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Die Knoblauchkröte im Porträt
Die Knoblauchkröte ist ein Sonderling unter den heimischen Amphibien. Den größten Teil des Jahres ist sie hauptsächlich nachtaktiv und zudem tagsüber im Erdboden vergraben. Durch die versteckte Lebensweise ist sie vielen Naturfreunden nur dem Namen nach bekannt. Mit der Wahl der Knoblauchkröte zum Froschlurch des Jahres 2007 macht die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) unterstützt vom NABU auf die zunehmende Bedrohung dieser Art aufmerksam.
Die Knoblauchkröte steht auf der bundesweiten Roten Liste in der Kategorie "stark gefährdet". Zu den Gefährdungsfaktoren gehören unter anderem Verlust oder Entwertung von Laichgewässern durch Verfüllen und Trockenlegung, indirekt durch Wasserbau-Maßnahmen. Problematisch sind auch Grundwasserabsenkungen, Nährstoff- und Schadstoffeinträge in die Gewässer, Fischbesatz und Fischintensivzucht in Laichgewässern, Verlust und Entwertung von Ackerflächen und Brachen durch Intensivierung der maschinellen Bodenbearbeitung in der Landwirtschaft im Umfeld der Laichgewässer sowie Aufforstungen und Verfüllen von Sand- und Kiesabbaugebieten.
Bei Stress stinkts
Die Knoblauchkröte gehört zur kleinen Familie der Schaufelfußkröten. Dazu zählen mit Spanischem Messerfuß, Syrischer Schaufelfußkröte und Marokkanischer Schaufelfußkröte noch drei weitere Arten in Eurasien sowie in Marokko. Der deutsche Artnamen bezieht sich auf das in Stresssituationen abgegebene, knoblauchähnlich riechende Exkret. Ihr Verbreitungsareal erstreckt sich von Belgien über Dänemark und Südschweden bis Kasachstan und Westsibirien. Die Nord-Süd-Ausdehnung reicht von Nordwest-Russland bis in das Donautiefland von Rumänien und Bulgarien. Isolierte Vorkommen gibt es in Zentral-Frankreich sowie in der Po-Ebene. In Deutschland kommt die Knoblauchkröte mit Ausnahme des Saarlandes in sämtlichen Bundesländern vor. Sie fehlt regional aber in den Alpen und dem Alpenvorland oder auch in höheren Mittelgebirgslagen wie Schwarzwald oder Harz.
Knoblauchkröten sind mit Körperlängen von sechs bis sieben Zentimetern recht kleine Lurche. Der Körper ist gedrungen, am großen Kopf fallen die hervortretenden Augen und die helmartige Erhebung entlang der Kopfmitte auf. Die Pupillen sind am Tage senkrecht schlitzförmig, nachts nahezu rund. Ein auffälliges Merkmal ist der bis zu sechs Millimeter lange, gewölbte Fersenhöcker an den Hinterfüßen. Der Körper ist grau-braun grundiert, worauf ein mehr oder weniger symmetrisches Muster aus hell- bis dunkelbraunen Längsbändern oder Flecken ausgebildet ist.
Riesen-Kaulquappen
Im April und Mai sind sowohl nachts als auch tagsüber die leisen Paarungsrufe der Männchen unter Wasser zu hören. Hat sich ein Paar gefunden, sucht es unter Wasser die Stängel von Sumpf- und Wasserpflanzen auf, um daran die 40 bis 70 Zentimeter lange Laichschnur mit ihren 1200 bis 3300 Eiern abzulegen. Die Kaulquappen schlüpfen nach zwei Wochen. Ausgewachsen erreichen sie gewöhnlich acht bis zehn Zentimeter Länge, doch kommen auch Riesenlarven von bis zu 22 Zentimetern vor, deren Körper fast den Handteller eines erwachsenen Menschen ausfüllt.
Knoblauchkröten zeigen ein sehr interessantes Abwehrverhalten, indem sie den Feind durch Kopfstöße oder selbst durch Bisse attackieren und dabei manchmal auch relativ laute Schreie ausstoßen - ein Verhalten, das weltweit nur wenige Froschlurche zeigen. Eine weitere interessanteste Verhaltensweise ist das Eingraben in den Bodengrund. Der Aufenthalt unter Tage schützt sie vor Austrocknung und Feinden. Das Vergraben erfolgt durch seitliche Schaufelbewegungen der Hinterbeine rückwärts und in der Regel senkrecht nach unten, wobei der Fersenhöcker als Spaten dient. Ist das Eingraben beendet, wird durch schwänzelnde Bewegungen des Hinterteiles das Substrat verfestigt und dadurch eine Atemhöhle geschaffen, in der die Kröte schläft.
Suche nach Käfern und Larven
Um sich leicht eingraben zu können, besiedeln Knoblauchkröten vor allem Lebensräume mit lockeren Böden. Im Osten ihres Verbreitungsgebietes leben sie in Steppen- und Waldsteppen. In Mitteleuropa sind sie Bewohner offener Lebensräume der Kultursteppe: Heidegebiete, Sand- und Kiesgruben, Industrie- und Ackerbrachen, militärische Übungsplätze, städtische Parkanlagen und Ödlandflächen. Durchaus häufig sind sie auch auf Spargel-, Kartoffel-, Gemüse- und Maisfeldern mit leichteren Böden, aber auch Wiesen und Weiden, und selbst schwere, grabfähige Lehmböden werden nicht gemieden.
Knoblauchkröten ernähren sich hauptsächlich von Laufkäfern, Schmetterlingslarven, Regenwürmern und kleinen Schnecken. Einer ihrer Hauptfeinde ist der Waldkauz, der sie vor allem im Frühjahr erbeutet. Darüber hinaus wird sie noch von vielen weiteren Vogelarten wie Graureiher, Mäusebussard, Schwarzmilan und Schleiereule sowie Säugetieren wie Spitzmäusen und Wildschweinen gefressen.
Andreas Nöllert
Ein Poster sowie eine 24-seitige Broschüre zur Knoblauchkröte gibt es bei der DGHT, Postfach 1421, 53351 Rheinbach, Tel. 0 22 25-70 33 33. Unter www.dght.de stehen zudem Kurzfilme aus dem Leben der Knoblauchkröte bereit.