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Die Südliche Eichenschrecke fährt gern Auto
Grille, Grashüpfer und Heupferd – es gibt kaum eine andere Tiergruppe, die mit ihrem Gesang für uns so zum Sommer dazugehört wie die Heuschrecken. Doch es gibt auch viele Heuschreckenarten, die sich völlig unscheinbar verhalten und die wir dadurch kaum kennen.
So mancher hat sich vielleicht schon mal gefragt: Was ist das für eine hellgrüne und zierliche Heuschrecke, die sich über Nacht in das Haus oder die Wohnung verirrt hat? Die Rede ist von den eigentlich recht unscheinbaren Eichenschrecken, von denen es bei uns zwei sich sehr ähnlich aussehende Arten gibt und die als Lauterzeugung nur leise mit den Hinterbeinen auf Blättern trommeln können.
Von Freiburg nach Berlin
Während die Gemeine Eichenschrecke weit verbreitet und häufig ist und anhand ihrer langen Flügel leicht zu bestimmen ist, taucht in deutschen Städten und Ballungsräumen als Neubürger immer öfter auch die Südliche Eichenschrecke auf. Sie besitzt nur sehr kleine, verkümmerte Flügel und ist deshalb nicht in der Lage, zu fliegen. Sie hat sich in den letzten 60 Jahren aus dem Süden kommend immer weiter nach Norden ausgebreitet und wird jedes Jahr an vielen neuen Orten entdeckt.
Die ersten Funde der Südlichen Eichenschrecke in Deutschland stammen aus dem Jahr 1958 vom südlichen Oberrhein bei Freiburg. Von dort aus hat sie sich recht schnell am Rhein entlang in die warmen Gegenden Süddeutschlands ausgebreitet. In Nordrhein-Westfalen wurde die Südliche Eichenschrecke das erste Mal 1991 nachgewiesen, in Bayern 1996 und in Niedersachsen 2007. Die nordöstlichsten Funde sind aktuell aus dem Umland Berlins und aus Hamburg bekannt.
Beobachtungstipp
Wer einmal selbst auf die Suche nach den beiden bei uns heimischen Eichenschrecken gehen möchte, sollte sich erst im Spätsommer auf den Weg machen. Anders als der Name vermuten lässt, leben diese nicht nur an Eichen, sondern an vielen verschiedenen Baumarten. Bei ausreichend hoher Feuchtigkeit, wie nach oder während einem Regen, klettern die Tiere bei Dunkelheit die Baumstämme herab, um ihre Eier in die aufgeweichte Baumrinde abzulegen. Mit einer Taschenlampe lassen sich dann die Weibchen leicht bei der Eiablage und die Männchen auf der Suche nach den Weibchen beobachten.
Hüpfer im Windkanal
Doch wie hat es die kleine Schrecke geschafft, in kürzester Zeit eine so große Fläche zu besiedeln? Legt man eine Verbreitungskarte der Südlichen Eichenschrecke über eine Karte des Autobahnnetzes fällt auf: Die unscheinbare Art nutzt den Autoverkehr, um sich auszubreiten. Besonders frisch geparkte, noch warme Fahrzeuge wirken anziehend auf die Schrecke, die man hin und wieder auf den Motorhauben finden kann. Sie hält sich selbst bei hohen Geschwindigkeiten am Fahrzeug fest und lässt sich teils viele hundert Kilometer in neue Lebensräume transportieren.
So schaffte es die Art, sich von Stadt zu Stadt auszubreiten und ist entlang der Autobahnen regelmäßig an Raststätten in der Nähe der Toilettenhäuschen zu finden. Untersuchungen im Windkanal der Technischen Universität Berlin zeigten, dass die Südliche Eichenschrecke sich auch bei 150 Stundenkilometern noch an Fahrzeugoberflächen festhalten können.
Schrecken fressen Miniermotten
Natürlich bleibt eine derartige Ausbreitung nicht ohne Folgen. Dort wo die Südliche Eichenschrecke auftaucht, kann man die Gemeine Eichenschrecke immer seltener beobachten. Warum das so ist, ist bislang nicht genau bekannt und Ziel weiterer Erforschungen. Andererseits konnte die Südliche Eichenschrecke inzwischen als äußerst effektiver Fressfeind der invasiv auftretenden Kastanien-Miniermotte nachgewiesen werden. Die Schrecken sind in der Lage, die Blattminen zu öffnen, in denen die Mottenlarven leben, und die Larven zu fressen. Zwar schaffen sie es wohl nicht mehr, die auffällige Ausbreitung des kleinen Falters zu stoppen, aber die Erkenntnisse zeigen, dass es rund um unsere Neubürger der Flora und Fauna noch viel zu entdecken und zu erforschen gibt.
Sebastian Hennigs
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Ob Eichenschrecke, Büffelzirpe oder Wollige Mauerspringspinne: Gerade die kleinen Neubürger werden oft jahrelang übersehen und meist bleiben die Erkenntnisse über ihre tatsächliche Verbreitung lückenhaft. Um sie zu entdecken, muss man keine großen Expeditionen unternehmen. Vor allem die wärmeleibenden Arten zieht es in den Siedlungsbereich, man findet sie im Garten, auf der Brache um die Ecke oder sogar an der eigenen Hauswand. Schnell ist der „Erstnachweis“ für eine Stadt, für eine Region oder sogar für ein Bundesland erbracht. Unter www.NABU.de/Neubürger werden einige gut erkennbare Arten vorgestellt.
Die Entdeckerfreunde wird noch mal so groß, wenn man sie mit Gleichgesinnten teilen kann und seinen Teil zu einem großen Ganzen beiträgt. Der „NABU-Naturgucker“ ist das zentrale naturkundliche Meldeportal. Hier gibt es weder Arten-, noch geografische Grenzen. Von Pflanzen über Insekten bis zu Vögeln und Säugern kann alles gemeldet werden. Und wer im Auslandsurlaub Beobachtungen macht, kann auch diese eintragen. Zahlreiche Artenporträts und inzwischen fast drei Millionen von den Nutzer*innen hochgeladene Bilder helfen dabei. Millionen Daten können in Karten und Diagrammen betrachtet werden. Jede veröffentlichte Beobachtung ist eine gute Nachricht aus der Natur und kann andere für Naturbeobachtungen begeistern.
Info: www.NABU-Naturgucker.de
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