Jedes Jahr werden über 25 Millionen Zugvögel im Mittelmeerraum gefangen oder getötet. Mit einer Zugvogel-Patenschaft leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Schutz unserer Zugvögel.
Jetzt Informieren!Wie können wir dem Eisvogel helfen?
Nistwände und dynamische Fließgewässer
„Auf die (…) aufgeführten Arten sind besondere Schutzmaßnahmen hinsichtlich ihrer Lebensräume anzuwenden, um ihr Überleben und ihre Vermehrung in ihrem Verbreitungsgebiet sicherzustellen.“ So steht es in Artikel 4 der Europäischen Vogelschutzrichtlinie. Zu den Arten, auf die sich diese Aussage in der für den Vogelschutz wohl wichtigsten aktuellen Rechtsnorm bezieht, gehört auch Alcedo atthis, der Eisvogel. Und eine weitere europäische Richtlinie, die Wasserrahmenrichtlinie, fordert die „Vermeidung einer weiteren Verschlechterung sowie Schutz und Verbesserung des Zustands der aquatischen Ökosysteme und der direkt von ihnen abhängigen Landökosysteme“.
Der Eisvogel ist auch juristisch eine Flaggschiffart
Konkret bedeutet das für den Eisvogel, dass uns sein Schutz nicht nur ein Anliegen sein muss, weil er eine unserer attraktivsten Vogelarten ist und einen wertvollen, bedrohten Lebensraum repräsentiert, sondern auch, weil es in der deutschen und vor allem der europäischen Gesetzgebung klare Rechtsnormen gibt, die uns zu seinem Schutz und – das ist ganz wichtig – auch ausdrücklich zum Schutz seines ganzen Lebensraums verpflichten. Womit sich der Bogen schließt: Der Eisvogel ist auch juristisch eine Flaggschiffart; von seinem Schutz profitieren noch viele andere Organismen im selben Lebensraum.
Manche Schutzmaßnahmen sind in ihrer Wirkung begrenzt, können dem Eisvogel aber lokal gezielt und wirkungsvoll helfen: Weil der Mensch in die natürlichen Strömungsverhältnisse der meisten unserer Gewässer eingegriffen und oft auch noch die Ufer befestigt hat, entstehen an vielen Gewässern, die dem Eisvogel noch genügend Nahrung bieten würden, keine Uferabbrüche mehr, die zur Anlage von Brutröhren geeignet wären.
Schutz und Pflege von Brutwänden sind wichtig für Eisvogelpopulationen
Deshalb ist es für erfolgreichen Eisvogelschutz von zentraler Bedeutung, vorhandene Brutwände, die oft über lange Jahre immer wieder von neuem genutzt werden, zu erhalten und vor Störungen zu schützen. Wenn die Brutwände stark zugewachsen sind oder durch Erosion zu sehr verflachen, bringt es viel, die Wände neu abzustechen. Wo derartige Abbruchkanten aber nicht mehr existieren und nicht mehr natürlich entstehen, können Sie dem Eisvogel mit einer künstlichen Brutwand helfen. Hinweise darauf, ob sich ein entsprechendes Vorhaben lohnt, liefern Ihre eigenen Beobachtungen: Wenn einem an einem bestimmten Gewässerabschnitt außerhalb der Brutzeit, also zwischen August und Februar, regelmäßig Eisvögel begegnen, kann der Bau einer Brutwand Erfolg haben und Eisvögel dort dauerhaft ansiedeln. Fehlen solche Beobachtungen, dürfte das Gewässer kaum ausreichend Nahrung für ein Eisvogelpaar bieten.
Für den Einzelnen ist der Bau einer Brutwand allerdings ein aufwendiges Unternehmen, immerhin handelt es sich hier um einen mindestens drei bis vier Meter langen, zwei Meter hohen und zwei Meter tiefen Korpus aus Sand und Lehm, der aufgeschüttet, verdichtet und gepflegt sein will. Eine solche Aufgabe lässt sich am besten gemeinsam in der NABU- oder LBV-Gruppe vor Ort durchführen, um die Aussichten auf Erfolg zu erhöhen.
Naturnahe Gewässerabschnitte müssen erhalten und ausgebaut werden
Noch wichtiger als der Erhalt der Brutwände ist für den Eisvogel der Schutz seines gesamten Lebensraums. Die letzten naturnahen Gewässerabschnitte in unserer Kulturlandschaft müssen erhalten oder, wo solche nicht mehr existieren, möglichst renaturiert werden. Das ist ein aufwendiger und langwieriger Prozess und beinhaltet die Renaturierung von Auenbereichen, die Erhaltung von natürlichen Flussverläufen, den Abbau von Stauwehren und ohnehin oft ineffizienten Kleinkraftwerken, und die Wiederherstellung natürlicher Strömungsverhältnisse.
Nur wenn wir unseren Bächen und Flüssen mehr natürliche Dynamik zulassen, wenn wir Pufferzonen zur umgebenden, oft intensiv genutzten Landschaft schaffen, die den Eintrag schädlicher Stoffe reduzieren und die Ausbildung einer natürlichen Ufervegetation zulassen, kann es gelingen, die Bestände des Eisvogels langfristig zu sichern.
Gewässerschutz mindert wirtschaftliche Folgeschäden
Auch der Mensch profitiert unmittelbar davon, wenn die Natur an unseren Gewässern wieder mehr Raum bekommt. Als Folge des Klimawandels treten extreme Niederschläge und in ihrer Folge auch Hochwässer bekanntlich schon jetzt häufiger auf als noch vor einigen Jahrzehnten, und die Öffentlichkeit fordert von der Politik immer lauter einen besseren Hochwasserschutz. Dem Erhalt natürlicher und der Renaturierung vom Menschen kanalisierter Fließgewässerstrecken kommt dabei große Bedeutung zu.
Über Bäche und Flüsse, die noch mäandrieren dürfen, statt schnurgerade die Landschaft zu durchschneiden, fließen starke Regenfälle oder Schmelzwässer deutlich langsamer ab, und intakte Talauen sind wichtige Retentionsräume für Hochwässer. Eine Gewässerschutzpolitik, die dem Eisvogel nützt, ist also auch ein wirkungsvoller Schutz vor den massiven wirtschaftlichen Folgeschäden für die betroffenen Menschen in den Hochwassergebieten.
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