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Prädationsmanagement zum Schutz von gefährdeten Arten
Prädation heißt: Eine Tierart frisst die andere. Allgemein spricht man von einer Räuber-Beute-Beziehung, der Räuber nutzt die Beute als Nahrungsquelle. Damit hat Prädation natürlich einen Einfluss auf den Bestand der jeweiligen Beuteart. Dabei wirken sich Lebensraumqualität, Naturnähe, Deckungs- und Rückzugsmöglichkeiten der Beute, Zerschneidung durch Infrastruktur und vieles mehr auf den Erfolg eines Raubtiers und damit auf den Grad der Prädation aus.
Räuber-Beute-Beziehungen sind natürliche Prozesse. Die Lebensweisen vieler wildlebender Arten haben sich im Laufe von Jahrtausenden aufeinander eingestellt. Wissenschaftler nennen das ein koevolutionäres Beziehungssystem. Für funktionierende Räuber-Beute-Beziehungen bedarf es insbesondere eines intakten, naturnahen Lebensraumes. Nur hier greifen die im Laufe der Evolution entstandenen Abwehr- und Reproduktionsmechanismen.
Räuber und Beute haben sich einander angepasst
In weiten Teilen unserer Kulturlandschaft funktionieren diese Beziehungssysteme noch, so dass ein natürlicher Selbsterhalt von Populationen sowohl der Räuber wie auch der Beute-Arten gesichert ist. Doch der Einfluss des Menschen auf die Umwelt zum Beispiel durch die Intensivierung der Landwirtschaft oder den Ausbau der Infrastruktur hat vielerorts einen negativen Effekt auf die Bestandszahlen.
So gibt es in Deutschland nur noch wenige Vorkommen der Europäischen Sumpfschildkröte, deren Lebensräume unter anderem durch Grundwasserabsenkung oder Schadstoffeintrag verschlechtert oder zerstört werden. Sie gilt als vom Aussterben bedroht. Auch der Kiebitz als ehemaliger Allerweltsvogel, das Rebhuhn, der Große Brachvogel, die Großtrappe oder der Feldhamster – sie alle leiden unter zunehmender Lebensraumverschlechterung oder gar -verlust.
Der Mensch macht es den Räubern leichter
Die menschengemachte Lebensraumveränderung kann dazu führen, dass es für die Räuber (Prädatoren) leichter wird, Beute zu machen. Die Vorkommen ohnehin bereits gefährdeter Arten werden so zusätzlich belastet. Der Königsweg, gefährdete Arten zu schützen, ist daher immer der Erhalt und die Verbesserung ihrer Lebensräume. Auch das Prädationsmanagement muss in erster Linie die Lebensraumverbesserung lokaler Populationen verfolgen.
Prädationsmanagement ist keine Jagd
Prädationsmanagement unterliegt nicht dem Jagdrecht. Es ist Teil des Wildtiermanagements und damit auch rechtlich eine Naturschutzmaßnahme. Methoden, die in der regulären Jagdausübung angewandt werden – etwa der Gebrauch von Schusswaffen –, können zwar auch beim Management angewandt werden. Die Nutzung jagdlicher Methoden ist aber nicht automatisch Jagd.
Die Artenvielfalt zu erhalten und gefährdete Arten zu schützen, gehört zu den wichtigsten Aufgaben den NABU. Deshalb haben wir uns entschieden, in Ausnahmefällen auch das Prädationsmanagement zuzulassen, um eine gefährdete Art zu retten. Erst der wissenschaftliche Nachweis eines tatsächlichen, schwerwiegenden Einflusses von Prädation auf das lokale Vorkommen einer gefährdeten Art darf weitere Maßnahmen neben der Lebensraumaufwertung nach sich ziehen. Diese Managementmaßnahmen bedürfen einer sorgfältigen Abwägung aller Naturschutzaspekte, sie sind zeitlich und räumlich zu begrenzen. Nicht tödliche Maßnahmen haben dabei immer Vorrang.
Alle Maßnahmen unterliegen hinsichtlich ihres Erfolges einem wissenschaftlichen Monitoring. Das grundsätzliche Ziel muss immer sein, natürliche Abwehr- und Vermeidungsstrategien durch die Verbesserung des Lebensraumes zu fördern.
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