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Jetzt Informieren!„In unglaublicher Anzahl“
Die Bekassine in früheren Zeiten
Wie sich die Zeiten ändern: „Es erübrigt sich, hier über das Freileben der Bekassine zu sprechen, sie ist wegen ihrer Häufigkeit bekannt genug, und nur über die Entstehung des Meckerns tauchen hin und wieder noch Zweifel auf.“ So der Zoologe Oskar Heinroth im Jahr 1928. Und im Jahr 1836 konnte der Vogelkundler Friedrich Naumann schreiben, die „gemeine Sumpfschnepfe“ verdiene das Attribut völlig zu Recht, weil sie fast überall „in unglaublicher Anzahl“ vorkomme.
Lange wusste man tatsächlich nicht, wie die Bekassine im Flug ihr Meckern hervorbringt. Naumann etwa nahm an, dass es mit den Flügeln erzeugt wird – tatsächlich sind es die Schwanzfedern. Seine Beschreibung des Balzflugs ist sehr anschaulich: „In solcher enormen Höhe treibt es sich nun flatternd und schwankend im Kreise herum, und schießt aus diesem mit ganz ausgebreiteten, still gehaltenen Flügeln senkrecht, in einem Bogen, herab und hinauf, und dies mit einem so besonderen Kraftaufwande, dass in diesem Bogenschusse die Spitzen der großen Schwingen in eine bebende oder schnurrende Bewegung gesetzt werden, und dadurch einen zitternden, wiehernden, summenden, knurrenden oder brummenden Ton geben, welcher dem fernen Meckern einer Ziege höchst ähnlich ist.“
Treffend gibt dies der niederdeutsche Name „Beverbuck“, also Zitterbock wieder. Auch mit dem Wiehern eines Pferdes hat man diesen Laut verglichen, weswegen der Vogel in einigen Sprachen auch als „Himmelspferd“ bezeichnet wurde.
Begehrte Jagdbeute
Naumann nennt die Jagd auf Bekassinen „eine der reizendsten“. Sie sei allerdings mit großen Strapazen verbunden, weswegen in dem Schützen „echtes Jagdfeuer“ wohnen müsse. Zur Ausrüstung gehöre neben einer entsprechenden Kleidung und einer guten Flinte auch „ein wohl abgerichteter, sanfter, behutsamer Hühner- oder Vorstehhund. Süß und reizend ist dann der Triumph menschlicher Fertigkeit, diese gewandten, blitzschnellen, nachher so wohlschmeckenden, Langschnäbel aus der Luft herabzudonnern.“ Schützen, die dies schafften, gehörten „zu den bewundertsten“, seien aber auch sehr selten.
Der Vogel galt seit jeher als bedeutender Leckerbissen. Er sei für die Tischfreuden besonders edel, meint schon Konrad Gesner im 17. Jahrhundert. Und Naumann bestätigt, die Bekassine sei „ein ausgesucht schmackhaftes Gericht, worauf Leckermäuler einen hohen Werth legen“.
Delikater „Schnepfendreck“
Ein Sprichwort verspricht gar: „Schnepfendreck ist der beste Schleck.“ Ob allerdings die gebratenen Schepfeneingeweide samt Inhalt, eben der „Schnepfendreck“, den die Köche aufs Brot schmieren und ihren Herren vorsetzen, auch dem Gaumen gewöhnlicher Menschen gut tut, ist zu bezweifeln. Denn es heißt auch: „Schnepfendreck und Pasteten sind dem Bauern nicht vonnöten.“Nach dem Balzflug schießt die Bekassine manchmal mit großer Geschwindigkeit zur Erde nieder. Dieses Verhalten hat zu einer Sage Anlass gegeben. Nach dieser wohnt in der Bekassine die Seele einer alten Jungfer, die zu Gott kommen möchte. Der aber stößt sie jedes Mal zurück, sodass sie auf die Erde fällt. Dazu stimmt dann die wörtliche Umsetzung ihres Liedes in der Sprache des Kurlands. Sie lautet auf Deutsch: „Ich werde und ich werde in den Himmel kommen – zurück berrks!“
Die Bekassine war Zeuge
In einer Sage aus der Gegend von Leer in Ostfriesland ist ebenfalls von der Bekassine die Rede. Ein junger Schäfer trieb seine Herde in die Nähe eines Moorsees, weil dort besonders saftiges Gras wuchs. Ein Lamm wagte sich auf das schwimmende Land und sank ein. Der Schäfer wollte es retten, versank aber mitsamt dem Tier im Untergrund. Der Hund trieb nach seiner Gewohnheit die Herde hinter seinem Herrn her und jagte sie so als ganze ins Verderben. Nur er selber konnte sich retten. Laut jaulend lief er ins nächste Dorf und veranlasste durch sein merkwürdiges Verhalten die Bauern, ihm zum Moorsee zu folgen. Aber von dem Schäfer und seinen Schafen war weit und breit nichts mehr zu sehen. Nur eine Bekassine war Zeuge des Geschehens. Noch heute fliegt sie in der Gegend umher und ihre Klagelaute künden von dem Unglück.
von Karl Wilhelm Beichert
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