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Schutzprojekte für den Wiedehopf
Auch wenn Wiedehopfe bei uns nur in wenigen Regionen brüten, kann man ihnen auf dem Durchzug mit etwas Glück in fast ganz Deutschland begegnen. Im Südwesten gehören zu den klassischen Revieren des Wiedehopfs Weinberge, Streuobstwiesen, Obstgärten und Böschungen mit lockerer Vegetationsdecke. Im Osten dagegen findet er vor allem in Berg- und Tagebaufolgelandschaften oder auf ehemaligen Truppenübungsplätzen das gesuchte trockenwarme Klima und karg bewachsene, sandige Böden.
Am liebsten zieht der Wiedehopf seinen Nachwuchs in Baumhöhlen auf, zum Beispiel in alten Obstbäumen. Da viele Streuobstwiesen entweder der Intensivierung oder Bauland geopfert werden, schwindet das Angebot. Gut, dass der Wiedehopf nicht allzu wählerisch ist und Alternativen natürlicher Art wie Steinhaufen und Holzstapel genauso gerne annimmt wie künstliche Nisthilfen. So konnte er sich in den vergangenen Jahren weiterverbreiten – und auch dank einiger Wiederansiedlungsprojekte.
Hoffnung in NRW
In Nordrhein-Westfalen hat 1977 der letzte Wiedehopf im Kreis Wesel gebrütet, jetzt stehen die Zeichen auf Erholung. Vor allem das wärmere Klima lockt den Wiedehopf, erklärt Jonas Brüggeshemke vom NABU-Landesfachausschuss (LFA) Ornithologie und Vogelschutz. Für die Lebensräume müsse hingegen noch einiges getan werden. Das zeige sich auch daran, dass der Wiedehopf inzwischen sogar auf einem Maisacker beobachtet wurde, wo er an einem Grasweg nach Nahrung sucht.
Dennoch ist die Rückkehr bisher erfolgreich, auch dank eines Wiederansiedlungsprojekts für Feldgrillen, das kurze Zeit später zu Wiedehopf-Sichtungen führte. Zusätzlich hat der LFA angesichts des Mangels an Bruthöhlen begonnen, im Raum Münster Nistkästen zu installieren. Ein größeres Projekt, um den Wiedehopf landesweit zu unterstützen, ist bereits in Planung, ein Netzwerk von Helfer*innen für den Bau der Nistkästen steht bereit.
Auf dem Vulkan
Wichtigstes Wiedehopfzentrum im Süden ist der Kaiserstuhl. Der aktuelle Bestand von etwa 100 Brutpaaren stimmt zuversichtlich, der Fortbestand ist aber auch hier von Naturschutzmaßnahmen wie der Unterhaltung von Nisthilfen abhängig. Das machen beispielsweise Aktive des NABU Offenburg, die 2018 den Landesnaturschutzpreis erhielten. Nachdem sie erste Bruten des Wiedehopfes in der Vorbergzone des nördlichen Ortenaukreises im Jahr 2007 in Höhlen alter Obstbäume beobachteten, haben sie in den nächsten Jahren über 60 spezielle Wiedehopf-Nistkästen und dazu 14 Niströhren für den Steinkauz montiert, in denen auch der Wiedehopf gerne brütet. Der Bestand stieg rasch auf 16 Reviere 2009 und 23 im folgenden Jahr.
Zusätzlich war die Förderung neuer Streuobstwiesen und einer ökologisch orientierten Bewirtschaftung der Flächen ein Erfolgsfaktor. Landwirt*innen, die die Bedeutung ihres Landes als Nahrungsbiotop für den Wiedehopf begriffen, unterstützten das Projekt. So konnten in diesem Gebiet, in dem fast flächendeckend Obstbau mit Kern-, Stein- und Beerenobst betrieben wird, Grasflächen unter den Bäumen und Sträuchern niedrig gehalten und dem Wiedehopf günstige Nahrungshabitate geboten werden.
Chancen für Ostfriesland?
Was zieht den Wiedehopf ins nasskalte Ostfriesland? Die Weide-, Garten- und Ackerlandschaften mit nicht allzu intensiv genutzten Böden, in denen sich noch ausreichend Großinsekten samt Larven befinden. Die parkartige ostfriesische Wallheckenlandschaft genügt bei allgemeiner Lebensraumknappheit den Ansprüchen. Beim Sattwerden unterstützt die verbreitete Weidehaltung, die für kurzrasige Vegetation sorgt, sowie für Kuhfladen, in und an denen sich reichlich Insekten tummeln. Möglicherweise bieten auch die Nester der Roten Waldameise in Schlechtwettersituationen eine Nahrungsquelle.
Erste Sichtungen
Unter diesen Gesichtspunkten erscheint das Projekt zur Wiederansiedlung des Wiedehopfes der NABU-Ortsgruppe Wiesmoor-Großefehn in einem neuen Licht. Seit 2017 stellen sie Nisthilfen in Gebieten auf, in denen der Wiedehopf zuvor vermehrt gesichtet wurde. Die Ehrenamtlichen kümmern sich auch um Gespräche mit Flächenbesitzenden sowie um weitere Nistplatzbetreuung und -pflege.
Auch wenn bisher noch keine Brut nachgewiesen werden konnte: Seit 2011 gibt es durchgehend und zunehmend Beobachtungen, dabei mehrere Männchen, die sich während der gesamten Brutzeit hier aufhalten. Somit sind unentdeckte Bruten wahrscheinlich, zumal bekannt ist, dass sich der Wiedehopf an seinen Bruthöhlen scheu verhält, und die Beobachtung in der mit Wallhecken durchzogenen Landschaft besonders schwer ist.
Zehn Jahre bis zur Brut
Dass Geduld sich auszahlt, kann auch Justus Maierhofer, der fachliche Berater des Projektes, bestätigen. Im Wendland, ganz im Osten Niedersachsens, hat er erfolgreich Wiedehopfe zurück in die Nemitzer Heide geholt. Vom ersten Aufhängen und Pflegen von Wiedehopfröhren im Jahr 2004 vergingen zehn Jahre, bis er das erste erfolgreiche Brutpaar entdeckte. Mittlerweile zehn Brutpaare machen die Nemitzer Heide zum bisher einzig größeren Brutplatz für Wiedehopfe in Niedersachsen.
Auch der NABU Wiesmoor-Großefehn bleibt am Ball und wird wieder die Öffentlichkeit zur Wiedehopf-Beobachtung aufrufen. So wird er hoffentlich auch in „seinem“ Jahr gesichtet, sodass die Gegend ihren Titel als das nordwestlichste Vorkommen von Wiedehopfen in Deutschland verteidigen kann.
Giulia Paltrinieri
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