8 Hektar junger Eichenwald stehen am Tollensesee zum Verkauf. Genau jetzt zum Fest. Wenn wir sie gemeinsam erwerben, kann er sich zum für alle Zeit ungestörten, artenreichen Urwald entwickeln.
Jetzt spenden!Arten im Klimawandel
Der NABU stellt ausgewählte Gewinner und Verlierer vor
Allein der durch den Klimawandel verursachte zusätzliche Verlust von wildlebenden Pflanzen und Tierarten wird von Experten auf 30 Prozent geschätzt! Bekommen Sie ein Gespür dafür, warum wir uns gemeinsam darum bemühen müssen, den Klimawandel in Grenzen zu halten und die Risiken für den Naturhaushalt und die biologische Vielfalt zu mindern, um auch weiterhin eine lebens- und liebenswerte Umwelt zur Verfügung zu haben.
Alpen-Mosaikjungfer
Liebhaber kühler Gefilde und von Mooren
Die Alpen-Mosaikjungfer ist in Mitteleuropa ein seltener Gast. Nur in den Moorgebieten der Alpen und des Schwarzwaldes ist sie anzutreffen. Erst ab einer Höhe von 700 Metern fühlte sich die Großlibelle bislang wohl. Selbst dort wird es ihr nun allmählich zu warm. Auf der Suche nach kühleren Gefilden kann sie nur in höhere Regionen fliehen. In den Höhenlagen des Schwarzwaldes sind die Ausweichmöglichkeiten nach oben jedoch begrenzt. Bei 1200 Metern sind die Gipfel erreicht.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Libelle auf Moorgewässer angewiesen ist und nicht auf andere Lebensräume ausweichen kann. Die Zahl der Moorgewässer nimmt durch Trockenlegung allerdings rapide ab. Schon heute ist die Alpen-Mosaikjungfer deshalb im Schwarzwald vielerorts verschwunden. Längst steht sie auf der Roten Liste der bedrohten Arten, und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, dass sie in Baden-Württemberg aussterben wird.
Wiedehopf
Wärmeliebender Vogel, dem die moderne Landschaft zu schaffen macht
Den Wiedehopf wird man in Deutschland künftig wohl häufiger beobachten können. Der wärmeliebende Vogel mit der kecken Federhaube ist vor allem in Südwest-Europa, im Nordwesten Afrikas und in weiten Teilen Vorderasiens und Arabiens zu Hause. Sein Winterquartier bezieht der Zugvogel südlich der Sahara. Als Brutgebiete bevorzugt er offene Landschaften mit warmem und trockenem Klima. In Deutschland brüten weniger als 500 Paare. Neben der feucht-kühlen Witterung machte dem Wiedehopf besonders die moderne Landwirtschaft zu schaffen. Ehemals beweidete Flächen wurden in Ackerland umgewandelt, der Pestizideinsatz immer weiter erhöht, hohle und wenig ertragreiche Obstbäume, die Platz für Bruthöhlen boten, entfernt.
Von den steigenden Temperaturen begünstigt, könnte der Wiedehopf in Zukunft in Deutschland flächendeckend brüten. Von den vielen Käfern, Schmetterlingen und anderen Insekten, die ebenfalls von den höheren Temperaturen profitieren, hat er allerdings nur etwas, wenn diese nicht der intensiven Landwirtschaft zum Opfer fallen.
Bienenfresser
In Deutschland galt er als ausgestorben. Jetzt brütet er am Kaiserstuhl
Lange Zeit galt der Bienenfresser in Deutschland als ausgestorben oder wurde nur ab und an als seltener Brutgast beobachtet. Seit Anfang der 1990er Jahre wird der ursprünglich in Süd- und Südosteuropa beheimatete Vogel in weiten Teilen Deutschlands wieder ansässig.
Der Bienenfresser profitiert vom Klimawandel. Er zählt zu den südlichen Vogelarten, die ihr Verbreitungsgebiet aufgrund der gestiegenen Temperaturen nach Norden ausdehnen und zur Freude vieler Vogelfreunde die heimische Vogelwelt bereichern. Inzwischen brütet der wärmeliebende Vogel nicht nur am klimatisch besonders begünstigten Kaiserstuhl und im Saaletal. Auch weiter nördlich in der Winsener Marsch bei Hamburg, in den Niederlanden und in Dänemark fühlt er sich wohl. Und allein in Sachsen-Anhalt wurden rund 250 Bienenfresserpaare registriert.
