Westliche Smaragdeidechse - Foto: Tanja Weise/www.naturgucker.de
Getrennt in Ost und West
Ein Porträt der Smaragdeidechse
Literaturtipp | Übersicht heimische Echsen
Leuchtend grün mit schwarzen Punkten oder Streifen vom Kopf bis zur Schwanzspitze. Die Smaragdeidechse ist ohne Frage eine der farbenprächtigsten Erscheinungen in der heimischen Tierwelt. Wie schön, dass es in Deutschland sogar zwei Smaragdeidechsen-Arten gibt, eine östliche und eine westliche.
Der frühere Eiserne Vorhang zwischen Ost und West hat mit der Herausbildung dieser beiden Arten allerdings nichts zu tun. In nur vierzig Jahren kriegt die Evolution so etwas nicht hin. Einige tausend Jahre der Trennung wird es schon gebraucht haben, damit aus einer Art zwei so verschiedene Vorkommen entstanden, die Wissenschaftler vor fünfzehn Jahren dank Kreuzungsversuchen und neuer Methoden zur Analyse der Erbanlagen erstmals sicher als eigenständige Arten identifizieren konnten.
Äußerlich kaum Unterschiede
Rein äußerlich ist eine Unterscheidung zwischen Westlicher und Östlicher Smaragdeidechse schwierig. Zwar sollen die Westler im Durchschnitt etwas kurzschwänziger und langbeiniger sein als die Ostechsen, die individuelle Variationsbreite ist aber so groß, dass einzelne Tiere daraufhin kaum zuzuordnen wären. Auch die Grünfärbung - bei uns am Nordrand der Verbreitung eher hell- oder grasgrün als wirklich smaragdfarben - und die schwarzbraunen Tupfen und Streifenmuster helfen bei der Einordnung kaum. Lediglich bei Eidechsenbabys, im Biologendeutsch Schlüpflinge genannt, lässt sich die Art gut bestimmen: Während Ost-Schlüpflinge rein braun daherkommen, ist bei den West-Schlüpflingen die Kopfunterseite bereits grün gefärbt.
Ablenkung per Schwanzopfer
Smaragdeidechsen werden bei uns bis 35 Zentimeter groß, in Südeuropa auch 40 Zentimeter und mehr. Davon entfallen rund zwei Drittel auf den Schwanz, dessen Ende sie nach Eidechsenart bei Angriffen abwerfen können. Jeder der hinteren Schwanzwirbel hat eine eingebaute Sollbruchstelle. Bei großer Gefahr zieht die Smaragdeidechse die dort verlaufenden Ringmuskeln heftig zusammen und das Schwanzstück fällt ab. Das schwanzeigene Nervensystem arbeitet danach bis zu zwanzig Minuten weiter, so dass das abgeworfene Stück heftig zappelt und die Aufmerksamkeit von Greifvögeln, Mardern oder Katzen auf sich lenkt. Allerdings kann die Eidechse diesen Überlebenstrick aber nur einmal anwenden, denn das nun wieder nachwachsende Schwanzstück bildet keine neuen Wirbel, sondern lediglich einen langen Knorpel aus.
Ende März bis Anfang April verlassen die Smaragdeidechsen ihre Winterquartiere. Sie häuten sich und die Männchen legen ihr Paarungskleid mit blau gefärbtem Kopf an. Bei den Revierkämpfen liefern sich die Männchen wilde, geräuschvolle Verfolgungsjagden. Im Mai paaren sich die Eidechsen, wobei beide Geschlechter sich durchaus mit mehreren Partnern einlassen. Das Männchen umkreist zunächst das Weibchen und beißt sich an seinem Schwanz fest. Das Weibchen schleppt den Gemahl dann einige Zeit durch die Vegetation, bevor dieser das Weibchen weiter vorne packt und die Begattung stattfindet. Die Jung-Eidechsen schlüpfen ab Ende August und wiegen dann gerade mal ein Gramm. Bereits Ende September zieht es die Männchen ins Winterquartier, kurz darauf auch die Weibchen, während die Jungtiere am längsten aktiv bleiben, um vor dem ersten Winter möglichst viel Gewicht zuzulegen.
Am Nordrand der Verbreitung
Insgesamt besiedelt die Westliche Smaragdeidechse ein geschlossenes Gebiet von Nordspanien und Frankreich bis Italien. Die kleinen deutschen Vorkommen am oberrheinischen Kaiserstuhl samt dem Tuniberg und am Mittelrhein sowie der Mosel bis kurz vor Koblenz sind versprengte Ausläufer am Arealrand. Die Östliche Smaragdeidechse wiederum kommt vom Schwarzen Meer bis über den gesamten Balkan vor. Das eine deutsche Vorkommen an den Donauhängen bei Passau gehört noch zur größeren österreichischen Population, während die Smaragdeidechsen in der Niederlausitz ein Inselvorkommen bilden.
