Warnschild Eichenprozessionsspinner - Foto: Helge May
Wie gefährlich sind Eichenprozessionsspinner?
Wissenswerte Fakten
Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) ist ein Nachtfalter aus der Unterfamilie der Prozessionsspinner und ist heimisch in den Eichenwäldern in Süd- und Mitteleuropas. Durch den Klimawandel breitet sich die Art auch immer weiter nördlicher aus. Neben Wäldern kommt der Spinner aber auch im Siedlungsbereich vor, etwa in Alleen, Gärten, Parks oder auf Friedhöfen. Bekannt und gefürchtet ist der Eichenprozessionsspinner wegen der Brennhaare der Raupen. Ab dem dritten Larvenstadium bilden die Raupen feine Brennhärchen, die innen hohl sind und das Eiweißgift Thaumetopoein enthalten. Gelegentlich kommt es zu Massenvermehrungen. Diese natürliche Phänomen sind in der Vergangenheit stets auch ohne Eingriffe des Menschen zurückgegangen.
Merkmale
Ausgewachsene Falter sind relativ unauffällig braun-grau, mit einem buschigen Kopf und einigen schwachen Querstreifen auf den Vorderflügeln, welche meist direkt über dem Hinterleib gehalten werden. Wie bei den meisten Nachtfaltern sind die Antennen des Männchens größer und stärker gefächert als die des Weibchens. Die Flügelspannweite beträgt etwa 30 Millimeter, der Falter fliegt zwischen Ende Juli und Anfang September.
Die Raupen häuten sich sechs Mal bis sie ein vollendeter Falter werden. Ab dem dritten Larvenstadium – je nach Wetter kann das bereits ab Ende April/Anfang Mai geschehen – bilden sich die für den Menschen gesundheitsgefährdenden Brennhaare. Anfänglich sind die Larven braun-gelblich, in späteren Stadien haben sie außerdem einen breiten dunklen Streifen auf dem Rücken. Der schwarze Kopf ist in etwa so breit wie der Körper. Im letzten Stadium vor der Verpuppung sidn die Raupen bis zu fünf Zentimeter lang. Sie kommen meist in großen Ansammlungen (Nester) auf Eichen vor.
Achtung Verwechslungsgefahr: Die Gespinnste von Eichenprozessionsspinnern sind oft nur an einer oder wenigen Stellen im Baum. Wenn Sie im Frühjahr und Frühsommer Büsche und Bäume entdecken, die komplett eingesponnen sind, handelt es sich wahrschinlich um die harmlosen Gespinnstmotten.
Lebenszyklus
Die adulten Falter fliegen hauptsächlich im Juli und August. In dieser Zeit findet auch die Paarung statt. Anschließend legt das Weibchen die Eier in großen Paketen an Baumstämmen ab (vor allem an Eichen) und bedeckt diese mit Härchen, um sie vor Kälte und Fressfeinden zu schützen.
Die Larven überwintern in diesen Eiern, das erste Raupenstadium schlüpft im April oder Mai des nächsten Jahres. Die geschlüpften Raupen bleiben in einer Gruppe und spinnen Nester, aus denen sie meist nur nachts zur Nahrungssuche kommen. Im Laufe des Frühsommers häuten sie sich mehrfach und lassen die Larvenhäute (inklusive der Brennhärchen) in den Nestern zurück. Nach der Verpuppung in den Gespinnstnestern, ab etwa Ende Juni, und einer drei- bis sechswöchigen Puppenruhe schlüpfen im August die Falter, die eine Lebensdauer von nur wenigen Tagen haben.
Schäden
Auch wenn die Raupen der Eichenprozessionsspinner liebend gerne Eichenblätter fressen, ist der Schaden für die Forstwirtschaft relativ gering. Die vermehrte Bekämpfung hat vielmehr mit den möglichen gesundheitlichen Schäden bei Mensch und Tier zu tun. Die Brennhärchen der Raupen ab dem dritten Larvenstadium enthalten das Nesselgift Thaumetopoein (benannt nach dem wissenschaftlichen Namen des Eichenprozessionsspinner), welches eine Immunreaktion auslösen kann. Diese äußert sich in Juckreiz, Hautentzündungen und vereinzelt in Nesselsucht. Vor allem wenn die Brennhaare in die Augen oder Atemwege kommen, kann es zu stärkeren Reaktionen kommen.
Fakten und Tipps rund um den Eichenprozessionsspinner
Wie verhalte ich mich in der Umgebung von Eichenprozessionsspinner-Nestern?
Bitte halten Sie Abstand und berühren Sie nicht die Nester oder die Raupen. Denn selbst in den Nestern und wenn die Falter schon geschlüpft sind, können die Brennhaare noch vorhanden sein. Informieren Sie auch Ihre Kinder und andere Menschen über die Gesundheitsgefahr von Eichenprozessionsspinner.
Was passiert, wenn ich Kontakt zu Eichenprozessionsspinner hatte?
Bei Kontakt zu Nestern oder Raupen, berühren Sie nicht Ihre Augen berühren. Am besten gehen Sie direkt duschen und waschen Ihre Kleidung bei mindestens 60° Grad Celsius, um das Nesselgift zu zerstören. Wenn es zu starken Reaktionen kommt (eher selten), suchen Sie dringend Ärzt*innen auf.
Muss ich bei Befall die Eiche fällen?