Gottesanbeterin
Sie dringt aus dem Mittelmeerraum und Asien zu uns vor
Auch die Gottesanbeterin gehört zu den wärmeliebenden Tierarten, die sich seit Anfang der 1990er Jahre auf dem Vormarsch nach Norden befinden. Ursprünglich ist sie im gesamten Mittelmeerraum und in großen Teilen Asiens beheimatet. In Deutschland bevorzugte sie zunächst die Wärmeinsel rund um den Kaiserstuhl. Vom Klimawandel begünstigt, ist die faszinierende Fangschrecke rund 150 Kilometer weiter nördlich bis in den Karlsruher Raum vorgedrungen. Auch in Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland wurden die bis zu acht Zentimeter großen Fleischfresser mittlerweile gesichtet. Ob sie sich dort überall schon fortpflanzen, ist allerdings noch unklar. Das ist jedoch im nördlichsten bislang bekannten Verbreitungsgebiet ganz sicher der Fall: Auf einer Bahnbrache in Berlin hält sich seit 1998 ein größerer Bestand.
Natterwurz-Perlmutterfalter
Kampf mit steigenden Temperaturen und veränderten Niederschlägen
Arten, die es kühl und feucht mögen, wie der Natterwurz-Perlmutterfalter, stehen allein durch steigende Temperaturen und veränderte Niederschläge zunehmenden Schwierigkeiten gegenüber. Doch besonders bedrohlich wird es, weil seine Raupen auf den Wiesenknöterich als Futterpflanze angewiesen sind. Denn die Pflanze kann ihr Verbreitungsgebiet längst nicht so schnell und ausgeprägt ändern wie der Schmetterling. Waren die geeigneten Lebensräume bislang schon weitgehend auf das Alpenvorland und den Schwarzwald beschränkt, liegen mögliche neue Lebensräume viel weiter nordöstlich und in Skandinavien. Der Schmetterling kann diese Regionen vielleicht sogar erreichen, aber die Überschneidung mit dem Verbreitungsgebiet des Wiesenknöterichs - seiner Nahrung - wird kleiner. Obwohl das Klima geeignet ist, kann er dort also nicht leben.
Quelle: Schweiger, O., Settele, J., Kudrna, O., Klotz, S., Kühn, I. (2008): Climate change can cause spatial mismatch of trophically interacting species. Ecology Dez. 2008
Eisvogel
Der "fliegende Edelstein" ist ein geschickte Fischer
Mit etwas Glück kann man in unseren heimischen Gefilden diesen "fliegenden Edelstein" zu Gesicht bekommen. Der geschickte Fischer, der seine Beute im Sturzflug fängt, fühlt sich an naturnahen Gewässern, insbesondere in Flussauen, am wohlsten. Dort gräbt er seine Bruthöhlen bis zu drei Meter tief in steile Uferböschungen hinein. Dass wir den Eisvogel mit dem schillernden Gefieder und dem dolchartigen Schnabel heute etwas häufiger sehen, liegt an den ersten renaturierten Bächen und Flüssen und der verbesserten Wasserqualität der Gewässer.
Und: Die milderen Winter führen dazu, dass die Gewässer länger eisfrei sind und der Eisvogel weiter Fische fangen kann. In den vergangenen Jahrzehnten waren es häufig gerade die frostigen Winter, die zahlreichen Eisvögeln das Leben kosteten. Wenn mehr und mehr Bäche und Flüsse renaturiert werden, besteht künftig daher eine gute Chance, den geschickten Vogel zu beobachten. Durch den Klimawandel können allerdings auch Hochwässer und Spätfröste die bisherigen Bestände beeinträchtigen.
