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Jetzt Informieren!Erfolgreiche Ansiedlung des Gartenrotschwanzes
NABU-Gartenexperte Stefan Bosch berichtet von seiner Gartenoase
Wir wohnen in Diefenbach am Westrand des Naturraumes und gleichnamigen Naturparks Stromberg-Heuchelberg im Norden Baden-Württembergs. Der Stromberg ist mit seinen Wäldern und vor allem noch großflächig vorhandenen Streuobstflächen ein überregional bedeutsames Brutgebiet des Gartenrotschwanzes in Süddeutschland. Daher sind die Rahmenbedingungen ideal, den Vogel des Jahres zu fördern.
Unser „Stückle“, wie man hier die Garten- und Obstbaumgrundstücke nennt, liegt etwa dreihundert Meter vom Ortsrand entfernt im Streuobstgürtel. Neben der Blockhütte stehen ein dutzend Apfel-, Birnen- und Kirschbäume darauf, mitunter alte, knorrige und hochstämmige Baumriesen. Als wir das Grundstück vor einigen Jahren im Frühling übernahmen, war es nicht verwunderlich, dass der Gartenrotschwanz eine der ersten Vogelarten war, die wir beobachten konnten. Inzwischen haben wir ihn seit Jahren als Brutvogel an zwei Nistplätzen.
Die erfolgreiche Ansiedlung des Gartenrotschwanzes auf unserem Obstbaumgrundstück hängt mit vier Faktoren zusammen:
Dieses bunte Bild gefällt nicht nur uns, sondern auch dem Gartenrotschwanz: die blütenreichen Abschnitte locken Insekten an, auf den flachrasigen Abschnitten geht er auf Jagd. Entsprechende Vegetation bildet die Grundlage für Insekten und Insektenfresser.
Unser Garten ist giftfrei, auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichten wir völlig, da wir ja keinen Ertrag erwirtschaften müssen. Wir nutzen Kirschen, Äpfel und Birnen nur nach dem natürlichen Angebot: In manchen „Fülle-Jahren“ sammeln wir die Äpfel, um sie versaften zu lassen, manche Jahre gibt es fast kein Obst zu ernten.
Einen bekam ich vor Jahren geschenkt. Ich entfernte die für Singvögel völlig unnötige Anflugstange neben dem Einflugloch und hängte ihn in die umrankte Holzlaube neben der Hütte. Im ersten Jahr war er gleich vom Gartenrotschwanz belegt und seitdem brüten die Vögel alljährlich zweimal zwischen April und Juni darin. Die etwas windschiefe, lichtdurchlässige Bauweise scheint ihm zu gefallen, er hat gerne etwas Licht im Kasten. Erstaunlicherweise hat er letztes Jahr auch noch eine Holzhalbhöhle an der Hütte als Brutplatz angenommen. So brüten jetzt zwei Paare in unmittelbarer Nachbarschaft bei uns – dieses manchmal „kolonieartige“ Brüten ist auch in der Fachliteratur beschrieben. Solange die Gartenrotschwänze brüten, sind sie schnell ärgerlich und warnen lautstark, sobald ein Mensch auftaucht. Deshalb lassen wir sie zur Brutzeit weitgehend in Ruhe und verzichten auf die Nutzung unserer Sonnenterrasse.
Diese Erfahrungen zeigen, dass der Gartenrotschwanz in seinem Brutgebiet gerne Nisthilfen annimmt und dabei flexibel ist – hier hat er einmal die geschlossene und einmal die offene Höhle gewählt. Vor Jahren hatten wir den Gartenrotschwanz auch einen Sommer als Brutvogel in einer Holzbeton-Großraumhöhle am Haus direkt neben dem Küchenfenster. Bestimmt war es die Ortsrandlage und der günstige Nistplatz, der ihn zu dieser Brut animiert hat. Inzwischen ist der Nistkasten aber fest in Haussperlings-Hand...
Gartenrotschwanz-Oasen lassen sich sicher nicht in jedem Garten realisieren, denn diese Vogelart hat ganz bestimmte Ansprüche an ihren Lebensraum. Umso wichtiger ist es, gerade in für Gartenrotschwänze günstigen Lagen unterstützend tätig zu werden. Ideale Plätze sind Parkanlagen oder Gärten in der Nachbarschaft von Parks, alle Ortsrandlagen am Übergang zur freien Landschaft und natürlich alle großflächigen Gärten, die ausreichend Platz für einen Baumbestand haben. Und wie in unserem Fall ist die Nähe zu Streuobstwiesen sehr günstig. Von daher haben Besitzer von Baumgrundstücken eine besondere Verantwortung und die große Chance, gezielt und Erfolg versprechend etwas für den Gartenrotschwanz zu tun!
Stefan Bosch