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Der Kuckuck im Porträt
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In der Aue mit dem Schilfbestand entdecke ich ihn: Hoch auf einem Baum sitzt der Kuckuck und ruft, lässt dabei etwas die Flügel hängen und stelzt den Schwanz. Hier wird er noch den ganzen Mai und Juni singen, manchmal sogar nachts.
Im Flug sperbergleich
Nicht immer bekommt man den Rufer leicht zu Gesicht. Mit dem Fernglas erkenne ich die blaugraue Oberseite und die schwarz-weiß gebänderte Unterseite. Der Kopf wirkt klein, der schwarze Schnabel ist dünn und spitz. Füße und Augen sind gelb. Dann startet der turteltaubengroße Vogel mit dem auffällig langen Schwanz. Im Flug ähnelt er einem Sperber, von dem ihn aber die spitzen und meist unter der Horizontalen bewegten Flügel sowie der niedrige Flug mit raschen Flügelschlägen unterscheiden. Die Färbung des Kuckucks ist variabel. Während Männchen grau und gebändert sind, weisen Weibchen einen rostbraunen Überzug an Brust und Bürzel auf. Auch einige dunkel rotbraune Kuckucke gibt es. Jungvögel tragen häufig ein graues, gelegentlich ein rotbraunes Gefieder. Ihr weißer Nackenfleck und weiße Flügelspitzen lassen sie gesprenkelt aussehen.
Meine Beobachtung zeigt, dass der Kuckuck nicht nur aus dem Wald ruft. Auch Waldränder, Lichtungen, Buschland, Heiden, Moore, Marschland, Küstendünen, Gebirge sowie alle offenen Landschaften bis hin zum mit Bäumen und Büschen durchsetzten Kulturland sind sein Zuhause. Kuckucke sind eben flexibel.
Unfreiwillige Zieheltern
Kuckucke bauen kein Nest, sondern lassen andere brüten. Leider wird man nur selten Augenzeuge dieser in der europäischen Vogelwelt einmaligen Art der Jungenaufzucht. Kuckucke sind Brutparasiten, die unfreiwilligen Zieheltern werden Wirtsvögel genannt. In Europa fanden sich bei über 100 Vogelarten Kuckuckseier im Nest, aber wirklich erfolgreich ziehen nur etwa 45 Arten Kuckucke auf. Zu ihnen gehören vor allem Kleinvögel von Laubsänger- bis Drosselgröße, darunter Teich- und Drosselrohrsänger, Mönchsgrasmücke, Hausrotschwanz, Rotkehlchen, Zaunkönig, Heckenbraunelle, Bachstelze und Neuntöter.
Manche Arten haben regelmäßig und häufig, andere nur gelegentlich ein Kuckucksei im Nest. Trotzdem liegt der Anteil parasitierter Nester nur bei den Hauptwirtsvögeln und in kleinen Beständen über einem Prozent. Und Anhaltspunkte, dass der Kuckucksparasitismus Wirtsvogelarten in ihrer Existenz gefährdet, gibt es nicht.
Geschlechtsreif werden Kuckucke im zweiten Lebensjahr. Typische Brutreviere und Brutpaare scheint es nicht zu geben. Männchen behaupten zwar Reviere und Weibchen haben Legegebiete variabler Größe, paaren sich jedoch in der Legephase mit mehreren Männchen. Der Kuckuck beginnt mit der Eiablage Ende April bis Anfang Mai, wenn viele Kleinvogelbruten bereits laufen. Über einen Zeitraum von neun bis zehn Wochen legt das Weibchen bis zu 25 Eier, aus denen jedoch nur zwei bis drei Junge ausfliegen werden.
Das Brutverhalten anderer Vögel stimuliert Kuckucksweibchen zur Eiablage. Von Sitzwarten auf Bäumen oder Masten beobachten sie die Umgebung, um nestbauende Wirtsvögel und deren Nester zu entdecken. An kameraüberwachten Nestern zeigte sich, dass die Eiablage weniger heimlich und unauffällig verläuft, als bisher angenommen. Viele Kuckucke legen sogar in Anwesenheit ihrer Wirte. Auch die Theorie, Kuckucke legten gerne nachmittags bei Abwesenheit der Wirtsvögel, lässt sich nicht bestätigen. Kuckuckseier werden direkt ins Nest gelegt und nicht von außerhalb mit dem Schnabel ins Nest getragen. Vor der Eiablage entfernen legende Weibchen meistens ein Ei. Wirtseier gelten als hochwertige Nahrung, werden also gefressen.
Aufwachsen im Zeitraffer
Wie und weshalb wählen Kuckucksweibchen ein Wirtsnest aus? Einiges spricht dafür, dass die Weibchen strikte Wirtspräferenzen haben, also jeweils nur bestimmte Vogelarten parasitieren. Mit dieser Spezialisierung sind die Eier in Größe und Farbe besser auf die Zielvogelart angepasst und haben höhere Chancen unentdeckt zu bleiben. Ob und wie solche Parasit-Wirt-Linien genau funktionieren, ist bisher nicht vollständig erforscht.