Großer Feuerfalter
Er ist abhängig vom dauerhaften Erhalt der Feuchtgebiete
Der Große Feuerfalter bewohnt feuchte Wiesen, Gräben und Gewässerränder. In weiten Teilen Deutschlands gilt er aufgrund des Rückgangs von Feuchtgebieten als stark gefährdet und ist nur noch selten anzutreffen. Doch in jüngster Zeit wird der Falter im Südwesten Deutschlands wieder häufiger beobachtet. Aufgrund gestiegener Temperaturen hat der Große Feuerfalter seinen Lebensraum gleichzeitig auch nach Norden ausgedehnt. Inzwischen ist er im nördlichen Saarland schon bis hinauf in Höhenlagen von 500 Metern anzutreffen, in denen er früher nicht vorgekommen ist. Wie erfolgreich er dort überleben kann, hängt nun auch davon ab, ob die Feuchtgebiete dort dauerhaft erhalten bleiben.
Quelle: Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz in Baden-Württemberg (LUBW) (2007): Klimawandel und Insekten. Karlsruhe.
Feuerlibelle
Die Feuerlibelle bevorzugt warme Gewässer mit dichtem Randbewuchs
So wie viele wärmeliebende Insekten, profitiert die Feuerlibelle von den Auswirkungen des Klimawandels. Sie hat ihr Verbreitungsgebiet weit nach Norden ausgedehnt. Die ursprünglich auf dem afrikanischen Kontinent und im Mittelmeerraum beheimatete Libelle ist mittlerweile bis ins nördliche Deutschland anzutreffen. War sie in den 1980er Jahren allenfalls in den klimatisch begünstigten Regionen Baden-Württembergs zu beobachten, so fühlt sich das Insekt inzwischen in ganz Deutschland wohl und ist bis Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern vorgedrungen.
Mit seiner leuchtend roten Färbung fällt das Männchen besonders auf. Das Weibchen trägt eher ein dezentes Braun. Die Feuerlibelle bevorzugt warme, stehende Gewässer mit dichtem Randbewuchs. Für Wanderarten typisch ist ihr aggressives Verhalten. Nur so kann sie sich gegen heimische Arten durchsetzen. Ob der Neubürger tatsächlich heimische Libellenarten verdrängt, ist allerdings bislang noch nicht erwiesen.
Quelle: Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz in Baden-Württemberg (LUBW) (2007): Klimawandel und Insekten. Karlsruhe.
Moosjungfer
Liebhaber von Moor-Randbereichen, Torfstichen und sauren Weihern
Nicht alle Insekten profitieren von den steigenden Temperaturen. Der Großen und der Kleinen Moosjungfer macht der Klimawandel schwer zu schaffen. Die kälteresistenten Moorlibellen leiden unter den warmen Wintern und den häufigeren Hitzeperioden im Sommer. Die Große Moosjungfer besiedelt Moor-Randbereiche, Torfstiche und saure Weiher. Ihre kleine Schwester bevorzugt als typische Hochmoorlibelle torfmoosreiche Moorweiher. Im Süden Deutschlands beschränkt sich ihr Vorkommen auf die Moorgewässer der Mittelgebirge. Wenn es wärmer wird, findet sie dort kaum noch Möglichkeiten, in höhere Lagen auszuweichen. Experten schließen deshalb nicht mehr aus, dass die Kleine Moosjungfer akut vom Aussterben bedroht ist.
Doch nicht nur der Temperaturanstieg setzt den Moosjungfern zu. Ihr Lebensraum, das Moor, ist seit langem durch Eingriffe des Menschen bedroht. Der Klimawandel wird die Situation noch verschärfen. Denn mit unehmender Trockenheit in vielen Teilen Deutschlands wird auch der Grundwasserspiegel sinken, Moore und kleine Seen könnten austrocknen.
Stechpalme
Der immergrüne Laubbaum mag es eher mild
Von kalten Wintern hält die Stechpalme nichts, obwohl sie traditionell zu Weihnachten in den Mittelpunkt rückt. Der einzige in Mitteleuropa beheimatete immergrüne Laubbaum mag es eher mild und im Sommer nicht zu trocken. Vom Klimawandel hat sie, wie es aussieht, wohl schon profitiert. Traute sie sich noch vor 50 Jahren allenfalls bis nach Norddeutschland und in den Süden Dänemarks vor, so fühlt sie sich inzwischen auch in Schweden wohl. Die milderen Wintertemperaturen haben es ihr erlaubt, ihr Verbreitungsgebiet deutlich nach Norden auszuweiten. Ihre vermehrte Ausbreitung bleibt nicht ohne Folgen. Im Unterwuchs der Wälder könnte sie den Bodenpflanzen auf Dauer das wenige Licht nehmen und damit deren Wachstum stören.
