Schmetterling, Käfer und Wildbiene haben eine unersetzliche Rolle in unserer Natur. Doch ihre Zahl geht immer mehr zurück. Helfen Sie mit einer Patenschaft, gegen das Insektensterben!
Jetzt informieren!Konkurrenz um Pollen und Nektar
Gefährden Honigbienen Wildbienen?
Honigbienen haben einen guten Ruf. Sie sind Sympathieträger und leisten zusammen mit dem Menschen für den ertragreichen Anbau von Obst und Gemüse einen unverzichtbaren Beitrag. Doch Honigbienen und Wildbienen konkurrieren um Nahrung an Blühpflanzen, was eine zusätzliche Bedrohung für Wildbienenarten sein kann.
Wildbienenpopulationen sind unzähligen Stressfaktoren ausgesetzt, allen voran dem Lebensraumverlust durch monotone Agrarlandschaften ohne Strukturvielfalt. Dadurch werden Nahrungsquellen für Wildbienen immer knapper. Hinzu kommt der Einsatz von Herbiziden, also Unkrautbekämpfungsmittel, der den Verlust natürlicher (blühender) Flächen zur Folge hat. Und auch der Einsatz von weiteren Pestiziden, die Insekten aktiv vergiften, stellt eine große Gefahr für Wildbienenpopulationen dar.
Wildbienen sind also eigentlich nicht von der Honigbiene bedroht, sondern durch einen Mangel an natürlichem Lebensraum. Die Konkurrenz von Honigbienen und Wildbienen ist jedoch ein weiterer Stress-Faktor für Wildbienenpopulationen. Diese Auswirkungen stehen zwar weit hinter den anderen Treibern der Biodiversitätskrise, jedoch wird aktuell stark diskutiert, welchen Gefährdungsfaktor Honigbienen auf Wildbienen haben.
NABU-Standpunkt
Konkurrenz um blühende Nahrung
Die sogenannten „ökologischen Nischen“ vieler Wildbienen überlappen sich mit denen der Honigbienen („Nischenüberlappung“). Das bedeutet, dass die Art des Lebensraumes beziehungsweise die Nahrungsquellen gleich sind. Durch diese Überlappung kommt es automatisch zur Konkurrenz. Eine Konkurrenz ist natürlich, aber da es in vielen Regionen zu sehr hohen Honigbienendichten bei gleichzeitig zu niedrigem Nahrungsangebot kommt, kann es passieren, dass Wildbienen nicht genügend Nahrung finden.
Da Wildbienen sehr divers sind und viele verschiedene Lebensweisen haben, besetzen sie unterschiedliche ökologische Nischen. Das bedeutet, dass nicht alle Wildbienenarten in Konkurrenz zur Honigbiene stehen.
Honig- und Wildbienen sammeln Nektar und Pollen als Nahrung von Blühpflanzen. Im Falle von Honig- und Wildbienen sind vor allem die gleichen Pollenquellen entscheidend. Während Honigbienen ein sehr breites Spektrum an Blüten haben, die sie besuchen, um Nahrung zu sammeln, sind viele Wildbienen spezialisiert auf bestimmte Pflanzenarten oder Pflanzengruppen.
- Ein Honigbienenvolk sammelt im Durchschnitt pro Jahr in Deutschland zehn bis 30 Kilogramm Pollen und 120 bis 180 Kilogramm Nektar.
- Honigbienen haben einen weitaus größeren Flug- und Sammelradius als Wildbienen. Sie fliegen bis zu zehn Kilometer weit, sammeln aber meistens in einer Entfernung von etwa einem bis zwei Kilometer vom Bienenstock.
- Wildbienen fliegen weniger weit, um Nektar und Pollen zu sammeln. Je nach Art halten sie sich in einem Radius bis zu einem Kilometer um ihr Nest auf. Meist aber deutlich weniger.
Viel Honig und weniger Bienen
Nach Angaben des deutschen Imkerbundes wird heutzutage mehr als doppelt so viel Honig produziert wie noch in den 1950er Jahren – obwohl sich die Zahl der Bienenvölker halbiert hat. Erst seit 2010 steigen die Zahlen der Honigbienenvölker wieder stetig an. Es braucht regionale Systeme, um herauszustellen, wie viele Honigbienenvölker in einer Region von der Natur getragen werden können – ohne dass sie ein Problem für den schon vorhandenen, natürlichen Lebensraum darstellen.
- Deutschlandweit gehören 605 Arten zu der Familie Apidae, den Bienen, unter anderem auch die Honigbiene (Apis mellifera). Alle anderen Bienenarten, neben der Honigbiene, werden umgangssprachlich als „Wildbienen“ bezeichnet.
- Im Jahr 2022 wurden in Deutschland insgesamt 996.000 Bienenvölker gezählt (BMEL 2022), das entspricht einem Durchschnitt von 2,8 Völkern pro Quadratkilometer.
- Laut Roter Liste sind 48 Prozent der Wildbienen in Deutschland in ihrem Bestand gefährdet oder bereits ausgestorben.
Es gibt zwar Zahlen zur Menge der Honigbienenvölker in Deutschland, jedoch kein zentrales, öffentlich zugängiges, digitales Register für Honigbienenvölker und deren Standorte. Wie viel Honigbienenvölker pro Quadratkilometer toleriert werden können, ist zudem stark vom Blühangebot abhängig und muss regional eingeschätzt werden. Um regionale Dichten von Honigbienenvölkern einschätzen zu können, ist ein solches Register unabdingbar.
Honigbienen in Naturschutzgebieten
Schutzziel von Naturschutzgebieten ist es, natürliche Lebensräume zu schaffen mit Pflanzen- Tier und Pilzarten, deren Lebensgemeinschaften natürliche Ressourcen bewahren sollen. Besonders relevant ist dort der aktive Schutz von gefährdeten Arten. Wildbienen zählen im Gegensatz zu Honigbienen zu den bedrohten Arten. Um auszuschließen, dass extreme Dichten von Honigbienenvölkern in Naturschutzgebieten entstehen, schlägt der NABU grundsätzlich vor die Maximaldichte von drei Honigbienenvölkern pro Quadratkilometern in Naturschutzgebieten und im Radius von zwei Kilometern um diese herum nicht zu überschreiten. Denn Naturschutzgebiete sind ein wichtiger aktiver Schutz für gefährdeten Arten.
Wildlebende Insekten brauchen Nahrung und Nistplätze. Diese sind in einer von industrieller Landwirtschaft geprägten Agrarlandschaft nicht ausreichend vorhanden. Es wäre riskant, sich bei der Bestäubung von Nutzpflanzen alleine auf die vom Menschen gemanagten Honigbienen zu verlassen. Mehr →
Viele Wildbienen-Nisthilfen bringen leider nicht den erwünschten Nutzen, manche können sogar schaden. Schuld daran sind ungeeignete Materialien und Bauweisen. Wie macht man es also richtig? Hier erfahren Sie, wie man die wirkungsvollsten Bienenhäuser baut. Mehr →