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Erfolgreicher Exportartikel „Vogel des Jahres“
Ob als Oiseau de l’année, Ave del Año, Pták roku (tschechisch), Fugl ársins (isländisch) oder Gada putns (lettisch): Europaweit erfreut sich der „Vogel des Jahres“ zunehmender Beliebtheit, mehr als ein Dutzend Länder wählen jeweils ihren eigenen Jahresvogel. Selbst in den USA und in Kanada, in Neuseeland und in Südafrika gibt es inzwischen einen „Bird of the Year“.
Doch wer hat’s erfunden? Anders als bei einem bekanntem Kräuterbonbon waren es beim Vogel des Jahres nicht die Schweizer, sondern die Deutschen, genauer gesagt die Baden-Württemberger. Hier fand nämlich 1970 mit dem Graureiher ein regionaler Jahresvogel-Probelauf statt, bevor der NABU – damals noch „Deutscher Bund für Vogelschutz“ (DBV) – dann 1971 den Wanderfalken zum ersten bundesweiten Vogel des Jahres kürte.
Deutschland und Österreich lange Zeit gemeinsam
Ebenso wie die österreichischen Vogelschützer und später auch Luxemburg stieg der schweizerische BirdLife-Partner SVS allerdings schon bald mit ein und übernahm jeweils den deutschen Jahresvogel auch für die Eidgenossenschaft. Inzwischen wählt der SVS einen eigenen Jahresvogel – 2023 der Sumpfrohrsänger – und auch BirdLife Österreich geht eigene Wege, seitdem LBV und NABU mit dem Vogel des Jahres 2021 in Deutschland eine öffentliche Abstimmung eingeführt haben. Wie es der Zufall will, hat man sich bei BirdLife Österreich aber ebenso wie in Deutschland 2023 für das Braunkehklchen entschieden - bereits bevor das Ergebnis der deutschen Publikumswahl bekannt wurde.
Außerhalb des deutschen Sprachraums hat sich der Vogel des Jahres vor allem im Osten zu einem ausgesprochenen Exportschlager entwickelt. Bereits kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs rief der tschechische BirdLife-Partner seinen ersten „Vogel des Jahres“ aus, bald darauf folgten Slowenien, die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen, schließlich auch Russland und die ehemaligen Sowjetrepubliken Weißrussland, Armenien und Kasachstan. In einigen Ländern wurde die Aktion allerdings bald wieder eingestellt, während in Deutschland mit dem Braunkehlchen 2023 bereits der 53. Vogel des Jahres gekürt wurde.
Als einziges skandinavisches Land kürte Norwegen bereits seit 1992 einen Vogel des Jahres, 2021 wurde erstmals auch in Island ein Jahresvogel gewählt. Im Westen dagegen gibt es den Jahresvogel nach NABU-Vorbild lediglich in Spanien, während etwa in Frankreich oder in den angelsächsischen Ländern der Begriff „Vogel des Jahres“ meist nur im Zusammenhang mit besonders seltenen Beobachtungen oder Erstbeobachtungen in einem Jahr verwendet wird.
Häufige Vögel oder „Spitzenarten“?
Die meisten Länder küren der NABU-Linie folgend inzwischen eher häufige und damit für das allgemeine Publikum gut erlebbare Arten. Der spanische BirdLife-Partner SEO dagegen setzte lange konsequent auf den Ursprungsgedanken, nämlich ein Jahr lang für ausgesprochen seltene Arten Werbung zu betreiben und für diese Artenschutzprogramme anzustoßen. So kamen in Spanien „Spitzenarten“ wie Marmelente, Balearen-Sturmtaucher und Mönchsgeier zu Jahresvogelehren.
Inzwischen gibt den „Vogel des Jahres“ auch außerhalb Europas. Während er in Südafrika nach europäischem Muster vorab bestimmt wird, lässt der neuseeländische BirdLife-Partner Royal Forest and Bird Protection Society den „Bird of the Year“ im erst im Herbst rückwirkend für das laufende Jahr küren. Dabei treten in einer offenen Abstimmung zahlreiche Vogelarten gegeneinander an. Jedenfalls im Normalfall. Für 2021 hatte man nämlich auch die endemische Neuseeland-Lappenfledermaus nominiert, die prompt gewann. Ein eigener Fledermaus-Wettbewerb würde sich in Neuseeland nicht lohnen, davon gibt es dort nur drei Arten. (elg)
Die Vögel des Jahres 2023 international
Infostand 30. November 2023
- Armenien: Steinadler (Aquila chrysaetos)
- Australien: Schwalbensittich (Lathamus discolor)
- Deutschland: Braunkehlchen (Saxicola rubetra)
- Estland: Eisente (Clangula hyemalis)
- Island: N.N. (2022: Bachstelze)
- Kasachstan: Purpur-Pfeifdrossel (Myophonus caeruleus)
- Kirgistan: Haussperling (Passer domesticus)
- Kroatien: Auerhuhn (Tetrao urogallus)
- Lettland: Sprosser (Luscinia luscinia)
- Neuseeland: Australasiatischer Haubentaucher (Podiceps cristatus australis)
- Norwegen: Mauersegler (Apus apus)
- Österreich: Braunkehlchen (Saxicola rubetra)
- Rumänien: Östlicher Kaiseradler (Aquila heliaca)
- Russland: N.N. (2022: Haus- und Feldsperling)
- Schweiz: Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris)
- Spanien: Wiesenweihe (Circus pygargus)
- Südafrika: Kap-Papagei (Poicephalus robustus)
- Tschechien: Tafelente (Aythya ferina)
- Ungarn: Bartmeise (Panurus biarmicus)
- USA und Kanada: Gürtelfischer (Megaceryle alcyon)
- Weißrussland: Turteltaube (Streptopelia turtur)
Vögel des Jahres 2022
Europaweit und vereinzelt bis nach Zentralasien, Afrika, Ozeanien und Nordamerika erfreut sich der „Vogel des Jahres“ zunehmender Beliebtheit. 2022 wurden unter anderem die Mehlschwalbe für Österreich, die Feldlerche in der Schweiz und der Grünspecht in Ungarn gewählt. In Norwegen ist es der Rotschenkel geworden, in den USA und Kanada der Kaninchenkauz. Mehr →
Deutschland hat einen neuen Vogel des Jahres: 2023 trägt das Braunkehlchen den Titel und löst damit den Wiedehopf ab. Sein Name kommt von der der braun-orangen Brust und Kehle. Wegen des weißen Gesichtsbandes über den Augen wird das Braunkehlchen auch „Wiesenclown“ genannt. Mehr →