Zitronenfalter - Foto: Helge May
Frühlingsbote mit eingebautem Frostschutz
Ein Porträt des Zitronenfalters
Während sich zum Beispiel Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs während der kalten Jahreszeit in Höhlen oder Dachstühle zurückziehen, verbringt der Zitronenfalter den Winter nahezu ungeschützt. Sein Winterquartier kann eine Baumspalte sein, die Unterseite eines Brombeer- oder Stechpalmenblattes, ein Efeudickicht oder ein Grasbüschel. Seine besondere Winterhärte verdankt der Zitronenfalter einen körpereigenen Frostschutzmittel. Durch das eingelagerte Glyzerin gefriert die Körperflüssigkeit nicht. Außerdem scheidet der Zitronenfalter zu Beginn der kalten Tage einen Teil seiner Körperflüssigkeit aus. Er lässt praktisch alles Wasser ab, das er nicht braucht. So kann der Zitronenfalter Temperaturen bis zu minus 20 Grad Celsius überstehen.
Zitronenfalter werden schon von wenigen wärmenden Sonnenstrahlen zu neuem Leben erweckt, so dass sie bei günstiger Witterung theoretisch zu jedem Tag im Jahr beobachtet werden können. Übrigens: Wenn Zitronenfalter sich sonnen - und das tun sie im Frühjahr ausführlich -, breiten sie ihre Flügel nicht aus, wie andere Schmetterlinge, sondern falten sie zusammen und setzen sich seitlich dem Sonnenlicht aus.
Bei normalem Jahresverlauf verlassen die Zitronenfalter ihre Überwinterungsplätze im Laufe des März, die meisten Tiere finden sich dann im April und bis in die erste Maihälfte. Leuchtend gelb fliegen die Männchen dann an Waldrändern und -wegen patrouillierend auf Brautschau. In wilder Jagd wirbeln sie hinter den weißlich-grün gefärbten Weibchen her. Lässt sich das Weibchen auf den Boden nieder, kommt es zur Paarung. Diese kann bis zu drei Stunden dauern.
Der deutsche Name bezieht sich also nur auf den männlichen Falter. Mit anderen Arten kann man ihn kaum verwechseln. Es gibt zwar einige andere gelbliche Arten wie den Weißklee-Gelbling, diese sind aber deutlich kleiner als der Zitronenfalter mit seinen 50 bis 60 Millimetern Flügelspannweite. Die blassen Weibchen dagegen sehen Weißlingen wie etwa dem Großen Kohlweißling ähnlich. Letztere sind aber zum Beispiel im März noch nicht unterwegs, außerdem fehlen den Zitronenfalterweibchen jegliche schwarze Flecken.
Der wissenschaftliche Name des Zitronenfalters, Gonepteryx rhamni, weist auf die Hauptnahrungspflanze der Raupen hin, nämlich Faulbaum (Rhamnus frangula oder Frangula alnus) und auch Kreuzdorn (Rhamnus cathartica). Das Weibchen legt die Eier einzeln oder zu zweien an den Blättern, Triebspitzen und Zweige. Insgesamt produziert es rund 100 Eier. Die nach einer bis zwei Wochen schlüpfenden, schlanken Raupen sind dunkel mit einem hellen Seitenstreifen. Je nach Witterung verpuppt sich die Raupe nach drei bis sieben Wochen.
Wenn die Falter nach zwei Wochen Puppenruhe schlüpfen, ist es bereits Sommer, meist Ende Juni bis Anfang August. Doch nach kaum zwei weiteren Wochen fallen die Zitronenfalter in einen Sommerschlaf. Erst im Frühherbst werden sie wieder munter. Durch die beiden eingeschalteten Ruhephasen mit stark vermindertem Stoffwechsel erreicht der Zitronenfalter ein Alter von zehn bis elf Monaten. Er ist damit unser langlebigster Tagfalter.
Im Frühjahr nach der Winterstarre sind die Zitronenfalter bei der Nahrungssuche wenig wählerisch. Die neu geschlüpften Falter des Sommers dagegen bevorzugen rot und violett blühende Pflanzen, zum Beispiel Kratzdisteln, Blutweiderich und Gartenpflanzen wie den Sommerflieder. Während die erwachsenen Falter in der Biotopwahl flexibel sind, ist die Art insgesamt wegen der hohen Bindung der Raupen an Faulbaum und Kreuzdorn an feuchte Au- und Moorwälder sowie Trockenwälder mit Gebüschsäumen gebunden. Bereits mit einem einzelnen Faulbaumstrauch lassen sich auch im Garten gute Eiablageplätze schaffen, Kreuzdorn ist wegen seiner starken Ausläuferbildung weniger gartengeeignet. (elg)
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