Jedes Jahr werden über 25 Millionen Zugvögel im Mittelmeerraum gefangen oder getötet. Mit einer Zugvogel-Patenschaft leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Schutz unserer Zugvögel.
Jetzt Informieren!Was hilft dem Braunkehlchen?
Drei NABU-Projekte zum Schutz des Jahresvogels 2023
Das Braunkehlchen, Vogel des Jahres 2023, ist stark gefährdet. Aktuellen Schätzungen zufolge gibt es hierzulande noch rund 19.500 bis 35.000 Brutpaare, in vielen Gebieten brüten gar keine Braunkehlchen mehr. Von 1980 bis 2016 sank der Bestand deutschlandweit um 57 Prozent.
Die Gründe dafür: Das Braunkehlchen findet seine benötigten Lebensgrundlagen immer seltener. Ein Großteil von ehemals extensiv bewirtschafteten Wiesen wurde zu Ackerland umgewandelt oder fiel einer intensiven Weidewirtschaft zum Opfer. Der Einsatz von Pestiziden entzieht dem kleinen Wiesenbrüter außerdem die Nahrungsgrundlage, denn mit den Ackergiften verschwinden immer mehr Insekten, Spinnen und andere Kleinlebewesen.
Was das Braunkehlchen braucht? Zusammenhängende und abwechslungsreiche Wiesenflächen mit Altgrasstreifen und kleineren Büschen und Hecken. Die nutzen die Männchen als Singwarte. Wiedervernässung und eine extensivere Grünlandnutzung, die Reduktion von Düngemitteln und Bioziden, sowie die Anpassung von Mahdterminen an die Brutzeiten des Braunkehlchens (also erst ab Mitte Juli) sind weitere geeignete und wirksame Schutzmaßahmen.
NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe: Altgrasstreifen bleiben stehen
Der NABU mit seinen Gliederungen hat bereits in den vergangenen Jahren Projekte und Studien zum Braunkehlchen durchgeführt. Das Ergebnis: „Ohne die Mitarbeit von offenen engagierten Landwirt*innen hilft dem Braunkehlchen nichts“, erklärte Dina Schmidt von der NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe im NABU-Mitgliedermagazin Naturschutz heute.
„Die Förderung von Maßnahmen und auch das Stellen der Anträge für Ausgleichszahlungen, da müssen die Landwirt*innen von Behörden unterstützt werden, denn das ist ein Haufen zusätzlicher Arbeit“, so Schmidt. Als NABU kann dort nur das Gespräch gesucht werden, um die Landwirt*innen zu überzeugen.
Im Besitz der NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe sind über 32 Hektar Fläche in der Gemeinde Grebenhain. Dort wurde bereits einiges für den Schutz des Braunkehlchens getan, berichtet Dina Schmidt weiter. So versuchte die Stiftung mit den bewirtschaftenden Landwirt*innen und dem zuständigen Amt, auf jedem landwirtschaftlichen Schlag Altgrasstreifen über den Winter stehen zu lassen.
Außerdem wurden am Ufer des Gewässers Einzelbäume entnommen, um die Ufergehölz-Barriere aufzubrechen. „Und mit finanzieller Unterstützung des Naturschutzgroßprojektes haben wir eine Vielzahl an Pfosten als Ansitzwarten im Grünland gesetzt“, erläutert Schmidt.
Baden-Württemberg: Wichtigstes Braunkehlchen-Revier am Federsee
Wie die Zusammenarbeit zwischen NABU und Staatlicher Naturschutzverwaltung funktionieren kann, zeigt auch das Areal rund um das Federseemoor in Baden-Württemberg. Denn für das Braunkehlchen, in Baden-Württemberg vom Aussterben bedroht, ist das Federseemoor der wichtigste Brutstandort. Etwa 100 Reviere sind hier jedes Jahr besetzt. Durch gezieltes Pflegemanagement arbeiten NABU und Staatliche Naturschutzverwaltung daran, den Standort Federseemoor als wichtigsten Lebensraum für diese Art im Land zu entwickeln.
