Schmetterling, Käfer und Wildbiene haben eine unersetzliche Rolle in unserer Natur. Doch ihre Zahl geht immer mehr zurück. Helfen Sie mit einer Patenschaft, gegen das Insektensterben!
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Aus dem Leben unserer Libellen
Schon vor 320 Millionen Jahren flogen die Vorfahren unserer heutigen Libellen durch die Sumpfwälder der Steinkohlezeit. Manche hatten Flügelspannweiten von bis zu 60 Zentimetern. Aus der folgenden erdgeschichtlichen Periode, dem so genannten Perm, sind sogar Libellen mit Spannweiten von 75 Zentimetern in Versteinerungen überliefert.
Inzwischen sind die Libellen ein gutes Stück geschrumpft. Die heutigen weltweit etwa 5.000 Libellenarten weisen Flügelspannweiten von 2 bis 15 Zentimetern auf. Im Aussehen und Bau ähneln sie den zur Blütezeit der Dinosaurier vor rund 150 Millionen Jahren lebenden Arten. Libellen sind also sehr ursprünglich gebliebene Insekten.
Waghalsige Flugmanöver
Die in vielen Farben geschmückten grazilen Libellen sind ausgesprochene Flugkünstler. Das gilt besonders für Großlibellen. Sie können rüttelnd wie ein Vogel in der Luft stehen, wie ein Segelflugzeug dahingleiten, auf bis zu 50 Stundenkilometer beschleunigen und abrupt die Flugrichtung ändern. Manche Arten können sogar rückwärts fliegen. Eine kräftige, direkt an den Flügeln ansetzende Flugmuskulatur und die Fähigkeit, die beiden Flügelpaare unabhängig voneinander zu bewegen, ermöglichen diese beeindruckenden Luftmanöver.
Libellen sind Raubinsekten. In der Luft jagen sie nach Fliegen, Mücken und sogar Libellen kleinerer Arten, um sie dann oft schon im Fluge mit ihren Mundwerkzeugen zu verzehren. Die optimale Orientierung im Luftraum wird möglich durch die beiden, einen großen Teil des Kopfes ausmachenden, aus bis zu 30.000 Einzelaugen zusammengesetzten Komplex- oder Facettenaugen. Sie besitzen ein hohes zeitliches Auflösungsvermögen, wodurch die Libellen hervorragend sich schnell bewegende Beutetiere erkennen und verfolgen können. Diese ergreifen sie dann mit ihren nach vorn gerichteten, einen Fangkorb bildenden drei bedornten Beinpaaren.
Akrobatische Paarung
Der Paarungsverlauf ist kompliziert und fordert hohe Beweglichkeit. Da beim Libellenmännchen das Begattungsorgan unten am zweiten und dritten Hinterleibssegment, die samenproduzierenden Keimdrüsen aber an der Bauchseite des neunten Hinterleibssegments liegen, muss es vor der Begattung erst einmal sein Begattungsorgan mit Samen füllen. Dazu biegt es den Hinterleib soweit nach vorn, bis seine Genitalöffnung das Begattungsorgan erreicht und füllt dessen Samenblase mit Sperma. Im Flug ergreift das Männchen dann mit seinen am Hinterleibsende sitzenden Zangen den Kopf eines Weibchens und bildet mit ihm eine Paarungskette. So verbunden fliegt das Paar noch eine Weile umher, um sich schließlich im Fluge oder im Sitzen zu paaren: Das Weibchen biegt seinen Hinterleib nach vorne und verankert die Genitalöffnung am Begattungsorgan des Männchens. Das faszinierende herzförmige Paarungsrad ist entstanden.
Nach der Hochzeit erfolgt die Eiablage. Dabei sind ganz unterschiedliche Strategien entwickelt worden. So werfen Heidelibellen noch in Tandemstellung ihre Eier über der Wasseroberfläche ab. Dagegen entlässt das Weibchen des Großen Blaupfeils schon vom Männchen getrennt mit sanft wippenden Flugbewegungen seine Eier ins Wasser. Das Männchen bewacht diesen Vorgang und vertreibt herannahende Konkurrenten aus seinem Revier. Ganz ohne männliche Begleitung deponiert das Weibchen der Großen Königslibelle seine Eier mit einem Legebohrer in das Gewebe von Wasserpflanzen.