Doch mit einem erfolgreich untergejubelten Ei ist es nicht getan. Im Wettstreit mit den Wirtskindern machen Kuckucksjunge Tempo. Ihre Embryonalentwicklung beginnt mitunter schon im Eigang des Weibchens und mit elf bis zwölf Tagen ist die Bebrütungsdauer sehr kurz. Je nach Wirt währt die Nestlingszeit 16 bis 24 Tage. Und da Wirtsjunge unerwünschte Konkurrenz im Nest sind, stemmen Kuckucksküken in einem für frisch geschlüpfte Jungvögel unvorstellbarem Kraftakt Eier oder Wirtsjunge einfach huckepack über den Nestrand. Das passiert nicht selten in Anwesenheit der Wirte. Ausgeräumt wird bereits acht bis zehn Stunden nach Schlupf. In den ersten drei, vier Tagen ist mit dem Nestsäuberungstrieb eine besondere Reizbarkeit des Rückens verbunden: Sobald der Nestling etwas auf dem Rücken liegend spürt, versucht er es über den Nestrand zu bugsieren.
Perfektes Betteln
Auch als überdimensional wirkendes Einzelkind sorgt der Jungkuckuck für seinen Vorteil. Lange galt der aufgesperrte rote Rachen als Hauptreiz, der Zieheltern zum Füttern animiert. Tests haben aber gezeigt, das Jungkuckucke vor allem mit akustischen Tricks manipulieren. Durch Erfahrung passen sie ihre "si si si"-Bettelrufe perfekt an die Wirtsvogelart an und erreichen damit eine bessere Futterversorgung.
Zwei bis drei Tage nach dem Ausfliegen nehmen Kuckucke selbständig Futter auf. Trotzdem füttern zum Beispiel manche Rohrsänger den fremden Nachwuchs noch tagelang. Die Sterblichkeit junger Kuckucke ist in den ersten drei bis vier Lebensmonaten hoch. Kuckucke erreichen ein Alter von wenigen, in Einzelfällen bis zu 14 Jahren.
Nur wenige Monate halten sich Kuckucke in Mitteleuropa auf. Den Rest des Jahres verbringen sie in Zentralafrika südlich des Äquators. Damit sind Kuckucke Langstreckenzieher, die jährlich gut 10.000 Kilometer reisen. Die Rückkehr ins Brutgebiet beginnt früh: Im Februar sind sie bereits nördlich der Sahara, Südeuropa erreichen sie in der Regel Ende März, Mitteleuropa Mitte/Ende April, Skandinavien Anfang Mai. Im Schnitt 50 Kilometer täglich arbeiten sich die Frühlingsboten nordostwärts vor. Offenbar kehren Männchen wenige Tage vor den Weibchen zurück, allerdings ist unklar, wie früh nach der Ankunft sie zu rufen beginnen.
Vielerorts weniger Kuckucke
Der Kuckuck kommt in Europa, Asien und Teilen Nordafrikas vor. In Mitteleuropa schätzt man seinen Bestand auf 360.000 bis 550.000 Brutpaare. Leider nehmen die Kuckucke in den letzten Jahrzehnten vielerorts ab. Diese Entwicklung läuft parallel zum Rückgang vieler Feld- und anderer Vögel, deren Lebensräume unserem Landhunger und den Veränderungen in der Agrarlandschaft zum Opfer gefallen sind. Mit dem Einsatz von Giften verschwinden zudem viele Wildpflanzen und die an ihnen lebenden Beutetiere wie Raupen, Käfer oder Heuschrecken.
Maßnahmen wie schonende Landnutzung, Schutz von Feldsäumen und anderen Randstrukturen sowie von offenen Landschaften mit Sitzwarten haben nachweislich positive Effekte für den Kuckuck. Er benötigt nun mal vielfältige Lebensräume mit vielen verschiedenen Wirtsvogelarten und zeigt uns damit, wie wichtig Artenvielfalt ist: Bei Wirten wie Wiesenpieper, Bachstelze, Zaunkönig, Teich- und Sumpfrohrsänger ist im Hinblick auf Biotopschutz der Artname Hinweis und Programm zugleich.
Stefan Bosch
Redewendungen
Kuckucke haben schon immer die Menschen beschäftigt und neugierig gemacht. In vielen Liedern, Reimen, Sprüchen und Redensarten wird der Kuckuck erwähnt. In vielen Zusammenhängen steht der Kuckuck stellvertretend für den Teufel, dessen Name nicht genannt werden sollte:
- Der Kuckuck ist los = umgangssprachlich für chaotische Verhältnisse.
- Weiß der Kuckuck = Unkenntnis über einen Sachverhalt.
- Hols der Kuckuck = Ausdruck der Verärgerung.
- Beim Kuckuck sein = jemand/etwas ist verloren.
- Scher dich zum Kuckuck = Aufforderung zum Verschwinden.
- Kuckucksei = eine Tat, die sich noch als unangenehm oder schlecht herausstellen wird.
Das Parasiten-Rätsel
Wie alle Vogelarten haben auch Kuckucke Federmilben in ihrem Gefieder. Drei Kuckucks-spezifische Arten hat man bei ihnen festgestellt. Aber während eigens untersuchte Nestlinge kurz vor dem Ausfliegen ebenso wie die von ihnen bewohnten Wirtsnester nachweislich frei von Kuckucksmilben waren, trugen Kuckucke in der ersten Brutperiode immer die arttypischen Milben mit sich. Wie aber kommen ohne Kontakt zu Eltern oder Geschwistern aufgewachsene Jungvögel zu „ihren“ arteigenen Federmilben? Als mögliche Erklärung gelten direkte Körperkontakte in der Phase zwischen Ausfliegen und Rückkehr aus dem Brutgebiet. Wann, wo und wie das geschieht, weiß niemand genau.
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