Der Federsee ist als letztes großes Brutgebiet von außerordentlicher Bedeutung für den Erhalt des Braunkehlchens in dem Bundesland. „Es muss weiterhin alles dafür getan werden, damit das Braunkehlchen am Federsee weiter brüten kann. Erlischt der Brutbestand dort, ist fraglich, ob diese Art in Baden-Württemberg gehalten werden kann“, erklärt das NABU-Naturschutzzentrum Federsee.
Seit 1911 engagiert sich der NABU am Federsee – zunächst ehrenamtlich. Doch seit 1987 betreut das NABU-Naturschutzzentrum Federsee das Federseemoor im Auftrag des Landes Baden-Württemberg mit einem schlagkräftigen Team aus Hauptamtlichen und Freiwilligen. Manuell pflegt das NABU-Team jedes Jahr auch bei widrigen Bedingungen rund 80 Hektar Moorwiesen, um dem Braunkehlchen und vielen anderen besonderen Moorarten ihren Lebensraum zu erhalten.
Das Zentrum in Bad Buchau ist mit rund 400 Veranstaltungen wichtigster Anlaufpunkt und Bildungsort für Interessierte, die die Federseenatur erleben wollen. In speziellen Braunkehlchen-Führungen bringt das Team seinen Gästen den Vogel des Jahres 2023 näher, gibt einen Einblick in seinen Lebensraum und zeigt, was die Vogelart braucht, um erfolgreich brüten zu können.
Braunkehlchen-Paradies in Brandenburg
Nicht nur im Südwesten, auch im Nordosten Deutschlands ist der NABU aktiv für den Schutz des Braunkehlchens. So hat der NABU-Landesverband Brandenburg bereits einen Teil einer 5.000 Quadratmeter Wiese im Landkreis Dahme-Spreewald mit Hilfe von Spenden erworben. Dort weideten zuletzt noch Rinder einer Agrargenossenschaft, Bäume und Sträucher fehlen auf der Fläche. „Wir wollen Strukturen schaffen, die vielen Tierarten Lebensraum und Nahrung bieten“, heißt es nun vom Landesverband.
„Konkret wollen wir Haufen aus Feldsteinen und Totholz anlegen. Mit den Spenden sollen Bäume, Sträucher und Hochstauden gekauft werden.“ Dadurch könne auf etwa der Hälfte der erworbenen Fläche aus dem monotonen Grasland ein Refugium für Braunkehlchen, aber auch Neuntöter und Steinschmätzer entstehen. Aktuell werden noch Spenden benötigt.
Tipps zum Schutz des Braunkehlchens
Ob als kommunale*r Vertreter*in, als Landwirt*in, Grundstückseigentümer*in oder aus Liebe zur Natur: Es gibt verschiedene Wege, sich für das Braunkehlchen einzusetzen.
- Tipps für Verbraucher*innen: Kaufen Sie regionale, ökologisch produzierte Lebensmittel. Bei der Wahl hilft etwa die NABU Siegel-Check-App.
- Bio-Produkte statt Ackergifte: Wegen Pestiziden auf dem Acker oder im eigenen Garten gibt es immer weniger Insekten. Das entzieht auch Wiesen- und Feldvögeln die Nahrungsgrundlage.
- Sprechen Sie mit Landwirt*innen und Politiker*innen: Intensive Landwirtschaft bedroht viele Arten. Wir brauchen endlich eine naturverträgliche Agrarpolitik.
- An alle, die Wiesen besitzen oder pachten: Lassen Sie Wiesen oder Weiden im Frühjahr wachsen. Mähen Sie erst ab Mitte Juli – vorher gefährden Sie die Brut des Braunkehlchens und anderer Wiesenbrüter.
- Engagieren Sie sich in Schutzprogrammen: Beispielsweise am hessischen Vogelsberg pflegen engagierte Menschen 32 Hektar Feuchtwiesen. Damit bewahren sie für viele Vögel wichtigen Lebensraum.
- Leisten Sie Aufklärungsarbeit: Machen Sie zum Beispiel in Vorträgen über das Braunkehlchen auf bedrohte Wiesen- und Ackervögel aufmerksam.
- Unterstützen Sie den Kampf gegen illegalen Vogelfang im Mittelmeerraum: Schließen Sie etwa beim NABU eine Patenschaft für Zugvögel ab. So helfen Sie dem Braunkehlchen und anderen Zugvögeln.
Zum Download
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