Quelle: Walther, G., Berger, S., Sykes, M.T. (2005): An ecological ‘footprint’ of climate change. Proceedings of the Royal Society 272: 1427–1432.
Fichte
Als flach wurzelnde Baumart leidet sie besonders unter der vermehrten sommerlichen Trockenheit
Als "Brotbaum" der Forstwirtschaft bestimmt die Fichte heute weithin das Bild der Forste. Sie wurde durch die Forstwirtschaft in vielen Regionen gepflanzt, in denen sie von Natur aus nicht vorkommen würde. Große ökologische Probleme begleiten die in Reih und Glied stehenden Fichten daher bereits seit langem. Doch um den Broterwerb mit Fichtenholz wird es in naher Zukunft schlecht bestellt sein. Denn der Klimawandel setzt der Fichte besonders zu. Als flach wurzelnde Baumart leidet sie stärker als andere Arten unter der vermehrten sommerlichen Trockenheit, die weiten Teilen Deutschlands droht. Die geschwächten Bäume bieten eine leichte Beute für Insekten wie den Borkenkäfer, der von trockenen Sommern profitiert. Doch es kommt noch härter: Mit dem Klimawandel nimmt auch die Gefahr durch Orkane zu. Die Fichte hält hohen Windgeschwindigkeiten kaum stand.
Trauerschnäpper
Als Langstreckenzieher droht ihm die Nahrungsgrundlage zu entschwinden
Das Tempo, mit dem wir dem globalen Temperaturanstieg entgegen steuern, dürfte dem Trauerschnäpper besonders zu schaffen machen. Er gehört zu den Langstreckenziehern unter den Zugvögeln. Den Winter verbringen die Trauerschnäpper südlich der Sahara. Der Zeitpunkt zum Rückzug in die europäischen Brutgebiete ist genetisch festgelegt: Trauerschnäpper sind deshalb weitaus weniger flexibel, sich an die veränderten klimatischen Bedingungen anzupassen, als Zugvögel, die im Süden Europas überwintern. Diese können den Beginn des Rückzugs stärker vom tatsächlichen Wetter abhängig machen. Da sich viele Insekten den milderen Temperaturen rascher anpassen und sich früher im Jahr entwickeln, steigt das Risiko für die Langstreckenzieher, dass bei ihrer Rückkehr aus dem Süden der Tisch nicht mehr so reich gedeckt ist wie ehedem.
Hinzu kommt, dass der Trauerschnäpper oft nur noch besetzte Brutgebiete vorfindet. Denn die in heimischen Gefilden überwinternden Standvögel brüten früher, wenn der Frühling früher startet. Und flexiblere Kurzstreckenzieher kehren früher in ihre Brutgebiete zurück oder überwintern gar in Deutschland. Aber damit nicht genug. Auch die Reise selbst wird für den Trauerschnäpper immer beschwerlicher, da sich die Wüstengebiete ausbreiten. Die Zugvögel laufen Gefahr, dass ihre Energiereserven nicht mehr ausreichen, um die längeren Flugstrecken zu bewältigen.
Quellen: Visser, M.E., Both, C., Lambrechts, M.M. (2004): Global Climate Change Leads to Mistimed Avian Reproduction. Adv. Ecol. Res. 35: 89-110.
Both, C., Bouwhuis, S., Lessells, C.M., Visser, M.E. (2006): Climate change and population declines in a long-distance migratory bird. Nature 441(7089): 81-83.
Edel-Kastanie
Der wärmeliebende Baum könnte künftig auch dort größere Verbreitung finden
Edelkastanien schätzen sonnenreiche und regenarme Standorte. In kühleren Lagen reifen ihre Früchte nicht aus. Weit verbreitet ist die ursprünglich aus Vorderasien stammende Esskastanie in Deutschland deshalb in den klimatisch begünstigten Weinbaugebieten. Der wärmeliebende Baum könnte künftig auch dort größere Verbreitung finden, wo die Bedingungen für andere Bäume schlechter werden: in Regionen, in denen bedingt durch den Klimawandel mit längerer Sommertrockenheit zu rechnen ist. So gilt die Edelkastanie im Südwesten Deutschlands bereits als ein möglicher Hoffnungsträger der Forstwirtschaft, nachdem andere Baumarten verstärkt unter Trockenheit und gestiegenen Temperaturen leiden.
