Schwebfliege auf Wegwarte - Foto. Helge May
Mistbienen und Totenköpfe
Aus dem Leben unserer Schwebfliegen
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Späte Großstirnschwebfliege auf Wegwarte - Foto: Helge May
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Wespenschwebfliege an Weißdorn - Foto: Helge May
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Keulen-Grashalmschwebfliege - Foto: Helge May
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Hornissenschwebfliege (= Große Waldschwebfliege) auf Mädchenauge - Foto: Helge May
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Die Bienenschwebfliege (= Große Mulmschwebfliege) gehört zu den besonders frühen Arten. - Foto: Helge May
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Kopulation von Hummel-Moderholzschwebfliegen (Temnostoma bombylans) - Foto: Helge May
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Eiergefülltes Schwebfliegenweibchen - Foto: Helge May
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Schwebfliegenlarve und Kürbisspinne - Foto: Helge May
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Schwebfliegenpuppe - Foto: Helge May
Im Hochsommer sind die Wiesen längst gemäht, auch die Straßenränder zeigen sich militärisch kurz. Für Blütenbesucher ist dort wenig zu holen. Umso mehr Verkehr herrscht nun an den Krautsäumen der Hecken und auf Brachen. Flockenblumen und Malven blühen, Johanniskraut, Rainfarn und Wilde Möhren. Hier tummeln sich Käfer, flattern Schmetterlinge und landen Hummeln.
Die Flugkünstler unter den Insekten aber sind die eleganten Schwebfliegen. Mit bis zu 300 Flügelschlägen in der Sekunde können sie kolibrigleich in der Luft stehen. Sie manövrieren blitzartig, sind ebenso schnell im Vorwärts- wie im Rückwartsgang. Wer Schwebfliegen näher betrachten möchte, muss sich vorsichtig nähern oder hoffen, dass das gestörte Insekt nur einige Haken schlägt und nach einigen Sekunden wieder an die Futterquelle zurückkehrt.
Wichtige Bestäuber
Erwachsene Schwebfliegen ernähren sich ausschließlich von Nektar und Pollen, sie sind neben Bienen unsere wichtigsten Bestäuber. Ganz anders die Schwebfliegenlarven, hier reicht das Spektrum von Pflanzen- und Abfallfressern bis hin zu Räubern und Parasiten. Die Larven einiger Arten leben in Holzmulm, minieren in Blättern oder fressen sich wie die der Narzissen-Schwebfliege in Blumenzwiebeln satt. Andere nisten sich in Hummel- oder auch Ameisenbauten ein.
Die recht häufige Totenkopf-Schwebfliege wiederum legt ihre Eier in Kothaufen ab. Ihren Namen hat die Art von der Brust-Zeichnung, die mit viel Phantasie an einen Totenkopf erinnert, genauso gut aber auch als Batman-Silhouette gedeutet werden könnte. Doch „Fledermaus-Schwebfliege“ hat sich offensichtlich nicht durchgesetzt.
Über die Alpen
Auch die Keilfleckschwebfliegen mögen es schmuddelig. Der Populärname „Mistbienen“ verrät die Richtung: Ihre sogenannten Rattenschwanzlarven mit ihren mehrere Zentimeter langen Atemröhren sind in stark verschmutzten Pfützen und Jauchegruben zuhause - ein Biotop, das ihnen kaum andere Lebewesen streitig machen.
Aus menschlicher Sicht wesentlich sympathischer, weil nützlicher, sind die räuberischen Schwebfliegenlarven. Immerhin rund hundert heimische Arten haben sich auf das Vertilgen von Blattläusen spezialisiert, darunter auch die Larven der Hainschwebfliege alias Winterschwebfliege. Obwohl nur wenige Milligramm leicht, zieht die Winterschwebfliege wie die Sumpfschwebfliege und die Großstirnschwebfliege im Herbst nach Süden und kehrt im Frühjahr wieder zurück; dabei werden sogar die Alpen überquert. In milden Lagen überwintern manche Weibchen aber, sodass man sie selbst an sonnigen Wintertagen antreffen kann.
Biologische Schädlingsbekämpfung
Ihre mehrere hundert Eier legt die Hain- oder Winterschwebfliege gezielt unmittelbar an Blattlauskolonien, so dass die madenartigen Larven einen reich gedeckten Tisch vorfinden. Die Larve macht zwei Häutungen durch und entwickelt dabei von Mal zu Mal größeren Appetit. Bis sie sich schließlich verpuppt, verspeist die Schwebfliegenlarve innerhalb von nur zehn Tagen mehrere hundert Blattläuse. Aus der Puppe schlüpft schließlich nach einer Woche die fertige Schwebfliege.
Winterschwebfliegenlarven werden inzwischen auch zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Der Versandhandel bietet Einheiten zu je 500 Eiern an - mit Getreideblattläusen als Reiseproviant, falls unterwegs schon Larven schlüpfen sollten. Die Schwebfliegenlarven werden bisher nahezu ausschließlich im Erwerbsgartenbau verwendet, könnten aber natürlich auch im Privatgarten ihren Dienst versehen. Einziger Wermutstropfen: An stark behaarten Pflanzen wie Tomaten oder Gurken sind die beinlosen Schwebfliegenlarven überfordert, weil sie ständig stecken bleiben. Hier kommen besser Marienkäfer- oder Florfliegenlarven zum Einsatz.
Genau hingeschaut
Stechen die? Nein, sie stechen nicht, sie tun nur so. Schwebfliegen haben weder einen Stachel wie Bienen und Wespen, noch einen Stech- oder Sägerüssel wie Wanzen oder Mücken. Und Schwebfliegen beißen auch nicht, denn ihre Mundwerkzeuge sind wie kleine Tupfer, mit denen sie Blütenpollen und Nektar auflecken und einsaugen.
Um Vögel und andere Fressfeinde abzuschrecken, machen sich Schwebfliegen mit ihrer oft schwarz-gelben Hinterleibszeichnung gefährlicher, als sie sind. Wenn sie einmal stillsitzen, sieht man übrigens, dass Schwebfliegen nur ein Flügelpaar haben – wie alle Fliegen. Das zweite Flügelpaar ist zu winzigen Stummeln verkümmert, den sogenannten Schwingkölbchen. Wespen und die meisten anderen Insekten haben dagegen vier Flügel. Auch fehlt den Schwebfliegen die sprichwörtliche Wespentaille zwischen Brust und Hinterleib. Ihre dreiteiligen Fühler sind zudem deutlich kürzer als die von Bienen und Wespen. Aber so genau schauen halt auch viele Vögel nicht hin und lassen die Schwebfliegen in Ruhe.
Alleine in Deutschland kommen rund 450 Schwebfliegenarten vor, manche nur fünf Millimeter groß, andere bis zu zwei Zentimeter. Manche sind schlank, andere pummelig, manche sind dicht behaart, andere glänzend glatt. Längst nicht alle sind nach Wespenart gezeichnet, einige sehen eher Honigbienen oder Hummeln ähnlich und Erzschwebfliegen sind weitgehend schwarz.
Bis auf einige typische Arten ist es recht schwierig, Schwebfliegen sicher auseinander zu halten. Im Flug sowieso, aber auch gute Fotografien reichen nicht immer, weil sich die Arten zum Beispiel nur anhand der im Körperinneren verborgenen Geschlechtsorgane unterscheiden. Männlein und Weiblein sind meist verschieden gezeichnet. Wo nicht, lassen sich die Geschlechter anhand der Augen bestimmen, denn der Augenabstand ist bei den Männchen immer enger, oft stoßen sie komplett aneinander.
Helge May
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