Jeder Baum ist wichtig. Er spendet Schatten, produziert Sauerstoff, verdunstet Wasser und kühlt damit die Umgebung und er ist natürlich Lebensraum für zahlreiche Tiere. Es wäre also schade, wenn Sie den befallenen Baum fällen, denn all die positiven Aspekte würden verloren gehen. Außerdem ist zu beachten, dass Bäume in der Zeit vom 1. März bis 30. September außerhalb des Waldes nach dem Bundesnaturschutzgesetz nicht gefällt werden dürfen. Näheres regelt gegebenenfalls ein sogenannte Baumschutzsatzung ihres Landkreises oder ihrer Stadt.
Dürfen Erdbeeren oder andere Früchte aus meinem Garten noch gegessen werden?
Wenn die Früchte oder das Gemüse nicht in direkter Umgebung zum befallenen Baum ist, darf alles gegessen werden. Ernten Sie am besten mit Handschuhen und waschen Sie die Ernte gründlich ab. Wenn die oben beschriebenen Symptome auftreten, Obst und Gemüse nicht mehr essen.
Wenn die Nester entfernt wurden, gibt es dann noch weitere Brennhaare?
Es können immer noch Reste der Brennhaare in der Umgebung auftreten. Aber professionelle Schädlingsbekämpfer*innen versuchen die Brennhaare so gut wie möglich zu entfernen.
Wie viele Meter muss man von befallenen Bäumen Abstand halten?
Es wird angeraten, einen Abstand von 10 bis 15 Metern zu dem befallenen Baum zu halten. Achtung: Bei bestimmten Windverhältnissen können Brennhaare bis zu 500 Meter verbreitet werden.
Sind Tiere auch in Gefahr?
Auch die Atemwege von Tieren können betroffen sein, daher sollten Sie mit ihrem Hund beispielsweise größtmöglichen Abstand zu befallenen Bäumen halten. Bereiche um die Bäume sollten ausreichend abgesperrt werden. Kommt es trotzdem zum Kontakt, sollten die Stellen mit Wasser abgewaschern werden und bei Symptomen ein Tierarzt aufgesucht werden.
Muss ich den Befall einer Behörde melden?
Es besteht keine gesetzliche Meldepflicht. Wenn Sie im Wald Eichenprozessionsspinner entdecken, können Sie den Befall dem*der Förster*in melden. Ein Befall an einem öffentlichen Platz (z.B. Park, Spielplatz, Straße) kann der Grünflächenverwaltung oder dem Gartenamt der Kommune und dem Gesundheitsamt gemeldet werden. Tritt ein Befall im privaten Garten auf, muss dieser nicht gemeldet werden.
Sind Vermieter*innen verantwortlich?
Wenn ein Grundstück befallen ist, sind stets die Eigentümer*innen verantwortlich.
Wie teuer ist das Entfernen der Nester?
Abhängig vom Anfahrtsweg, der Zugänglichkeit des Baumes und der Stärke des Befalls kann das Absaugen durch eine Spezialfirma mehrere Hundert Euro je Baum betragen.
Was kann ich tun, um dem Eichenprozessionsspinner im Garten vorzubeugen?
Naturnahe Gärten fördert Nützlinge: Natürliche Feinde sind beispielsweise der Kuckuck, Schlupfwespen oder Raubfliegen. Wir empfehlen strukturreiche Gärten mit Hecken, reichhaltigem Blütenangebot und keinen Pestizide. Sie können auch Meisenkästen aufhängen, denn Raupen fressende Vögel fressen zumindest die ersten beiden Raupenstadien des Eichenprozessionsspinners und können somit zumindest den Befall minimieren. Achtung: Hier gibt es aber noch kein Forschungsergebnis zur Wirksamkeit von aufgehängten Meisenkästen und dem möglichen Rückgang des Eichenprozessionsspinners.
Weitere Tipps für den Garten
Die Nester dürfen nicht selbständig entfernt werden, dies sollte man den Expert*innen überlassen. Beim mechanischen Verfahren, werden die Raupen und deren Nester mit Hilfe entsprechender Geräte abgesaugt, verbrannt oder eingesammelt. Hier ist der Vorteil, dass auch die Brennhaare der Raupen dauerhaft entfernt werden. Dies wird von professionellen Schädlingsbekämpfungsbetrieben durchgeführt.
Der NABU empfiehlt das Absaugen der Nester, denn beim Abflammen könnten zum einen die Bäume geschädigt werden und durch die Erzeugung der warmen Luft, könnten die Brennhäarchen umhergewirbelt werden. Leider entscheiden sich einige Eigentümer*innen von „befallenen“ Bäumen diese zu fällen: Wir plädieren, die Bäume zu erhalten. Besonders alte Eiche sind selten. Sie sind Lebensraum für viele Tiere, sie spenden Schatten, liefern uns Sauerstoff, reinigen die Luft und kühlen die Umgebungstemperatur.
Auch chemische Bekämpfung ist für viele Besitzer*innen eine Option. Hier werden Insektiziden genutzt, das ist aber nur dann besonders effektiv, wenn dies während der ersten beiden Larvenstadien geschieht – also etwa zwischen Mitte/Ende April und Mitte/Ende Mai. Achtung: Insektizide töten aber nicht nur die Eichenprozessionsspinner sondern alle Insekten die damit in Kontakt kommen. Der Einsatz von Mitteln ist über das Pflanzenschutzgesetz und das Chemikaliengesetz reguliert. Alternativ bieten naturnahe Gärten Lebensraum für natürliche Fressfeinde der Prozessionsspinner – hier gibt es aber leider noch keine weitreichenden Studien. Auch das Aufhängen von Meisenkästen oder Pheromonfallen, die Eichenprozessionsspinner spezifisch anlocken, könnten eine Hilfe sein.
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