Asiatische Hornisse an Mahonie - Foto: Gerhard Turznik/www.naturgucker.de
Die Asiatische Hornisse breitet sich in Deutschland weiter aus
Globalisierung und Klimawandel begünstigen die eingeschleppte Art
Entwarnung: Asiatische Hornisse ist nicht gleich Asiatische Riesenhornisse
Bei der hier beschriebenen, nach Europa eingeschleppten Hornisse Vespa velutina handelt es nicht um die Riesenhornisse (Vespa mandarinia), die seit 2020 in den USA als „Honigbienenkillerin“ und gelegentlich (bei allergischen Reaktionen) auch für den Menschen gefährliche Art Schlagzeilen macht. Die Riesenhornisse Vespa mandarinia kommt in Deutschland nicht vor!
Die aus Südostasien stammende Vespa velutina beginnt sich nun auch in Europa auszubreiten. Seit ihrem Erstauftreten 2004 hat die Art inzwischen weite Teile Frankreichs besiedelt. Auch in Belgien und den Niederlanden, auf der iberischen Halbinsel und in Italien gibt es inzwischen Nachweise. Selbst in Großbritannien nehmen Nachweise der Asiatischen Hornisse stark zu. Untersuchungen in Frankreich ergaben eine durchschnittliche jährliche Ausbreitungsgeschwindigkeit von 78 Kilometern.
„Die Asiatische Hornisse wurde vermutlich mit asiatischen Importwaren eingeschleppt “, so NABU-Expertin Melanie von Orlow. Im Zuge des Klimawandels würden die Winter milder, so dass auch exotische Arten in Europa stabile Populationen bilden könnten. Die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse zeigt, dass sie mit dem europäischen Klima gut zurechtkommt und hier nur geringen Druck durch Fressfeinde oder Konkurrenten erfährt.
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Asiatische Hornisse im Flug, mit typisch hochgestellten Hinterbeinen - Foto: Ulrich vor dem Esche/www.naturgucker.de
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Asiatische Hornisse beim Nestbau - Foto: Francis Ithurburu (CC BY-SA 3.0)
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Typisches offenes Baumnest der Asiatischen Hornisse - Foto: Fredciel (CC BY-SA 3.0)
Unterstützt durch die Klimaerwärmung hat sich die tropische Hornisse auch nach Deutschland ausgebreitet. Der erste Nachweis gelang 2014 in Waghäusel (25 Kilometer nördlich von Karlsruhe), im Herbst 2019 auch in Südhessen. Fast ein Jahrzehnt nach dem ersten Fund hat sich die Asiatische Hornisse im Südwesten und Westen Deutschlands weiter ausgebreitet.
Die Asiatische Hornisse in Deutschland: vom Oberrhein bis Hamburg und Berlin
Von Baden-Württemberg bis hoch nach Nordrhein-Westfalen ist die Art vor allem entlang des Rheins bereits fest etabliert, ohne dass aber Bestandsdichten wie im benachbarten Frankreich erreicht würden. Allzu weit nach Osten ist die Asiatische Hornisse noch nicht vorgedrungen. Einzelne Beobachtungen gibt es in Mainfranken rund um Aschaffenburg und im angrenzenden Spessart. In Südhessen beginnt die Besiedlung des Odenwalds, in Mittelhessen wurde der Lahn-Dill-Kreis erreicht, in NRW das Bergische Land.
Hunderte Kilometer von den bestehenden Siedlungsgebieten entfernt lassen punktuelle Nachweise in Hamburg und Berlin aufhorchen. Dass die Hornisse ausgerechnet in den beiden einwohnerreichsten deutschen Städten gesichtet wurde, macht eine unabsichtliche Verschleppung durch Reisende oder Warenverkehr sehr wahrscheinlich. Handelt es sich um befruchtete Königinnen, können daraus neue Hornissenvölker entstehen.
Bereits 2019 gab es in Hamburg-Billbrook einen Fund, der zugleich der bisher nördlichste Nachweis der wärmeliebenden Art war. Nach einem weiteren Nestfund startete man in Hamburg ein Pilotprojekt, um Asiatische Hornissen aufzuspüren und zu bekämpfen. Inzwischen wurde das Projekt auf alle Küstenbundesländer ausgeweitet. Die Aktion schien zunächst erfolgreich, denn 2021/22 wurden in Hamburg keine Asiatischen Hornissen mehr gefunden. Das änderte sich allerdings 2023, als in Hamburg-Ottensen erneut ein Tier dokumentiert wurde.
