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Ein letzter Eintrag zum Schluss
2. August - ... und ein paar persönliche Worte
Nachdem nun am 31. Juli 2007 die Webcam endgültig abgeschaltet wurde und die Technik nach und nach deinstalliert worden ist, heißt es nun auch für mich, Stefan Kupko, als Horstbetreuer Lebewohl zu sagen. Die Falken sind seit über einer Woche nicht mehr am Turm der Kirche gesehen worden und sind sicher längst unterwegs in andere Gegenden. Damit ist nun die erfolgreiche Geschichte der Familie von Erna und Kurt für dieses Jahr endgültig zu Ende.
Ein kurzer Rückblick: Als der Nabu Ende letzten Jahres bei mir anfragte, ob unsere Berliner Turmfalkengruppe eine Webcam zum Jahresvogel Turmfalke betreuen könnte, habe ich spontan zugesagt. Nun ging zunächst einmal die Suche nach einem passenden Standort los (bei über 320 Kästen nicht ganz einfach). Der Beschluss, aufgrunde der NABU-Aktion "Lebensraum Kirchturm" eine Kirche zu nehmen, reduzierte die Suche dann auf immer noch über 60 Standorte. Schließlich fiel die Entscheidung auf die im Berliner Stadtzentrum und in unmittelbarer Wohnnähe gelegene Heilandskirche.
Die hervorragende Unterstützung durch die Kirchengemeinde ließ die Entscheidung auch nicht schwer fallen und auch die Falken waren hier (bis auf ein Jahr) immer erfolgreich gewesen. Nachdem die Telekom dann einen Internetanschluss in 60m Höhe gelegt hatte und die Technik installiert war, lag es dann nur noch an den Falken selbst, die geplante Aktion mit Erfolg zu krönen. Wie wir nun alle wissen, haben sie unseren Entschluss dann mit großem Erfolg belohnt. Es waren sehr aufregende Wochen, manchmal mit einigen Rückschlägen wie nach dem Blitzeinschlag, mit viel Kletterarbeit wegen der ständigen Kamerabetreuung, Wartung und großem Medieninteresse.
Insgesamt haben wir dann auch viel Neues, z.B. über das Verhalten in der Nacht, dank der tollen Infrarottechnik, erfahren können. Ich hoffe, dass die Tagebucheinträge ebenfalls einige offene Fragen zum Turmfalken haben klären können und ich Tipps und Hilfen für ähnliche Projekte geben konnte.
Zum Schluss noch ein ganz besonderer Dank an Herrn Heise von der Heilandskirche, der mir bei allen Arbeiten stets eine große Hilfe und Unterstützung war und der maßgeblich mit zum Erfolg des Projektes beigetragen hat. Ebenso Dank an die Kirchengemeinde, Dr. R. Lille für die Kameratechnik, meiner Lebensgefährtin Dr. S. Kübler für die Unterstützung auf vielen Ebenen und natürlich auch ein herzlicher Dank an die Sponsoren Vodafone und die Telekom. Und letztendlich herzlicher Dank an den NABU Bundesverband (Beatrix Losem, Markus Nipkow, Frank Griesel, Tobias Karsch, Annette Rosendahl und Christian Giese) für das Vertrauen in unsere Berliner Turmfalkengruppe und die gute Zusammenarbeit und Unterstützung.
Ich hoffe sehr, dass sich auch für das kommende Jahr Sponsoren finden lassen, so dass die Geschichte von Erna und Kurt fortgeführt werden kann. Und hoffentlich sehen wir im nächsten Jahr irgendwo in Berlin Moabi, Falko, Fanni, Fatima oder Lucki als Brutvögel wieder.
Apropos, warum eigentlich Erna und Kurt? Die Namen sollen an Erna und Kurt Kretschmann erinnern, die das Naturschutzschild mit der Eule erfunden haben und große Verdienste zum Naturschutz in der DDR beigetragen haben. Kurt Kretschmann war auch Ehrenpräsident des NABU.
Herzlichen Dank an alle Interessierten und die treue Fangemeinde, beste Grüße aus Berlin, Stefan K. (Horstbetreuer und Tagebuchautor)
Der Speiseplan von Erna und Kurt
27. Juli - Haussperling, Grünfink, Mauersegler, Ringeltaube und Wellensittich
Nachdem letzte Woche der Nistkasten gereinigt wurde, ist auch der Inhalt der diesjährigen Brutsaison näher untersucht worden. Dabei konnte folgendes Ergebnis ermittelt werden:
Die Hauptbeute von Erna und Kurt war ganz eindeutig der Haussperling. Allein schon durch die Direktbeobachtung konnten mehrere Dutzend Haussperlinge als Nahrung identifiziert werden. Außerdem konnten anhand der Federreste im Nistkasten neben dem Haussperling noch mindestens 2 Grünfinken, 2 Mauersegler, 1 Feldsperling, 1 Wellensittich und 1 Hausrotschwanz als Beute bestimmt werden. 2 junge Ringeltauben (in ihrem Nest in der Nähe des Nistkastens) wurden ebenfalls erbeutet. Bei weiteren über 60 Direktbeobachtungen konnten zwar Vogelbeuten festgestellt, aber nicht genau nach Art bestimmt werden. Bei 26 im Kasten gefundenen Gewöllen wurden ebenfalls 24 mit Vogelfedern festgestellt und nur 2 enthielten Mäusereste (Fell). Außerdem wurde 1 Rest von einem größeren Knochen unbestimmter Herkunft gefunden.