Großer Eisvogel
Er steht auf der Roten Liste und ist auf kalte Winter angewiesen
Um die Zukunft des Großen Eisvogels aus der Familie der Edelfalter ist es in Deutschland schlecht bestellt. Er gehört zu den kontinentalen Arten, die auf kalte Winter angewiesen sind. Schon heute steht der Große Eisvogel bundesweit auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Eingriffe des Menschen in seinen Lebensraum haben dazu geführt, dass er vielerorts ausgestorben ist: Die Futterpflanzen seiner Raupen, Zitter- und Schwarzpappeln, wurden an den Rändern der Waldwege entfernt, weil sie für die Holzproduktion uninteressant sind. Dazu wurden die Waldwege befestigt, sodass sich keine Wasserpfützen mehr bilden können.
Die milden Winter setzen dem Großen Eisfalter weiter zu. In den Waldgebieten der Mittelgebirge, in denen er beheimatet ist, dürfte es ihm allmählich zu warm werden. Seine Ausweichmöglichkeiten in kühlere Höhenlagen sind jedoch begrenzt. Denn die Zitterpappel wächst in den Mittelgebirgen nur bis in einer Höhe von 1000 Metern und wird im Wald oft entfernt.
Gartenrotschwanz
Als Langstreckenzieher unter den Zugvögeln leidet er unter dem Klimawandel
In lichten Wäldern, Parks und in unseren Gärten findet der Gartenrotschwanz seinen Lebensraum. Als Langstreckenzieher unter den Zugvögeln leidet er ähnlich wie der Trauerschnäpper besonders unter dem Klimawandel. Im Unterschied zu den Kurz- und Mittelstreckenziehern gelingt es ihnen weitaus weniger gut, ihr im Erbgut fixiertes Zugverhalten den veränderten klimatischen Verhältnissen anzupassen. Das bringt auch den Gartenrotschwanz bei seiner Rückkehr aus dem Süden in Bedrängnis. Bedingt durch den Klimawandel entwickeln sich zahlreiche Insektenarten inzwischen deutlich früher. So fehlt es den Spätheimkehrern immer öfter an ausreichender Nahrung, um die hungrige Schar an Jungvögeln großzuziehen. Gleichzeitig verschärft sich für die Langstreckenzieher die Konkurrenz um geeignete Brutreviere, wenn eine wachsende Zahl von Vögeln aufgrund der milden Temperaturen in Deutschland überwintert oder immer früher aus dem Süden zurückkehrt.
Taubenschwänzchen
Der wärmeliebende Wanderfalter fühlt sich jetzt auch im Norden wohl
Wohl noch nie zuvor war das an einen Kolibri erinnernde Taubenschwänzchen in Deutschland so häufig zu bewundern wie im Jahrhundertsommer 2003. In vielen Gärten erregten die schönen Schmetterlinge großes Aufsehen, wenn sie auf Nektarsuche waren. Der wärmeliebende Wanderfalter aus dem Mittelmeerraum, der in der Vergangenheit eher den wärmeren Süden Deutschlands bevorzugte, fühlt sich mittlerweile auch im Norden wohl. Mit den milderen Temperaturen haben sich auch die Fortpflanzungsbedingungen des Neubürgers verbessert. Eier, Raupen und Puppen werden seltener Opfer der Witterung.
Da die Falter in Südhessen und Baden-Württemberg noch im Dezember und im Frühjahr schon wieder im März zu beobachten sind, spricht vieles dafür, dass sie in den wärmeren Regionen Deutschlands mittlerweile auch überwintern.
Strandflieder
Meeresspiegelanstieg bringt Watt und Nordseeküste in Not
Wenn durch schmelzende Gletscher und Polkappen und durch die thermische Ausdehnung der Meeresspiegel weiter steigt, geraten Watt und Salzwiesen entlang der Nordseeküste in Not. Normalerweise würden sie sich weiter landeinwärts ausbreiten. Dort schützten heute aber Deiche das Land. Es steht zu befürchten, dass mit dem Wattenmeer und den Salzwiesen einer der biologisch vielfältigsten Lebensräume der Erde dauerhaft überflutet wird und verschwindet.