Seit September 2023 hat auch die Bundeshauptstadt ihre erste Asiatische Hornisse. Das Tier aus einem Restaurant in <strong>Berlin-Schöneberg</strong> gelangte über den Imkerverein Tempelhof zum NABU-Hymenopterendienst, der im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt derartigen Meldungen nachgeht und den Fund bestätigte.
Im gesamten Osten bleibt der Berliner Nachweis bisher ein Einzelfall. Das gilt auch für den Südosten, Bayern ist weitgehend unbesiedelt. Im Westen scheint sich die Asiatische Hornisse dagegen weiter auszubreiten. Fotonachweise bei NABU-naturgucker.de zeigen, dass die Art inzwischen in weiten Teilen von NRW vorkommt, östlich bis nach Paderborn und Bad Oeynhausen. Im östlichen Niedersachsen liegt zudem ein Foto aus <strong>Peine</strong> vor, im Westen ist sogar die Küste erreicht, wie Einzelnachweise aus Papenburg, Leer und Bremerhaven zeigen.
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Hornisse gesehen? Bitte melden...
Bei der Asiatischen Hornisse haben Naturfreund*innen die einmalige Möglichkeit, die Ausbreitung einer Art von Anfang an zu verfolgen und mit eigenen Beobachtungen etwas zum Kenntnisstand beizutragen. Wer eine Asiatische Hornisse sieht, kann dies über eine neue Web-App bequem an NABU-naturgucker.de melden. Zur leichteren Bestimmung enthält die App zahlreiche Bilder, auch von Verwechslungsarten wie Europäische Hornisse, Wespen und Wespenschwebfliegen.
Soweit vorhanden, sollte zur sicheren Identifikation unbedingt ein Bild der beobachteten Wespe mit hochgeladen werden. Vor allem außerhalb des Hauptverbreitungsebietes im Süden und Westen Deutschlands ist die Wahrscheinlichkeit einer Verwechslung sehr hoch.
Die Einwanderung von Vespa velutina nach Europa ist inzwischen unumkehrbar . Es bleibt – wie so oft bei solchen Neubürgern – nur die Möglichkeit des Abwartens und Beobachtens, in wie weit diese Art Einfluss auf die heimische Fauna haben wird. In Frankreich versucht man der Asiatischen Hornisse unter anderem durch großangelegte Fangaktionen mit beköderten Flaschen beizukommen. In Deutschland wäre ein solches Vorgehen nicht gestattet, da in den Flaschen auch unzählige heimische und bedrohte Insekten ums Leben kommen.
„Diese Einschleppung verdeutlicht einmal mehr die Gefahren, die ein weltweiter Warenverkehr für Ökosysteme haben kann“, kritisiert von Orlow und gibt zu bedenken: „Zwar bringt Vespa velutina aller Voraussicht nach keine essentielle Bedrohung für die europäische Imkerei , die genauen Auswirkungen auf die heimische Tier- und Pflanzenwelt sind jedoch noch nicht abzusehen.“ Häufig haben Einschleppungen von Tieren negative Folgen für fremde Lebensräume. So hat beispielsweise die Einfuhr der Deutschen Wespe und der Gemeinen Wespe nach Neuseeland eine verheerende Wirkung für die dortigen Ökosysteme. Zahlreiche neuseeländische Insektenarten sind bereits von den europäischen Einwanderern zurückgedrängt worden.
Für Rückfragen:
Dr. Melanie von Orlow
Sprecherin der NABU-Bundesarbeitsgemeinschaft Hymenopteren
Tel. +49-30-9860837-20, mobil +49-163-9773788
- Gekommen um zu bleiben - die Asiatische Hornisse breitet sich weiter in Deutschland aus (Nds. Landesamt für Verbraucherschutz, Institut für Bienenkunde)
- Asiatische Hornisse: der neue Feind der Honigbiene – oder nur ein Missverständnis? (RND)
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