Das Gesamtergebnis zeigt damit eindeutig, dass für Ernas und Kurts Nachwuchs Kleinvögel als Nahrungsgrundlage dienten. Dieses Endergebnis überrascht keinesfalls. Denn Kleinvögel sind in innerstädtischen Bereichen ein wichtiger Bestandteil der Ernährung des Turmfalken. Es ist aber zu betonen, dass dies nur in der Brutsaison der Fall ist. Untersuchungen aus Warschau belegen, dass im Winter hauptsächliche Mäuse gefressen werden.
Hausputz bei Kurt und Erna
19. Juli - Das Nest wird für zukünftige Eier neu gepolstert
Nachdem die Familie nun ihre Niststätte verlassen hat, wurde es Zeit für einen ordentlichen Hausputz. Der Inhalt der Brutsaison wurde durch den Horstbetreuer entfernt. Anschließend wurde ein Erde-Sand-Gemisch in den Nistkasten gefüllt. Diese neue Schicht ist mindestens 5 cm hoch, damit eine gute Polsterung für die zukünftigen Eier vorhanden ist. Nun können Kurt und Erna spätestens im nächsten Jahr wieder in einem sauberen Heim brüten. Außerdem soll dadurch verhindert werden, dass in der nächsten Brutsaison zuviele Parasiten den Nistkasten besiedeln, die dann eventuell den Jungvögeln schaden könnten. Auch soll die Vermehrung von Keimen reduziert werden. Der Nestinhalt dieser Saison wird noch näher untersucht und das Ergebnis in einem späteren Tagebucheintrag vorgestellt.
In der großen weiten Welt
12. Juli - Die Falken-Jungen und ihre Eltern sind nur noch gelegentlich zu Hause
Seit dem letzten Wochenende, drei Wochen nach dem Ausfliegen, übernachtet nun keiner mehr von Erna und Kurts Kindern im ehemaligen Kinderzimmer, dem Nistkasten der Heilandskirche. Und auch am Tage wird der Nistkasten nur noch sehr selten zu einer kurzen Pause oder zum Fressen aufgesucht. Gelegentlich schauen Erna und Kurt auch mal kurz vorbei. Am Kirchturm selber sieht man die Familie ebenfalls nur noch selten. Wer möchte, kann sich die schönsten Bilder der Geschichte der jungen Familie in unserem Fotoalbum ansehen.
Heilandskirche bekommt Auszeichnung
4. Juli - Das Engagement für die junge Turmfalken-Familie wird belohnt
Die Berliner Heilandskirche ist als erste Kirche bundesweit vom NABU und dem Beratungsausschuss für das Deutsche Glockenwesen mit der Plakette "Lebensraum Kirchturm" ausgezeichnet worden. Die Evangelische Kirchengemeinde Moabit West erhält die Ehrung als Dank für die Unterstützung der erfolgreichen Turmfalkenbrut von Kurt und Erna und in Anerkennung ihres besonderen Engagements im Natur- und Artenschutz. Die Auszeichnung erfolgt im Rahmen der im April gestarteten Gemeinschaftsaktion "Lebensraum Kirchturm" vom NABU und dem Beratungsausschuss, der als ökumenisches Gremium der beiden großen Kirchen unter anderem mit der Erhaltung der Kirchtürme beauftragt ist.
"Wir hoffen, mit dieser Verleihung auch ein Signal für andere Kirchengemeinden setzen zu können, ihre Türme für die immer seltener werdenden Turmfalken, aber auch Schleiereulen und Fledermäuse zu öffnen. Viele wissen nicht, dass sie damit einen ganz praktischen Beitrag zum Natur- und Umweltschutz leisten können", sagte der Vorsitzende des Beratungsausschusses für das Deutsche Glockenwesen, Kurt Kramer. Die Kirchen haben aus Verantwortung für die Schöpfung zu mehr Engagement im Umweltschutz aufgerufen.
