Schmetterling, Käfer und Wildbiene haben eine unersetzliche Rolle in unserer Natur. Doch ihre Zahl geht immer mehr zurück. Helfen Sie mit einer Patenschaft, gegen das Insektensterben!
Jetzt informieren!Schwärmer, Spanner und Eulen
Einblicke in die nächtliche Falterwelt
Farb- und formvollendet schön flattern Schmetterlinge durch die warme Sommerluft. Gaukelnde Zitronenfalter, Kleiner Fuchs oder Schwalbenschwanz sind vertraute Gartenbesucher - tagsüber. In der Dämmerung, wenn die illustre Tagfaltergesellschaft verschwunden ist, huschen dunkle Gestalten hektisch durch die Luft, um sich am süßen Blüten- oder Fruchtsaft zu laben. Ihr Mondscheinspaziergang ist jedoch nicht ungefährlich: zu den größten Feinden von Schwärmern, Eulenfaltern und Spannern gehören die Fledermäuse.
Farbsehen im Dunkeln
Nachts sind alle Katzen grau - für die meisten Lebewesen, wie auch für unsere Augen. Dabei umfasst die Abendgarderobe der nachtaktiven Insekten die gesamte Farbskala. Ihrer aufwändigen Kostümierung werden wir jedoch nur selten gewahr, da sie es vorziehen, in der Dämmerung oder im Dunkeln zu fliegen. Manche Nachtfalter selbst, etwa der Mittlere Weinschwärmer, können dagegen auch in den dunkelsten Nächten Farben gut unterscheiden und das bunte Schauspiel mittels spezialisierter Lichtrezeptoren wahrnehmen.
Schwärmer gehören zu den besten Fliegern unter den Schmetterlingen. Ihr muskulöser, stromlinienförmiger Körper gibt die nötige Kraft zu schnellen Schlägen, so dass sie im Flug nur als Schimmer zu sehen sind. Lediglich ein leichtes Brummen verrät sie in dunkler Nacht. Als regelmäßige Blütenbesucher spielen die Schwärmer bei der Bestäubung eine entscheidende Rolle. Zahlreiche langröhrige Blüten sind ausschließlich ihren extrem langen Saugrüsseln vorbehalten, kaum ein anderes Insekt vermag an dem tief verborgenen süßen Nektar von Zaunwinde oder Phlox zu naschen.
Todesfalle Gartenlampe
Perfekt getarnt ruhen sich die Eulenfalter tagsüber an Baumstämmen, Pflanzen oder anderen verborgenen Plätzen von ihren nächtlichen Ausflügen aus, während derer sie sich dem Zuckerrausch hingeben. Was tagsüber als Tarnung fungiert, weil tarnfarbige Vorderflügel den Körper bedecken, kann im Mondschein, spätestens aber an der fulminanten Gartenbeleuchtung oder im Lichtkegel der Leuchtreklame sehr schnell auffliegen, wenn die oft bunten Hinterflügel aufblitzen.
Auf den kurzwelligeren Bereich des Lichtes fliegen Insekten im Wortsinn voll ab, fast willenlos werden sie von der allerorten eingesetzten blauen, violetten und ultravioletten Strahlung angezogen. Was uns in der Nacht Sicherheit bietet, wird für die nachtaktive Fluggesellschaft eine tödliche Falle.
Normalerweise nutzen die Falter Mond oder Sterne als Lichtquelle, die bekanntermaßen sehr weit entfernt sind. Für den Geradeausflug halten sie konstant einen bestimmten Winkel zwischen ihrer Flugrichtung und dem Mond. Leuchtet nun eine Gartenlaterne heller als der Erdtrabant, orientiert sich das Insekt am "Kunstmond". In einem konstanten Winkel zur Lampe geradeaus zu fliegen funktioniert aber nicht mehr, infolge der Nähe der Lichtquelle ändert sich der Winkel schnell und stetig. Instinktiv korrigiert das Insekt von nun an unablässig seine Flugrichtung - und endet auf einer endlosen Kreisbahn um die Lampe. Das kostet Energie und endet letztendlich meist mit dem Verbrennungstod.
Pflanzen, die um Hilfe rufen
In der Dämmerung und bei Nacht lauern hinter jeder Ecke, an jedem Baumstamm, unter jedem Stein oder Blatt krabbelige Gefahren. Harmlos scheinende zarte Raupen können - jeder Gärtner und Förster weiß das - wahre Fressorgien zelebrieren. Satt sind sie erst, wenn alles kahl gefressen ist. Pflanzen können vor den Fressmaschinen weder weglaufen noch davonfliegen, hilflos sind sie ihrem Schicksal ausgeliefert, sollte man meinen. Doch auch ohne menschliche Hilfe können sich einige von ihnen ihrer Schadinsekten erwehren: indem sie Bodyguards zu ihrer Verteidigung herbeilocken. Rückt ihnen ein Schädling zu Leibe, sondern sie eine Substanz ab, die natürliche Feinde des Angreifers auf den Plan ruft.
Ausgelöst wird der olfaktorische Hilferuf durch bestimmte Substanzen im Mundsekret der Fressfeinde selbst. Knabbert beispielsweise die Larve des Tomatenschwärmers am Tabak, sondert die Pflanze eine flüchtige Substanz ab und ruft damit räuberische Wanzen zur Hilfe. Die Wanzen folgen dem Notruf gern, da sie ein reich gedeckter Tisch erwartet. Doch auch der Schädling selbst, der Tomatenschwärmer, nimmt den Geruch wahr und weiß ob der Verteidigungsbereitschaft der Pflanze, was ihn tunlichst davon abhält, weitere Eier auf dieser Pflanze abzulegen.
Giftcocktail als Liebesgabe
Manche Pflanzenstoffe wiederum werden auch von den Faltern genutzt. Wirklich rührend kümmert sich der Scharlachrote Bärenspinner um seine Auserwählte: Kurz vor der Paarung streichelt das Männchen die Braut sanft mit speziellen Härchen - nicht um es zu liebkosen, sondern zum Schutz vor Fressfeinden, denn die Haare sind mit einem Chemie-Cocktail getränkt. Die Grundlage für das alkaloidhaltige Zauberpuder hat das Männchen zuvor selbst aus Pflanzen geschlürft und gespeichert. Die hochprozentige Streicheleinheit verrät dem Weibchen die Wertigkeit des eigentlichen Brautgeschenks: eine Giftdosis, mit der die Eier imprägniert werden, die aber zugleich die Braut schützt.
Fressfeinden der Bärenspinner verdirbt diese Imprägnierung gründlich den Appetit und erhöht damit die Wahrscheinlichkeit, dass des Cocktail-Mixers Nachkommen überleben. Radnetzspinnen sind mitunter derart angewidert, dass sie ein ins Netz gegangenes Opfer wieder aus den Maschen befreien. So kann Sex Leben retten - zumindest bei Nachtfaltern.
von Eva-Maria Levermann
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