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Heuschrecken in Haus und Garten
Wer über einen Garten verfügt, der kann dort unter Umständen allgemein verbreitete Heuschrecken finden wie Roesels Beißschrecke, Punktierte Zartschrecke, Nachtigall-Grashüpfer und Gemeinen Grashüpfer, im Süden und Nordosten auch die Feldgrille.
Das Grüne Heupferd
Gut möglich ist auch, dass sich ab Mitte Juli das Grüne Heupferd rund um Haus und Garten sehen beziehungsweise hören lässt. Das Heupferd ist mit rund vier Zentimetern Körperlänge eine der größten heimischen Heuschrecken. Es besitzt lange Flügel und ist deswegen ausgesprochen mobil. Sein lauter, etwas zerhackter Schwirrgesang ist gut 50 Meter weit zu hören. Das Grüne Heupferd verschmäht zwar auch pflanzliche Nahrung nicht, ist aber hauptsächlich auf tierisches Eiweiß in Form von Fliegen, Raupen und Blattläusen aus. Das tag- und nachtaktive Heupferd ist also ein ausgesprochen nützlicher Mitbewohner.
Die Gemeine Eichenschrecke
Ebenfalls grün gefärbt, ist die kleine Eichenschrecke anders als das Heupferd ein unauffälliger Bewohner des Siedlungsraums. Das schlanke, anderthalb Zentimeter lange Tier lebt weit oben in Bäumen und verständigt sich gegenüber Artgenossen per Beinchentrommeln auf Blättern. Bei Kartierungen wird die Eichenschrecke daher meist per Bat-Detektor aufgespürt, mit dem sonst die Utraschallrufe der Fledermäuse in hörbare Frequenzen umgewandelt werden.
Dennoch sind Begegnungen mit der Eichenschrecke nicht selten. Angelockt vom Licht, fliegen vor allem die Weibchen im August oft durchs offene Fenster in Wohnungen ein. Da kommt es vor - wie beim Verfasser dieser Zeilen einmal geschehen -, dass die verwirrte Heuschreckendame ihre winzigen, länglichen Eier irrtümlich im Gewebe der Bettwäsche platziert. Die gehören eigentlich in Risse von Baumrinden. Die nachtaktive Eichenschrecke lebt übrigens rein räuberisch und frisst vor allem gerne Blattläuse.
Neben der weit verbreiteten Gemeine Eichenschrecke findet sich immer öfter auch die Südliche Eichenschrecke. Anders als die Gemeine Eichenschrecke hat die Südliche Eichenschrecke nur stark verkürzte Stummelflügelchen. Noch vor wenigen Jahrzehnten kam sie bei uns ausschließlich im Raum Freiburg im Breisgau vor. Inzwischen ist sie aber im gesamten Land verbreitet, selbst auf Sylt wurde sie schon beobachtet. Gerade in Städten scheint die Südliche Eichenschrecke genauso häufig wie die alteingessene Art zu sein.
Die Punktierte Zartschrecke
Nicht viel länger als die Eichenschrecke ist die Punktierte Zartschrecke. Durch die winzigen Flügel und den etwas breiteren Körper wirkt sie allerdings deutlich größer. Anders als die Eichenschrecke striduliert sie zwar, aber so leise, dass sie ebenfalls kaum wahrnehmbar ist. Die Zartschrecke ist ein typischer Kulturfolger, der gerne in Parks und Gärten lebt. Dort frisst sie als reiner Vegetarier vor allem Rosen-, Brombeer- und Himbeerblätter sowie Klee und Löwenzahn. Da sie nie in Massen auftritt, richtig sie keinerlei Schäden an. Man muss schon sehr genau hinschauen, um die grünen Kerlchen im Blattwerk aufzuspüren. Am ehesten fallen sie noch auf, wenn sie zum Beispiel an der hellen Hauswand rasten.
Die Gemeine Strauchschrecke
In größeren Gärten mit dichten Buschwerk trifft man auf die Gemeine Strauchschrecke, eine sehr häufige Art, die sonst mit Vorliebe in Brombeerhecken, an Waldrändern und in Parks lebt. Ihr gut vernehmbarer Gesang besteht aus kurzen, mit längeren Pausen dahingestreuten Zirplauten. Der Körper ist matt graubraun gefärbt, es kommen aber auch deutlich rotbraune oder schwärzliche Tiere vor. Die Strauchschrecke ist ein Allesfresser, wobei die Jungtiere sich vor allem pflanzlich ernähren.