Erna und Kurts Kinder auf Wanderung
3. Juli - Falko, Moabi, Fanni, Fatima und Lucki verlassen die elterlichen Reviere
Einige Wochen nach dem Flügge werden und wenn die Jungfalken einigermaßen selbständig geworden sind, werden sie nicht mehr von den Eltern gefüttert. Dann löst sich der bisherige Familienverband nach und nach auf (meist im Juli/August) und die Jungvögel verlassen die elterlichen Reviere. Zunächst begeben sie sich meist ohne bestimmte Wegzugrichtung auf ihren Weg. Zum Teil fliegen sie dabei nach Westen (Funde aus Holland) oder nach Osten (Funde aus Polen und Tschechien) oder sogar nach Norden (Funde bis zur dänischen Grenze) und natürlich auch schon in südliche Richtung.
Diese erste, noch ungerichtete Wegzugbewegung bezeichnet man als sogenanntes Jugenddispersal. Einige Falken können schon sehr früh nach dem Ausflug aus ihrem Nest mit der Abwanderung beginnen. Manche Berliner Falken sind schon zwei bis vier Wochen nach dem Flügge werden 200 bis über 300 Kilometer vom elterlichen Revier gefunden worden. In dieser Phase sind sie eigentlich noch nicht richtig selbständig und sind daher häufig völlig entkräftet oder sogar tot gefunden worden.
In der zweiten Phase, mit Beginn des Herbstes, beginnt dann der eigentliche, zielgerichtete Zug. Dabei muss man die einzelnen Turmfalkenpopulationen in Europa in drei Gruppen unterteilen. Die skandinavischen Falken sind sämtlich Zugvögel, wohingegen unsere mitteleuropäischen Turmfalken sogenannte Teilzieher sind. Das bedeutet, dass sich nur ein Teil der Falken auf den Zug in Richtung Süden begibt und einige Falken in Deutschland bzw. Berlin oder auch dem Berliner Umland überwintern. Die südeuropäischen Falken sind dagegen reine Standvögel, die vor Ort überwintern.
Wiederfunde von Berliner Falken gab es bisher schon sechs mal aus Nordafrika (Algerien, über 2000 Kilometer Entfernung), aber auch aus Spanien, Italien und Frankreich. Außerdem wurden viele Wiederfunde aus Süddeutschland dokumentiert. Was den einzelnen Falken in Berlin dazu veranlasst, sich auf den Zug zu begeben oder aber vor Ort zu bleiben, ist bisher leider noch nicht geklärt. Wir können nur hoffen, dass wir Falko, Moabi, Fanni, Fatima und Lucki im nächsten Jahr gesund wiedersehen.
Was tun mit Turmfalken-Pflegefällen?
NABU-Extra: Thema Turmfalkenfindlinge und Pflegefälle
In letzter Zeit kommt es häufig zu Notrufen, bei denen Turmfalkenjungvögel gefunden werden. Zunächst muss erst einmal genau beobachtet werden, ob der Jungfalke tatsächlich in einer Notlage ist, oder er nur aus Unerfahrenheit ein Verhalten zeigt, das sonst ein erfahrener Altvogel nicht aufweist - etwa auf Autodächern oder Fensterbrettern sitzen oder am Boden herumlaufen. Vielleicht ist er dann doch nach einiger Zeit ganz von allein davongeflogen.
Sind Jungfalken wirklich in einer Notlage, oder wenn sie in verkehrsreicher Umgebung gefunden wie zum Beispiel auf dem Gehweg werden, muss man sie in Sicherheit bringen. Um sie zu fangen, kann man ein Handtuch oder eine alte Decke nehmen und diese dann vorsichtig über den Vogel werfen Vorsicht aber vor den scharfen Krallen und dem Schnabel!. Danach sollte der Vogel auf mögliche Verletzungen wie offene Wunden oder hängende-gebrochene Flügel grob begutachtet werden.
Anschließend sollte man ihn in einen dunklen Karton setzen und diesen an einen ruhigen und schattigen Ort deponieren, damit er zunächst stressfrei untergebracht ist. Sollte der Jungfalke einen matten Eindruck machen - zum Beispiel bei heißer Witterung -, kann man ihm auch als erste Maßnahme vorsichtig etwas Wasser mit einer Pipette, einer Spritze oder einem Löffel an beziehungsweise in den Schnabel geben. Aus Trinkschalen dagegen trinken Falken im allgemeinen nicht. Als Futter kann den Falken rohes Herz (Rinderherz) in kleinen Stücken mit Pinzette oder auch als Ganzes angeboten werden; alternativ auch Eintagsküken oder Mäuse. Wichtig: Verletzte oder kranke Falken gehören in jedem Fall in fachkundige Hände, also in die Tierklinik oder zu einem Tierarzt, der Erfahrung in der Behandlung von Wildvögeln aufweist, oder auch in eine anerkannte Pflegestation.
