanzen Sie direkt eine Schmetterlingsblütenwiese, um den Raupen und Faltern Nahrungsquellen zu bieten.
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