Bergmolch am Amphibienzaun - Foto: Rainer Pietsch
Leuchtende Farben
Noch ist der Bergmolch weit verbreitet, doch die Stückzahlen nehmen spürbar ab
In Deutschland ist der Bergmolch zwar weit verbreitet, wahrscheinlich unser häufigster Molch. Nach Norden hin dünnen die Vorkommen aber stark aus, große Teil des Nordostens sind unbesiedelt. Auch insgesamt dünnen die Bergmolchbestände aus, in Deutschland wie in den Nachbarländern. Die Anzahl der Populationen sinkt und vor allem deren Größe. Wo also früher tausende Molche lebten, sind es heute nur noch Hunderte.
Weiher und Pfützen
Im Frühjahr hat es der Bergmolch eilig. Bei günstiger Witterung ab Mitte Februar, ab fünf Plusgraden und hoher Feuchtigkeit. Je später im Jahr, desto wenige achten die Tiere auf gute Bedingungen. Sie wollen dann einfach nur noch los, koste es, was es wolle. Schließlich geht es darum, sich erfolgreich fortzupflanzen und da bestraft Zuspätkommer bekanntlich das Leben.
Was das Laichgewässer betrifft, sind Bergmolche nicht sehr wählerisch. Sie benötigen Verstecke und sie brauchen Unterwasservegetation, an der sie ihre Eier anheften können. Das kann in Weihern sein, aber auch in wassergefüllten Wurzeltrichtern, in Pfützen ebenso wie an ruhigen Bachrändern. Auch Gartenteiche besuchen Bergmolche gern.
Frühwanderer und Spätlaicher
Einmal am Gewässer angekommen, haben es die Molche plötzlich gar nicht mehr eilig. Das hat zwei Gründe. Zum einen sind sie zunächst dabei, von der Land- in die Wassertracht zu wechseln. Dabei erneuern sie ihre Haut, auf die eher raue Landhaut folgt eine weiche Wasserhaut, außerdem bildet sich das farbenprächtige Balzkleid. Das kostet Kraft und die Energiereserven fressen sich die Molche erst im Wasser an, dort machen sie erfolgreicher Beute als an Land.
Zum andern sind Balz und Fortpflanzung bei Bergmolchen eine komplizierte Angelegenheit. Zunächst folgt das Männchen dem Weibchen, versucht Eindruck zu machen und betört die Angebetete mit Duftstoffen. Nach weiterer Balz setzt das Männchen schließlich seinen Samen in einer Kapsel am Boden ab. Geführt vom Männchen kriecht das Weibchen über das Samenpakt und nimmt es mit seiner Kloake auf.
Eier im Laub
Die Eier legt das Weibchen später an Unterwasserpflanzen oder ins Falllaub. Die Larven schlüpfen nach zwei bis vier Wochen und entwickeln sich innerhalb von drei Monaten zum fertigen Molch. Allerdings nicht immer. Vor allem in den Bergregionen kommt es zu öfters sogenannter Neotonie. Dabei behalten die Tiere Larvenmerkmale wie etwa die Kiemen, können dabei aber fortpflanzungsfähig werden. Diese speziellen Molche bleiben dann ganzjährig im Wasser, während die übrigen ab dem späten Frühjahr wieder an Land gehen.
Die Larven ebenso wie die erwachsenen Molche leben ausschließlich räuberisch. Umgekehrt sind aber auch sie beliebte Beute von Fischen und Ringelnattern, Störchen und Igeln. Bei Gefahr verbiegen Bergmolche ihren Körper seitlich, so dass die orange Unterseite sichtbar wird. Ob dies eine Natter oder einen Reiher aber tatsächlich vom Zupacken abhält, ist umstritten.
Als Waldbewohner ist dem Bergmolch am meisten mit dem Schutz und der Wiederherstellung strukturreicher naturnaher Wälder gedient. Wurzelteller und Totholz bieten ihm Tages- und Überwinterungsverstecke und können auch als Trittsteinbiotope zur Ausbreitung beitragen. Was der Bergmolch gar nicht mag, sind Fichtenforste.
Außerhalb der Wälder sind Bergmolche auf waldähnliche Elemente angewiesen, also zum Beispiel Hecken und Feldgehölze, aber auch feuchte Staudenfluren oder Gräben. Da die Molche keine allzu weiten Wege gehen, sind diese Strukturen vor allem in der Nähe der Laichgewässer wichtig.
Neue Kleingewässer besiedeln Bergmolche sehr schnell. Daneben müssen auch bestehende Tümpel und Teiche erhalten werden. Beste Zeit für Pflegemaßnahmen ist der Frühherbst, da dann kaum Amphibien in den Gewässern sind. Dazu gehören die Reduzierung von Schwimmpflanzendecken und das Entkrauten, gegebenenfalls auch ein Ausbaggern, um eine Verlandung zu verhindern.
Sonne und Verstecke
Um die Besonnung zu verbessern, sollte auch der Gehölzaufwuchs am Gewässerrand gelichtet werden, das Schnittgut kann wiederum für Tagesverstecke und Winterquartiere angehäuft werden. Bei Mäharbeiten versteht sich, dass keine Kreiselmäher zum Einsatz kommen, sondern Balkenmäher mit einer Schnitthöhe von etwa zehn Zentimetern.
Wie bei den Gewässern in der Landschaft muss man sich beim heimischen Gartenteich zwischen Fisch und Molch entscheiden, beides zusammen geht leider nicht. Auch im Garten sind naturnahe und ungestörte Ecken wichtig, denn die Molche leben ja viele Monate im Jahr an Land.
Lebensraum Fahrspur
Nicht zu unterschätzen ist die Bedeutung von wassergefüllten Fahrspuren im Wald, gerade in Regionen mit wenigen natürlichen Gewässern. Vielerorts werden die Forstwege massiv ausgebaut, breite Schotterschneisen entstehen. Für Molche und andere Kleinlebewesen ist die Entwicklung tödlich. Wenigstens auf selten genutzten Nebenwegen dürfen die Fahrrinnen nicht zugeschüttet oder planiert werden. Im Sommerhalbjahr sollten zudem während der Larvenentwicklung keine Fahrzeuge durch die Spuren fahren.
Ähnliches gilt für wegbegleitende Gräben und erst recht für Gräben in der Landschaft. Absolut verheerend ist eine maschinelle Grabenräumung im Sommer. Solche Unterhaltungsarbeiten sollten immer erst ab Oktober stattfinden.
Helge May
Lurch des Jahres 2019
Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) hat den Bergmolch zum „Lurch des Jahres 2019“ gekürt. Damit soll auf den schleichenden Bestandsrückgang vieler Amphibienarten aufmerksam gemacht werden. In der bundesweiten Roten Liste wird der Bergmolch derzeit als ungefährdet eingestuft, allerdings gilt auch für ihn wie für die meisten Amphibienarten, dass die Populationen schwinden und die Bestände zurückgehen.
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