Lange Larvenzeit
Aus den Eiern schlüpfen noch im selben oder erst im folgenden Jahr so genannte Vorlarven mit unbeweglichen Gliedmaßen. Innerhalb kurzer Zeit entwickeln sich die Vorlarven zu Larven weiter. Die räuberisch lebenden Libellenlarven lauern am Grund der Gewässer oder zwischen Wasserpflanzen auf Mückenlarven, Bachflohkrebse oder sogar kleinere Kaulquappen. Sie ergreifen die Beute mit ihrer blitzschnell vorschnellenden Fangmaske. Dieses zweigliedrige, am Ende mit einem Paar beweglicher Dornen bewaffnete Greiforgan ist eine abgewandelte Unterlippe. Es heißt so, weil es, in Ruhestellung zusammengeklappt, die übrigen Mundwerkzeuge der Larven wie eine Maske bedeckt.
Je nach Art häuten sich Libellenlarven 7 bis 13 mal. Die Gesamtentwicklungszeit liegt zwischen einigen Monaten und fünf Jahren. Meist in den frühen Morgenstunden klettern die ausgewachsenen Larven an Stängeln oder Blättern aus dem Wasser und häuten sich zum letzten Mal. Die geschlüpften Libellen treten dann nach kurzer Zeit ihren Jungfernflug an. Im Gegensatz zu dem der Larven währt ihr Leben nur wenige Wochen.
Erfolgsmodell vor dem Ende?
Libellen sind zwar wunderschöne Tiere, doch ganz geheuer scheinen sie manchem Zeitgenossen trotzdem nicht zu sein. Hartnäckig hat sich bis heute der Irrglaube gehalten, sie könnten stechen. Aber Libellen besitzen gar keinen Stachel und sind deshalb auch keine "Teufelsnadeln" oder "Pferdestecher" wie man sie früher gern nannte. Libellen sind sogar recht nützlich, denn sie halten uns stechende Plagegeister wie Mücken und Bremsen vom Leib.
So erfolgreich die Libellen die letzten Millionen Jahre auch waren: Bei uns in Mitteleuropa sind viele der 80 heimischen Libellenarten selten geworden. Zwei Drittel sind gefährdet, ein Fünftel ist sogar vom Aussterben bedroht. Ursache ist wie so oft die Veränderung und Zerstörung der libellentypischen Lebensräume. Moore und andere Feuchtbiotope werden trockengelegt, Flüsse begradigt, Uferbereiche zertrampelt. Die explosionsartige Zunahme von Gartenteichen hilft eben nur einigen wenigen Arten. Wichtige Schutzmaßnahmen für Libellen sind deshalb der Verzicht auf Pestizide und Dünger besonders in Gewässernähe und die Renaturierung von Bächen und Seen. Doch selbst Gartenteichbesitzer können etwas für die Libellen tun, indem sie beispielsweise auf den Besatz mit Goldfischen verzichten. Diese fressen nämlich gern Libellenlarven und ihr Kot überdüngt das Wasser.
Thomas Schmidt
Libellen groß und klein
In Mitteleuropa leben rund 80 verschiedene Libellenarten, die in Groß- und Kleinlibellen eingeteilt werden. Angesehen von der Größe haben Kleinlibellen einen schlanker anmutenden Körper als Großlibellen und in Ruhestellung an einem Zweig oder Blatt sind ihre Flügel zusammengeklappt, währen Großlibellen ihre vier Flügel auch im Sitzen ausgebreitet lassen.
Das Leben der Libellen ist an Wasser gebunden, da ihre Larven nur dort existieren können. Die Ansprüche an den feuchten Lebensraum sind dabei sehr verschieden. Die meisten mitteleuropäischen Libellenarten finden sich an stehenden Gewässern wie Tümpeln, Teichen und Seen. Bekannte Stillgewässerarten sind Blaugrüne Mosaikjungfer und Königslibelle.
Auch am naturnah gestalteten Gartenteich lassen sich Libellen beobachten, etwa Plattbauch, Hufeisen-Azurjungfer, Heidelibelle und Pechlibelle.
Kleiner ist die Zahl der an das Leben an Fließgewässern angepassten Arten. Dazu gehören etwa Gebänderte Prachtlibelle, Blaue Federlibelle oder Kleiner Blaupfeil. Die sauren, extrem nährstoffarmen Moorgewässer bieten nur wenigen Libellenlarven eine Existenzmöglichkeit, darunter Torf-Mosaikjungfer und Speer-Azurjungfer.
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