Die Maulwurfsgrille
Zu den ungewöhnlichsten Heuschrecken gehört die Maulwurfsgrille. Auf den ersten Blick will das rund fünf Zentimeter große, bräunliche Tier gar nicht so ins übliche Heuschreckenschema passen und als hübsch kann sie auch kaum gelten. So heißt denn auch eine Folge von Biene Maja "Von der Maulwurfsgrille, die keiner zum Freund wollte". Der Name Maulwurfsgrille kommt nicht von ungefähr: Die Vorderbeine sind in kleine Grabschaufeln umgewandelt. Die Maulwurfsgrille lebt weitgehend unterirdisch in selbst gegrabenen Gängen. Sie ernährt sich fast ausschließlich von Engerlingen, Raupen und Regenwürmern. Beim Gangbau zerstört sie aber auch Wurzeln, was ihr einen Ruf als gefährlicher Schädling eingebracht hat.
Die Maulwurfsgrille betreibt intensive Brutpflege. Die 200 bis 300 Eier werden in einer speziellen Bruthöhle abgelegt und vom Grillenweibchen beschützt, ja sogar immer wieder sauber geleckt, damit die Eier nicht von Fäulnis oder Pilzen befallen werden. Die Entwicklung der Larven bis zur erwachsenen Maulwurfsgrille dauert zwei bis drei Jahre. Die Anwesenheit der Maulwurfsgrille merkt man entweder an ihren Gängen oder zur Paarungszeit im Mai und Juni, wenn die Tiere ihre Bauten verlassen und abends ihr Zirpen hören lasen, das übrigens dem Schnurren des Ziegenmelkers ähnelt.
Regionale Bezeichnungen wie Werre, Erdwolf, Erdkrebs oder Erdhund zeigen, dass die Maulwurfsgrille früher allgemein bekannt war. Heute ist sie in weiten Teilen Deutschlands verschwunden und nur noch im Süden etwas häufiger. Noch in der Roten Liste von 1998 war die Maulwurfsgrille lediglich in der so genannten Vorwarnliste aufgenommen. Inzwischen geht man davon aus, dass die Art bundesweit als „stark gefährdet“ (Kategorie 2) einzustufen ist.
Das Heimchen
Ebenfalls keine besondere Schönheit ist das Heimchen. Die bis zwei Zentimeter große Grille lebt bei uns dauerhaft nur in Gebäuden, im Sommer auch in Müllplätzen und Kompostierungsanlagen. Der vor allem abends und nachts erklingende Gesang ist zwar ausgesprochen wohlklingend. Doch als Allesfresser, der sich vor allem von Abfällen ernährt, geht das Heimchen auch an Küchenvorräte. Es wird deshalb in Hotels und Großküchen intensiv bekämpft.
Das Weinhähnchen
Eine weitere Grille, die zunehmend bis in die Siedlungen vordringt, ist das Weinhähnchen, auch Blütengrille genannt. Das sehr schlanke Weinhähnchen hat den wohl schönsten Gesang aller unserer heimischen Heuschrecken.
Der Gesang trägt allerdings auch sehr weit und die dauerhafte Beschallung kann mit der Zeit störend wirken. Das Weinhähnchen ist kein Bodenbewohner, es hält sich vor allem in höheren Stauden und in Sträuchern auf.
Bis vor einigen Jahren kam das wärme liebende Weinhähnchen in Deutschland fast nur entlang des Rheins vor, nach Norden hin etwa bis zum Rheingau. Inzwischen breitet sich die Art stark aus, sie hat unter anderem dem Niederrhein erreicht und es irgendwie auch nach Berlin geschafft. In Wien gehört das Weinhähnchen bereits jetzt zu den häufigsten Heuschrecken. Es ist dort in allen zumindest gering mit Sträuchern bestandenen Ruderalflächen zu finden und „besiedelt überdies in oft großer Dichte durchgrünte Kleingärten und Siedlungsgebiete bis in die zentrumsnahen Bereiche“.
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