Schmetterling, Käfer und Wildbiene haben eine unersetzliche Rolle in unserer Natur. Doch ihre Zahl geht immer mehr zurück. Helfen Sie mit einer Patenschaft, gegen das Insektensterben!
Jetzt informieren!Reiche Ernte dank Wildbienen-Bestäubung
Wilde Honigbienen-Verwandtschaft erweist sich als besonders effektiv
01. März 2013 - Etwa ein Drittel der weltweiten Nahrungsmittelproduktion wird von Bestäubung beeinflusst. Herrscht Mangel an Bestäubern, fallen die Ernten gering aus. Dabei spielen Wildbienen eine weitaus größere Rolle als bislang angenommen. Das berichtet ein internationales Forschungsteam in der Zeitschrift „Science“. Die weit verbreitete Annahme, die Bestäubung durch „domestizierte“ Honigbienen reiche aus, um hohe landwirtschaftliche Erträge zu sichern, stimmt demnach nicht.
Die Studie unter Federführung der Universitäten Lüneburg, Würzburg und Rio Negro (Argentinien) zeigt: Die Artenvielfalt in Agrarlandschaften hat weltweit eine große Bedeutung für die Sicherung der landwirtschaftlichen Erträge. Die Forscher untersuchten Äcker in 19 Ländern, von Kaffee- und Kürbisplantagen in Indonesien bis hin zu Erdbeerfeldern und Kirschbäumen in Südniedersachsen. Protokolliert wurden Häufigkeit und Artenvielfalt der blütenbesuchenden Insekten sowie der Fruchtansatz zur Ernte
Wildbienen bringen besseren Fruchtsatz
„Das Ergebnis unserer Arbeit ist erstaunlich“, erklärt Alexandra-Maria Klein vom Institut für Ökologie der Uni Lüneburg. „Wildlebende Insekten haben in allen Anbausystemen einen positiven Effekt auf den Fruchtansatz. Eine größere Zahl von Honigbienen erzielt diesen Effekt nur bei 14 Prozent der untersuchten Anbauten.“ Anders gesagt: 100 Honigbienen plus 50 Wildbienen bestäuben ein Feld viel effektiver als 150 Honigbienen. Wildlebende Insekten erreichen mit der gleichen Zahl von Blütenbesuchen einen doppelt so hohen Fruchtansatz wie Honigbienen.
Pollenuntersuchungen in einem Teil der Anbausysteme lassen vermuten, dass die höhere Effizienz der wildlebenden Insekten nicht durch eine größere Menge, sondern durch eine bessere Qualität der transportierten Pollen zustande kommt. Die gängige Praxis, gezielt Honigbienen in Kulturen wie Raps, Erdbeeren, Äpfeln, Mandeln oder Wassermelonen einzubringen, sichert demnach nur einen Grundertrag.
Wildlebende Insekten in Agrarlandschaften fördern
Wildlebende Insekten brauchen natürliche Ressourcen wie Nahrung und Nistplätze. Diese sind in einer von industrieller Landwirtschaft geprägten Agrarlandschaft nicht ausreichend vorhanden. „Das bedeutet, dass wir uns Gedanken darüber machen müssen, wie wir wildlebende Insekten in Agrarlandschaften fördern können“, erläutert Klein. „Es wäre sehr riskant, sich bei der Bestäubung von Nutzpflanzen alleine auf die vom Menschen gemanagten Honigbienen zu verlassen, deren Anzahl durch Parasiten und Pestizide in jüngerer Zeit stark beeinträchtigt wurde“, bekräftigt Teja Tscharntke, Leiter der Abteilung Agrarökologie der Uni Göttingen.
In der Praxis fordert das Ergebnis der Studie den Schutz und die Renaturierung naturnaher Lebensräume, blütenreichere Landschaften sowie größtmögliche Effizienz und Vorsicht beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. „Die Etablierung von Blühstreifen und Hecken, blühende Stilllegungsflächen und Untersaaten, vielfältige Fruchtfolgen, die Förderung von Nistmöglichkeiten für wildlebende Bestäuber sowie ökologische Landwirtschaft können dazu beitragen“, so Steffan-Dewenter.
Originalveröffentlichung: Lucas A. Garibaldi et al.: Wild pollinators enhance fruit set of crops regardless of honey-bee abundance. Science Express online (28 Feb 2012). Doi: 10.1126/science.1230200.
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