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Lebensraum, Verbreitung und Bestand der Turteltaube
Ursprünglich lebte unser Jahresvogel vor allem in Auwäldern und an Waldsäumen sowie Lichtungen. Die bevorzugten Lebensräume der Turteltaube liegen heute entweder in der vom Menschen genutzten Kulturlandschaft oder in lichten Wäldern mit Unterwuchs. Große Sträucher wie Hasel, Weißdorn oder Holunder nutzt sie zum Brüten. Aber auch im Unterbau von Nadelwäldern oder in jungen Laubbäumen lässt sie sich gern zum Nestbau nieder. Neben Waldrändern dienen ihr auch große Hecken und Streuobstwiesen als Versteck oder Brutplatz.
Mangelware Ackersäume
In landwirtschaftlich geprägten Gebieten ist ein Mix offener, kultivierter Flächen mit Wasserstellen für die Nahrungssuche ideal. Solche Lebensräume sind in unserer intensiv genutzten Landschaft heute rar. Früher habe man ihr markantes Gurren an jedem Dorfrand oder Flussufer gehört, erzählen ältere Menschen. Wildkräutersamen an Feldwegen und die Feldfrüchte aus Zwischensaaten boten ausreichend Nahrung. Inzwischen sind viele Auwaldbereiche, Feldgehölze und Ackersäume verschwunden.
Doch ist die Turteltaube durchaus anpassungsfähig. Bedeutende Brutvorkommen in Deutschland finden wir inzwischen auf ehemaligen Truppenübungsplätzen oder in Abbaugebieten von Kies und Kohle, wo sich Pionierwälder aus Birken, Kiefern oder Zitterpappeln die geschundene Natur zurückerobern.
Vielerorts zuhause
Die europäische Population der auch bei uns heimischen Unterart Streptopelia turtur turtur erstreckt sich von den Britischen Inseln und der Iberischen Halbinsel im Westen bis nach Kasachstan im Osten. Sie besiedelt dabei passende Lebensräume vom Nordrussischen Tiefland Osteuropas bis zum Mittelmeer.
Es gibt drei weitere Unterarten der kleinen Taube, wovon S. t. arenicola in Marokko und Libyen sowie vom Irak bis West-China vorkommt. Tauben der Unterart S. t. hoggara leben in Süd-Algerien und im Tschad. S. t. rufescens finden wir im Nildelta sowie in den Wüstenoasen Libyens und Ägyptens. In den afrikanischen Überwinterungsgebieten vermischen sich die Unterarten auch.
Täler bevorzugt
Die Turteltaube besiedelt in Deutschland vorwiegend Tiefebenen bis 350 Meter über Meereshöhe, sucht sich bei trocken-warmem Klima aber auch in 500 bis maximal 900 Metern Höhe ein Zuhause. In Süddeutschland treffen wir sie deshalb vor allem in den Flusstälern. Die größten Bestände leben im Wendland, in der Altmark und in Rheinhessen. Nur sehr vereinzelt gibt es Turteltaubenpaare in Schleswig-Holstein.
Familientreffen in Afrika
Im Spätsommer verlassen Turteltauben ihre europäischen Brutgebiete. Die Winterquartiere liegen in und südlich der Sahelzone – einem vegetationsarmen Trockengürtel südlich der Sahara, der etwa zehn Staaten umfasst. Dort gibt es Akazienwälder und Buschland mit Savannengräsern, die den Lebensraumansprüchen der Turteltauben gerecht werden. Ihre Überwinterungsgebiete reichen vom westlichen Senegal bis Äthiopien im Osten Afrikas.
Bestand halbiert
In den 40er und 50er Jahren des letzten Jahrhunderts war die Turteltaube weit verbreitet und sehr häufig zu sehen, vermutlich erreichten ihre Bestände um diese Zeit ihr Maximum. Seitdem geht es jedoch stetig abwärts – mit nur einer Ausnahme Anfang der 1990er Jahre. Die erst 2019 veröffentlichten offiziellen Zahlen zum Zustand der Vogelpopulationen in Deutschland offenbaren Dramatisches für die Turteltaube. Demnach liegt ihr Bestand in Deutschland nur noch zwischen 12.500 und 22.000 Brutpaaren. Bis 2009 war er doppelt so hoch.
Dieser starke Rückgang ist seit 1992 für jedes einzelne Flächenbundesland zu verzeichnen. Ganze Landstriche in Vorpommern und an der nördlichen Mittelgebirgsgrenze werden nicht mehr von Turteltauben besiedelt. Bei der letzten Aktualisierung der Roten Liste in Deutschland ist der inzwischen seltene Vogel von Kategorie 3 auf 2 (stark gefährdet) gesprungen.
Global gefährdet
Die Turteltauben-Bestände sind in den meisten europäischen Ländern seit den 1970er Jahren rückläufig und nahmen seit 1980 um 79 Prozent ab. Heute brüten in Europa 3,2 bis 5,9 Millionen Paare, wobei Spanien, Frankreich, Italien und Rumänien innerhalb der EU die meisten Turteltauben beherbergen. In Großbritannien ist die Art mit einem Rückgang von 94 Prozent fast ausgestorben.
Und die Turteltaube hält leider noch einen traurigen Rekord: Sie ist der erste vom NABU gekürte Vogel des Jahres, der auch als global gefährdete Art auf der weltweiten Roten Liste steht – auf einer Stufe mit dem stolzen Kaiseradler oder dem prächtig-schillernden großen Hyazinth-Ara am Amazonas! Unser Jahresvogel 2020 ist zudem die einzige Taubenart, welche im Übereinkommen zur Erhaltung wandernder, wild lebender Tierarten (Convention on the Conservation of Migratory Species of Wild Animals) aufgeführt ist.
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