Mindestens seit Ende der letzten größeren Warmzeit vor 2.500 Jahren sind diese Eidechsen vom großen Rest getrennt. Weniger als 300 Tiere leben heute noch in Brandenburg, weswegen das Land eigens ein Artenschutzprogramm aufgelegt hat. Ziel ist vor allem, die noch bestehenden Bestände auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz und entlang eines Bahndamms zu stabilisieren.
Sonne und Schatten
„Als eher südliche Art ist die Smaragdeidechse natürlich sehr wärmeliebend. Aber das Problem ist nicht das Brandenburger Klima“, betont Reptilienexperte Norbert Schneeweiß von der Naturschutzstation Rhinluch in Linum. „Sonnenschein haben wir im Prinzip genug, es sind die Lebensraumstrukturen, die genau passen müssen.“
Während die Smaragdeidechsen an Rhein und Donau in einem Mosaik von Felsen, Weinbergsmauern und Halbtrockenrasen leben, besiedeln sie in der Niederlausitz lichte Kiefernbestände auf lockerem Sandboden. Das macht die Eiablage einfacher, doch sobald die Pflanzendecke zuwächst, sinken die Bodentemperaturen und die Eier können sich nicht mehr entwickeln. Auch bleiben dann immer weniger geeignete Plätze zum Sonnetanken, einer für den Energiehaushalt der Eidechsen unverzichtbaren Beschäftigung. Genauso benötigen die Tiere an zu heißen Tagen aber auch schattige Stellen, außerdem leicht erreichbare Verstecke vor Feinden und für die Winterruhe.
Neuen Lebensraum finden
Die Reptilienschützer um Norbert Schneeweiß kümmern sich deshalb darum, dass die Förster immer wieder mit kleinen Kahlschlägen lichte Stellen schaffen. Baumstubben werden freigestellt und kleine Erdwälle optimiert, die Ausbreitung des alles erstickenden Landreitgrases bekämpft. Eine Mini-Population von durch Braunkohleabbau bedrohten Smaragdeidechsen wurde komplett eingefangen und in die Zuchtgruppe der Naturschutzstation integriert. Nun hofft Schneeweiß, bald im Großraum Potsdam einen neuen Standort für die grünen Eidechsen zu finden, einer der vielleicht durch Beweidung mit Robustrindern oder Wildpferden natürlich freigehalten wird.
von Helge May
Literaturtipp
Kerstin Elbing: Die Smaragdeidechsen, zwei (un)gleiche Schwestern. – Laurenti 2001. 144 Seiten. 20 Euro. ISBN 978-3-933066-09-3.
Heimische Echsen
In Deutschland kommen neben der Smaragdeidechse weitere drei Eidechsenarten vor. Vergleichsweise häufig ist die braune, 12 bis 15 Zentimeter lange Wald- oder Bergeidechse. Sie bewohnt Wälder ebenso wie Wiesen, Heiden und Moore und hat von allen Eidechsenarten weltweit das größte Verbreitungsgebiet. Sie wurde zum Reptil des Jahres 2006 gekürt.
Ebenfalls in ganz Deutschland findet man die mit bis zu 25 Zentimetern Gesamtlänge wesentlich größere Zauneidechse. Sie mag offenere Landschaften und siedelt auch in Gärten. Anders als die braunen Weibchen sind die Männchen an der Seite, gelegentlich auch am ganzen Körper grün gefärbt; bei flüchtiger Betrachtung kann man sie deshalb mit Smaragdeidechsen verwechseln.
Nur an Ober- und Mittelrhein samt Nebenflüssen sowie an den Donauhängen kommt die schlanke, braun marmorierte und gut 20 Zentimeter lange Mauereidechse vor. In Lebensraumansprüchen und Wärmebedarf ähnelt sie der Smaragdeidechse, sie ist bei uns aber doch noch deutlich zahlreicher. Ein isoliertes Vorkommen im Dresdner Elbtal geht wohl auf Aussetzungen zurück.
Die oft als beinlose Eidechse bezeichnete, bis zu einen halben Meter lange Blindschleiche dagegen ist zwar mit den Eidechsen näher verwandt als mit den Schlangen, gehört jedoch zur eigenständigen Familie der Schleichen.
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