Zahlreiche widerstandsfähige Pflanzen wie der Strandflieder, der nur auf den Salzwiesen der Marschen gedeiht, würden ihren Lebensraum unwiederbringlich verlieren. Denn die immer weiter aufgestockten Deichbauten entlang der Küste lassen den bedrohten Pflanzenarten der Salzwiese keine Ausweichmöglichkeiten. Mit dem Verlust der Salzwiesen ginge nicht nur der Lebensraum für rund 1500 bis 2000 Insektenarten verloren, für Millionen von Zugvögeln würde mit dem Wattenmeer auch eine der größten "Tankstellen" auf dem Vogelzug entfallen.
Miesmuschel
Pazifische Auster macht es den Miesmuscheln schwer
Bislang zählte die Pazifische Auster in der Nordsee zu den echten Exoten. Ursprünglich war sie an den Küsten von Japan und Korea beheimatet. Bis an die deutsche Nordseeküste hat sie es allerdings nicht aus eigener Kraft geschafft. In den 1980er Jahren wurden Jungaustern erstmals importiert, um sie in Wasserkulturen zu mästen. Eine unkontrollierte Ausbreitung hielt man für unwahrscheinlich, galt die Nordsee doch als zu kalt, um den Neuankömmling in Fortpflanzungsstimmung zu versetzen. Das hat sich geändert. Längst hat sich die Pazifische Auster im wärmer werdenden Wattenmeer verbreitet und siedelt wild auf den Miesmuschelbänken. Zwischen den riesigen, scharfkantigen Austern finden zwar noch einige Miesmuscheln Platz, der Charakter der Muschelbänke hat sich aber drastisch verändert. Ein weiterer Vorteil für die Auster: Sie ist so groß, dass kaum ein Fressfeind ihre Schalen knacken kann.
Zooplankton
Der Klimawandel lässt tierisches und pflanzliches Plankton wandern
Am Anfang der Nahrungskette steht in allen Meeren das pflanzliche Plankton. Es dient dem tierischen Plankton, allem voran den Ruderfußkrebsen, als Nahrungsgrundlage und dieses wiederum Fischen und anderen Meeresbewohnern. Inzwischen steht fest, dass sich die Zusammensetzung des pflanzlichen und des tierischen Planktons im Zuge der Erwärmung geändert hat. So breitet sich eine neue Kieselalge aus, die für die Ruderfußkrebse als Nahrung weniger attraktiv ist. Gleichzeitig gewinnen auch andere Algengruppen (Flagellaten) an Bedeutung, die typisch für viel wärmere Meeresgebiete sind.
Die Biomasse der Ruderfußkrebse ist aber nicht nur wegen der veränderten Algen um mehr als 70 Prozent zurückgegangen: Die ehemals in der gesamten Nordsee anzutreffende Art Calanus finmarchicus ist weiter nach Norden in kühlere Gewässer abgewandert. Calanus helgolandicus, eine Art, die wärmeres Wasser liebt, ist deutlich kleiner und konnte die vorher so zentrale Art nicht ersetzen. Zudem hat die neue Art auch noch ein anderes jahreszeitliches Wachstum. All diese Faktoren zusammen sorgen dafür, dass die entscheidende Verbindung zwischen dem Algenwachstum und größeren Tieren deutlich schwächer geworden ist.
Dorsch
Seine Bestände sind in der Deutschen Bucht rapide zurückgegangen
Die Dorsche in der Ostsee sorgen seit Jahren für Schlagzeilen: Sie sind durch Überfischung nahezu vollständig verschwunden. Im Frühjahr 2007 gab es für die Schlagzeilen aber einen anderen Grund. Wegen der für die Jahreszeit ungewöhnlich hohen Wassertemperatur waren die Dorsch-Larven zwei Monate zu früh geschlüpft. Prompt fehlte es ihnen an Nahrung. Denn das pflanzliche Plankton und damit die von ihm abhängigen Organismen lagen in ihrer Entwicklung noch weit zurück. Bleibt die Nahrungskette auf Dauer gestört, steht zu befürchten, dass die Dorsche in der Ostsee zu den Opfern des Klimawandels zählen werden.
