Schmetterling, Käfer und Wildbiene haben eine unersetzliche Rolle in unserer Natur. Doch ihre Zahl geht immer mehr zurück. Helfen Sie mit einer Patenschaft, gegen das Insektensterben!
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Neuer Lebensraum für Feuer- und Scheckenfalter
Es gleicht der sprichwörtlichen Suche nach einer Nadel im Heuhaufen, wenn man den Blauschillernden Feuerfalter beobachten möchte. Auf zahllosen Fotos ist der kleine, hübsche Schmetterling festgehalten worden. Denn bei seinen orangerot gemusterten Flügelunterseiten und den bläulich glänzenden Flügeloberseiten geraten Insektenfreunde ins Schwärmen. Doch in der Natur ist er sehr selten geworden. In Deutschland kommt Lycaena helle, wie er wissenschaftlich heißt, nur noch an wenigen Stellen vor.
In Vorpommern leben die letzten Exemplare der gesamten norddeutschen Tiefebene. Wo genau, das halten Experten unter Verschluss, um die Tiere zu schützen. „Der Blauschillernde Feuerfalter war schon immer ein seltener Schmetterling. Laut Literatur kam er in unserem Bundesland an acht Stellen vor. Inzwischen steht er europaweit unter Schutz“, erzählt Rica Münchberger vom NABU Mecklenburg-Vorpommern. Der NABU entwickelte ein Projekt, um den seltenen Tagfalter vor dem Aussterben zu bewahren. Dafür wurden geeignete Flächen gesucht, um dort den Blauschillernden Feuerfalter wieder anzusiedeln.
Europaweite Verantwortung
Bei ihrem Hilfsprojekt hatten die Naturschützer nicht nur diese eine Art im Blick, sondern auch den Goldenen Scheckenfalter. Auch er ist, mit seinen gelb-rot-schwarz gemusterten Flügeln ähnlich hübsch anzusehen wie der Feuerfalter und mit einem Vorkommen an zwei Stellen auch ähnlich stark bedroht. „Im 19. Jahrhundert war der Goldene Scheckenfalter noch viel weiter verbreitet. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts aber sind die Bestände kontinuierlich zurückgegangen. Wir haben für diese durch die Flora-Fauna-Habitiat-Richtlinie europaweit geschützten Arten eine besondere Verantwortung. Wenn wir jetzt nicht eingreifen, werden beide Arten aussterben“, so Münchberger.
Doch geeignete Lebensräume für die Falter zu finden, ist nicht einfach. „Der Blauschillernde Feuerfalter ist auf nährstoffärmere Feuchtwiesen angewiesen. Der Goldene Scheckenfalter bevorzugt in Mecklenburg-Vorpommern Kalkflachmoore und Pfeifengraswiesen. Beide Lebensräume gehen durch die intensive Landwirtschaft und die Entwässerung seit 50 Jahren massiv zurück“, so Volker Wachlin, der als Sprecher des Landesfachausschusses für Entomologie in Mecklenburg Vorpommern seit zwölf Jahren ehrenamtlich den Schmetterlingsbestand überprüft. „Wir setzen uns dafür ein, diese seltenen Lebensräume zu sichern und zu pflegen.“
Futterpflanzen für die Raupen
Im Zuge des Projektes konnten nun insgesamt acht Orte als Lebensräume gefunden werden. Fünf davon waren geeignet für den Goldenen Scheckenfalter und drei für den Blauschillernden Feuerfalter. Dabei handelt es sich vor allem um Gebiete, die früher von den Faltern genutzt wurden. Es sind aber auch neue Flächen, die gute Bedingungen für die Schmetterlinge bieten.
„Auf den Flächen für die Wiederansiedelung der Falter, haben wir 2010 damit begonnen, die Lebensbedingungen weiter zu optimieren“, berichtet Volker Wachlin. „Neben der Beschaffenheit des Bodens ist es wichtig, dass die Futterpflanzen für die Raupen in ausreichenden Mengen vorhanden sind. Der Goldene Scheckenfalter ist zum Beispiel auf den Teufelsabbiss angewiesen. Die Raupen des Blauschillernden Feuerfalters benötigen Wiesenknöterich.“
Natürlich werden die Flächen auch in Zukunft beobachtet und gepflegt, so dass die Lebensbedingungen für die Falter gut bleiben. Außerdem wird die Entwicklung der Bestände beobachtet.
Nachzucht im Gewächshaus
Für die Wiederansiedelung der Schmetterlinge werden Tiere aus anderen Vorkommen entnommen und in dem neuen Gebiet ausgesetzt. „Das ist eine gängige Praxis. Der NABU Brandenburg hat ein ähnliches Projekt, ebenfalls mit dem Goldenen Scheckenfalter bereits vor fünf Jahren durchgeführt“, erklärt Wachlin. Damals war die Population am Galenbecker See in Mecklenburg-Vorpommern die Spenderpopulation. Tragischerweise wurden dort im Sommer 2011 nur zehn erwachsene, männliche Falter gezählt. Das sind viel zu wenig, um Tiere abzufangen – wahrscheinlich sind es sogar zu wenig, damit diese vorletzte Population in Mecklenburg-Vorpommern erhalten bleibt. Die dramatische Entwicklung zeigt die Dringlichkeit des Projektes erneut auf.
Auch vom Blauschillernden Feuerfalter gibt es in Freiheit zu wenig Tiere, um davon welche für das Projekt abzufangen. Glücklicherweise werden seit einigen Jahren Falter im Gewächshaus nachgezüchtet. „Ob die Aussiedlung der Falter geklappt hat, kann man erst nach zwei bis vier Jahren beurteilen. So lange dauert es wahrscheinlich, bis eine Population stabil ist“, so Wachlin. „Doch nach den Erfolgen in Brandenburg sind wir optimistisch.“ Es bleibt zu hoffen, dass es gelingt, die Schmetterlinge zu erhalten, damit auch unsere Enkel die grazilen Tiere noch in der Natur und nicht nur auf alten Fotos finden können.
Julja Koch