Jedes Jahr werden über 25 Millionen Zugvögel im Mittelmeerraum gefangen oder getötet. Mit einer Zugvogel-Patenschaft leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Schutz unserer Zugvögel.
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Der Turteltaube grenzübergreifend helfen
Wissenschaftler konnten nachweisen, dass die jährlich mindestens 1,4 Millionen in der EU geschossenen Turteltauben von der Art nicht mehr verkraftet werden können. Weil die Bestände der Turteltaube europaweit abstürzen, wurde auf einem Treffen aller EU-Mitgliedstaaten im Mai 2018 ein Aktionsplan zum Schutz der Europäischen Turteltaube verabschiedet. Das ist eine Besonderheit, denn zu keiner anderen in Deutschland brütenden Einzelart gibt es einen internationalen „Single Species Action Plan“ (SAP). Die zeichnenden EU-Mitgliedstaaten verpflichten sich, die darin festgeschriebenen Maßnahmen umzusetzen.
Eckpunkte des Aktionsplans:
- Hauptziel ist es, den Bestand der europaweit stark abnehmenden Art wieder in einen günstigen Erhaltungszustand zu bringen.
- Ab 2028 sollen die Bestände der Turteltaube in Europa wieder steigen.
- Der Bestandsrückgang der Populationen auf allen Zugrouten soll gestoppt werden.
Die meisten Anstrengungen sollen laut Aktionsplan in den Erhalt und die Wiederherstellung von Lebensräumen und Nahrung im Brutgebiet fließen, ebenso wie deren Bereitstellung in Afrika und auf dem Zug. Bisher hat keine nationale Regierung „Sofort-Agrarumweltmaßnahmen“ zum Schutz der Turteltaube eingeleitet. Um legale Abschüsse einzudämmen wurden temporäre Jagdmoratorien festgeschrieben – ein Grund, warum genau jene Staaten mit Jagdbefugnis dem SAP nicht zugestimmt haben.
BirdLife-Partner des NABU haben gegen sechs Mitgliedstaaten Beschwerden bei der EU eingereicht und konnten einen Teilerfolg verbuchen: Die EU-Kommission hat im Juli 2019 gegen Spanien und Frankreich Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet, weil beide Länder keine Maßnahmen zum erforderlichen Schutz der Turteltaube ergriffen haben.
EU-weiter Jagdstopp
In insgesamt zehn europäischen Ländern werden noch immer völlig legal bis zu 2,2 Millionen der Vögel geschossen. Experten in Frankreich und anderen betroffenen Ländern äußern deutlich, dass dieses Ausmaß nicht nachhaltig ist und gegen die EU-Vogelschutzrichtlinie verstößt. Daher müssen wir uns dringend bemühen, dass die Jagd auf Turteltauben in allen EU-Staaten verboten wird.
Illegale Jagd im Mittelmeerraum
Während in der EU Zahlen zur Jagd vergleichsweise umfassend vorliegen, müssen vor allem im östlichen und südlichen Mittelmeerraum die Hotspots und das Ausmaß der illegalen Verfolgung identifiziert werden. Eine Analyse, warum Jagdregulierungen nicht wirken, wäre ein wichtiger erster Schritt.
Die Staatengemeinschaft, die sich der Bonner Konvention zur Erhaltung wandernder wild lebender Tierarten verpflichtet hat, allen voran die EU und Deutschland, muss auf eine Verbesserung und verstärkte Durchsetzung bestehender Rechtsvorschriften drängen. Der NABU unterstützt BirdLife Malta bei der politischen Arbeit gegen die inzwischen illegale aber dennoch anhaltende Frühjahrsjagd auf Malta und auch bei Vogelschutzcamps seit vielen Jahren erfolgreich.
Nachhaltige Landwirtschaft
Die Umsetzung von Schutzmaßnahmen erfordert von Europa und Deutschland vor allem eine entsprechende Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), da das Überleben der Turteltaube auch maßgeblich von der Förderung pflanzenreicher, giftfreier und vielfältiger Kulturlandschaften abhängt. Die Auswirkungen der Jagd auf die Bestände wären längst nicht so gravierend, wenn es durch eine naturverträglichere Landwirtschaft mehr Turteltauben gäbe, die erfolgreich brüten.
Damit es der Turteltaube im Brutgebiet besser geht, muss auch Deutschland seinen Beitrag leisten: Gezielte Agrarumweltmaßnahmen müssen ausreichend finanziert werden. Brachen oder spezielle Ansaaten von Nahrungspflanzen, die Einschränkung von Pestiziden sowie der Erhalt von Feldgehölzen und Kleingewässern sichern ihr erfolgreiche Bruten bei uns.
Forschung und Besenderung
Einige Turteltauben aus Mitteleuropa ziehen durch Italien, Malta, Tunesien und Libyen. Ob auch Turteltauben aus Deutschland auf Malta geschossen werden, ist noch nicht endgültig erwiesen, wäre aber politisch relevant. Die Regierung des EU-Mitglieds Malta dürfte dank der Vogelschutzrichtlinie die Jagd kaum beibehalten können, wenn nachweislich Brutvögel aus einem anderen EU-Staat dort rasten. Auch deshalb besendert der NABU seit 2016 Turteltauben, zusammen mit seinem Partner BirdLife Malta und der Justus-Liebig-Universität Gießen unter der Leitung von Professorin Petra Quillfeldt. Die Ergebnisse können in unserem Blog mit interaktiver Karte live nachverfolgt werden.
Mit den Telemetriedaten erhalten wir Kenntnis über das Zugverhalten der Vögel. Wo überqueren sie das Mittelmeer und die Sahara, wo rasten sie und welche Lebensräume nutzen sie in der Sahelzone als Winterquartier? Auch Dauer und Streckenlänge der Flüge können wir so genauer nachvollziehen. Forschungsbedarf besteht auch zu anderen Aspekten, wie Auswirkungen des Klimawandels und der Infektionsgefahr durch Trichomonaden.
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