In der südlichen Nordsee droht dem Kabeljau, wie der Dorsch dort heißt, das gleiche Schicksal. Er ist wie seine Vettern in der Ostsee durch die Überfischerung stark zurückgegangen. Nun verhungern seine Larven im Frühjahr vor dem Auftreten ihrer Futterorganismen. Denn der Kabeljau musste seine Hauptnahrung, den in den Nordatlantik abgewanderten Ruderfußkrebs Calanus finmarchicus, durch Calanus helgolandicus ersetzen. Der ist zwar besser an die wärmeren Temperaturen angepasst, jedoch wesentlich kleiner und erst im Herbst in größeren Mengen vorhanden. Auf der Suche nach Nahrung flüchtet der Kabeljau deshalb in den kühleren Norden. Zusammen mit der dramatischen Überfischung hat das bereits dazu geführt, dass die Bestände in der Deutschen Bucht rapide zurückgegangen sind.
Streifenbarbe
Sie wandert nach Deutschland und frisst sich hier im Sommer richtig satt
Während der Kabeljau die Flucht nach Norden angetreten hat, fühlt sich die Streifenbarbe hier inzwischen wie zu Hause. Eigentlich ist der schmucke, gelb-rot gemusterte Fisch im Mittelmeer beheimatet. Doch die Meereserwärmung bietet ihm inzwischen auch weiter nördlich ideale Lebensbedingungen. In der Nordsee gefällt es der Streifenbarbe offensichtlich so gut, dass sie seit rund zehn Jahren in immer größeren Schwärmen auftritt. Und vermutlich wandert sie nicht nur ein, um sich hier im Sommer satt zu fressen. Dank der milden Winter vermehrt sich der Neubürger aus dem Süden wohl auch in der Nordsee. Die gesamte Entwicklung des Fischbestandes hat auch große Folgen für die Fischerei. Denn Streifenbarben sind deutlich kleiner als die klassischen Nordseefische auf unseren Speisekarten.
Trottellumme
Dem Meeresvogel geht in der Nordsee allmählich die Nahrung aus
Die Trottellumme gehört zu Helgoland wie die Scharen von Tagestouristen. Auf Deutschlands einziger Hochsee-Insel brütet der Meeresvogel in Kolonien an den steil aufragenden Felswänden, die deshalb auch als "Lummenfelsen" bezeichnet werden. Doch das laute Geschrei der Trottellummen könnte schon bald verebben. Dem Meeresvogel geht in der Nordsee allmählich die Nahrung aus. Heringe und Sandaale, die er besonders schätzt, machen sich seit Jahren rar. Die Übernutzung der Fischbestände durch den Menschen und steigende Temperaturen im Nordatlantik und in der Nordsee setzen ihm nun zu. Denn im wärmeren Meerwasser hat sich die Artenzusammensetzung der Kleinstlebewesen verändert, sodass auch kleine Fische und der Sandaal nicht mehr genügend zu fressen finden und seltener werden. So können die Lummen weniger Jungvögel aufziehen und die Bestände sinken.
Die Klimakrise kommt als laues Lüftchen daher, freundlich und unscheinbar. 40 Jahre sind in der Erdgeschichte nicht einmal ein Wimpernschlag und doch sind in dieser Zeit unsere Winter ganze zehn Tage kürzer geworden. Mehr →
Seit die Anzeichen einer globalen Erwärmung zunehmen, gerät das Leben der Zugvögel offensichtlich mehr und mehr durcheinander. Auswirkungen des Klimawandels auf das Zuggeschehen lassen sich bereits an vielen Beispielen ablesen. Mehr →
Viele Sechsbeiner leiden unter der Klimakrise. Es gibt aber auch Arten, die jetzt genau ihre Wohlfühltemperatur erreichen, sich daher vermehren oder bei uns ihr Areal erweitern. Segelfalter und Holzbiene stehen stellvertretend für zahlreiche Klimawandel-Gewinner. Mehr →
Klimakrise – welche Krise? Der Klimawandel wirkt sich spürbar auf die Pflanzen- und Tierwelt aus. Doch neben Verlierern gibt es zahlreiche Arten, die von der Erwärmung profitieren. Bei jedem Spaziergang begegnen uns Klima-Gewinner zuhauf, man muss nur ihre Geschichte kennen. Mehr →