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Ein Porträt des Weißen Waldportiers
Wer in Deutschland einen Weißen Waldportier sehen möchte, begibt sich am besten ganz weit in den Süden. Am Kaiserstuhl nahe Freiburg gibt es noch die größten Bestände dieses sehr selten gewordenen Augenfalters.
Der Weiße Waldportier ist der größte heimische Augenfalter, zu denen auch häufigere Arten wie Schachbrett, Ochsenauge, Wiesenvögelchen und Waldbrettspiel gehören. Auffällig ist der Weiße Waldportier aufgrund seiner Augenflecke auf der Flügeloberseite. Die Grundfärbung der Flügel ist allerdings recht dunkel - grau, braun, weiß, manchmal auch in Richtung orange. Die Flügelunterseite ist graufleckig mit weißen Binden und mit einem winzigen Auge. Wenn er typischerweise mit zusammengeklappten Flügeln auf Zweigen oder Steinen sitzt, ist der Weiße Waldportier deshalb nahezu unsichtbar.
Brintesia circe oder Aulocera circe - so der wissenschaftlich Name des Weißen Waldportiers - bevorzugt sonnige Waldränder, südexponierte, warme und blütenreiche Hänge sowie Lichtungen mit Gebüschen. Die Falter fliegen im Süden bereits ab Anfang Juni, in Mitteleuropa abgesehen mit Einzelfunden eher erst im Hochsommer, einzelne Exemplare können noch im September angetroffen werden. Besucht werden wohl vor allem violette Blüten wie Wirbeldost, Karden, Tauben-Skabiose und Flockenblumen. Zur Aufnahme von Wasser und Salzen saugen die Falter auch an feuchter Erde oder an Fäkalien.
Die Eiablage erfolgt in der Nähe von anstehendem Fels, jedoch niemals im offenen Gelände. Die schlanke, grau-braun-grün gestreifte Raupe frisst an Gräsern, bevorzugt an Arten der Wärmestandorte wie Aufrechter Trespe und Schafschwingel. Der Waldportier überwintert im Jungraupenstadium.
Das Gesamtareal von Brintesia circe umfasst Südeuropa, Teile Mitteleuopas und Vorderasien. Die Nordgrenze der Verbreitung liegt um den 50. Breitengrad, wobei es kaum noch neuere Funde aus dem nördlichen Bereich gibt. In Rheinland-Pfalz kommt der Weiße Waldportier im südlichen Pfälzerwald sowie einzeln im Soonwald und im Donnersberggebiet vor. In Baden-Württemberg war früher die gesamte Oberrheinebene bis zum Odenwald besiedelt, diese Areal ist nun auf den Kaiserstuhl und das angrenzende Hügelland zusammengeschmolzen. Dabei wurde der Kaiserstuhl möglicherweise erst Mitte des 20. Jahrhunderts besiedelt. In der bundesweiten Roten Liste ist der Weiße Waldportier in der Kategorie 2 "stark gefährdet" aufgeführt. (elg)
Die Fotos des Waldportiers wurden freundlicherweise von Walter Schön vom Internetportal "Schmetterling & Raupe" zur Verfügung gestellt.