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Jetzt Informieren!Der Star - Tagung zum Vogel des Jahres 2018
Kurzbericht und Vorträge
Der Star ist ein sehr facettenreicher Vogel. Er ist ein Allerweltvogel mit einer engen Bindung und Anpassungsfähigkeit an den Menschen und an von ihm geschaffene Lebensräume. Dennoch geht es ihm bei uns nicht gut, da unsere heutige Wirtschafts- und Lebensweise dem Star und vielen anderen Arten zu wenig Platz und Nahrung lassen. Einen entsprechenden Überblick verschaffte als erster Vortragender Heinz Kowalski, Sprecher des Bundesfachausschusses Ornithologie im NABU.
Landwirtschaftliche Praxis
Eine wesentliche Rückgangsursache ist die Veränderung der Viehhaltungspraxis, wie langjährige Untersuchungen aus Dänemark zeigen. Beweidete Flächen sind demnach die ergiebigsten Nahrungsgründe für Stareneltern während der Jungenaufzucht. Die Vögel suchen sie umso gezielter auf, je weiter diese Flächen vom Nistplatz entfernt liegen, um den Mehraufwand auszugleichen. In den Gebieten, in denen die Beweidung rückläufig ist, weil die Rinder nun in Ställen gehalten werden, gehen auch die Starenbestände proportional zurück – ein weiteres Ergebnis der Untersuchungen, das Henning Heldbjerg vorstellte. Bodeninsekten, die vom Viehmist angelockt werden und nur auf den abgegrasten Flächen gut erreichbar wären, stehen weniger zur Verfügung. Obwohl in Dänemark der Star seit den 1970er Jahren sogar um über 70 Prozent abgenommen hat, sind diese Entwicklungen gut übertragbar auf Deutschland, da der Abwärtstrend bei uns gerade in den grünlandgeprägten Regionen Nordwestdeutschlands am stärksten ist.Andere mögliche Ursachen sind Tierarzneirückstände im Dung und der allgemeine Rückgang der Insektenbiomasse, was direkt weniger Nahrung für insektenfressende Vögel wie den Star bedeutet. Hierüber berichtete Dr. Werner Schulze. Warum sich in Deutschland der Bestand des Stars gerade in dem kurzen Zeitraum von 2002 bis 2006 fast halbiert hat, versucht unter anderem Sven Trautmann zu beantworten. Die Vogelart mit der ähnlichsten ökologischen Nische ist die Wacholderdrossel. Auch sie bevorzugt Bodeninsekten, kurzrasige Flächen und besiedelt halboffene Weidelandschaften. Sie nahm ebenfalls im gleichen Zeitraum ab, wenngleich nicht so stark. Weitergehende Untersuchungen zu Zusammenhängen aus Tierhaltungs- und tiermedizinischen Veränderungen in diesem Zeitraum sind sinnvoll und notwendig.
Auch die Verfügbarkeit von Früchten ist sehr relevant für bestimmte Lebensstadien der Vögel. Die zucker- und vitaminreiche Nahrung ist für Jungvögel und in Vorbereitung auf den Wegzug für Stare und andere ziehende Vögel sehr wichtig. Dort wo beerentragende Gehölze fehlen, verringert sich die Fitness der Vögel. Zu diesem Thema referierte Dr. Uwe Westphal.
Auswirkungen des Klimawandels zeigten sich beim Star dahingehend, dass die Brutzeit kontinuierlich früher beginnt und sich zunehmend trockenere Frühjahre negativ auf die Bodenfeuchte, und damit auf die Nahrungssituation auswirken können.
Gastgeber Hamburg
Es reicht jedoch nicht, die Verluste der Starenpaare ausschließlich auf dem Land zu suchen, denn ein Blick nach Hamburg bestätigt, dass auch die Verfügbarkeit von Brutmöglichkeiten und Nahrung in der Stadt eine Rolle spielen. Die Bestandsrückgänge des Stars sind in der Hansestadt, die die Tagung in diesem Jahr beherbergte, erst seit den 2000er Jahren zu beobachten, berichtete Alexander Mitschke. Sie sind in den stärker bebauten Innenstadtbereichen sichtbar höher als im Umland. Hingegen nehmen Buntspechte, die neue Bruthöhlen auch für den Star zimmern, hier sogar zu. Auch interessant: unmittelbar nach der Brutzeit im Juni scheinen die Stadtstare die zentralen Bereiche weitgehend geräumt zu haben.In Hamburg gibt es verschiedene Anstrengungen, um auch dem Star zu helfen, wie Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan in seiner Begrüungsrede erläutert. Neben der Unterstützung eines umfangreichen Nistkastenprogramms des NABU, soll es eine grüne Landschaftsachse vom Hauptbahnhof bis zum Stadtrand geben. Naturschutzgebiete sollen erweitert und sogar neu ausgewiesen werden.
Weitere spannende Tagungsbeiträge beinhalteten Erkenntnisse aus Citizen-Science-Projekten des NABU, die Vorstellung von Tonanalysen und historischen Dokumenten zum Star sowie beeindruckende Schwarmbilder während des Jagdflugs eines Wanderfalken über Rom. Am Vorabend stellte Helmut Opitz, Ehrenpräsident des NABU, einem kleinen Kreis Teilnehmender die vergangenen Jahresvögel vor.
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