Ist der Jungfalke weitgehend fit und macht er einen munteren Eindruck, wenn er schon richtige Federn und fast kaum noch Flaumfedern hat, so ist es meist der erste Ausflug aus dem Nest, der ihn mangels Übung und Erfahrung in eine solche Situation gebracht hat. Wenn der Brutplatz bekannt ist, sollte man versuchen, den Jungvogel möglichst in die Nähe dieses Brutplatzes zu bringen, also auf hohe, geeignete Strukturen wie ein benachbartes Dach oder einen Baum.
Ein direktes Zurücksetzen in die Niststätte erfordert viel Erfahrung und ist unter Umständen sehr riskant, weil dabei andere, fast flügge Jungfalken vor Schreck herausspringen können. Man beachte: am Boden sitzende Falken haben häufig wenig Chancen, werden von den Eltern nicht versorgt und sind Katzen, anderen Fressfeinden oder anderen Gefahren ausgesetzt.
Noch nicht flugfähige Falken mit Dunenkleid müssen natürlich, sofern gesund, direkt in den Brutplatz zurück - wenn dort kein Platzmangel herrscht. Die Adoptionsmethode ist ebenfalls eine wichtige Lösungsmöglichkeit. Dabei kann man Jungfalken zu gleichaltrigen fremden Jungvögeln ins Nest/in den Kasten dazusetzen; drei bis vier Tage Altersunterschied spielen dabei keine Rolle. Diese sollten aber in gutem Ernährungszustand sein und man sollte nie zu viele Jungfalken zusetzen. Die Gesamtzahl an Jungfalken darf sechs nicht überschreiten. Auch die indirekte Adoption ist möglich. Das bedeutet, dass schon flügge Jungfalken in der Nähe von fremden Jungfalken im Bettelflug ausgesetzt werden. Als letzte Methode bietet sich das Training in großen Flugvolieren an. Hier lernen die Jungfalken, lebendige Beute zu schlagen. Später werden die Pfleglinge dann in günstigen Gebieten ausgewildert.
Wenn möglich, sollte man zunächst immer Rat bei einem Falkenexperten einholen, zum Beispiel von der
Gute Nacht im sicheren Zuhause
25. Juni - Flügge Turmfalken kehren noch regelmäßig zum Nistkasten zurück
Nun sind Falko, Moabi, Fanni, Fatima und Lucki seit gut einer Woche flügge. In den ersten Tagen waren alle fünf noch recht häufig am und im Kasten zu beobachten. Mittlerweile sind Erna und Kurts Kinder allerdings nur noch selten untertags am Nistkasten zu beobachten und verbringen den Tag in der Umgebung. Am Abend kehren sie dann regelmäßig zum sicheren Kasten zurück, um darin zu schlafen. Zuerst waren es noch alle fünf, später vier und am Wochenende noch drei der Jungfalken. Wo sich der Rest der Rasselbande aufhält, wissen wir leider nicht. Auch Erna und Kurt sind jetzt nur noch gelegentlich am und im Kasten zu sehen. Hoffen wir, dass es allen gut geht und sie weiter rasch selbständig werden.
Junge Turmfalken jetzt auf Beutejagd
20. Juni - Kurt und Ernas Nachwuchs in der sogenannten Bettelflugphase
Kurz nach dem Verlassen des sicheren Nistkastens beginnt nun die letzte und schwierige Phase des Selbständigwerdens, die sogenannte Bettelflugphase.
Nicht nur, dass die Jungfalken nun das richtige Fliegen erlernen müssen und dabei nebenbei auch vielen Gefahren ausgesetzt sind. Nun müssen sie auch noch schrittweise das Jagen von Beute erlernen. Hier mitten in der Stadt haben sie dabei im Vergleich zu ihren Artgenossen auf dem Lande schwierigere Bedingungen. Jungvögel werden in der Regel in den ersten vier bis sechs Wochen noch von ihren Eltern mit Futter versorgt. Sobald sie einen Altvogel sehen, fliegen sie sofort laut schreiend auf diesen zu oder sie sitzen laut rufend und bettelnd auf einem Dach oder ähnlichen Strukturen und warten, bis ihnen der Altvogel die Beute übergibt. Trotzdem müssen sie nun auch schrittweise ihre Jagdtechniken üben. Dabei müssen sie unter anderem lernen, lebendige Beute zu schlagen.
Bisher haben die jungen Falken ja nur tote Beute von ihren Eltern erhalten. Außerdem müssen sie herausfinden, wo diese Beutetiere zu bekommen sind. Anfangs praktizieren die Jungfalken meist die sogenannte Bodenjagd, sie laufen also am Boden umher und fangen Insekten oder Regenwürmer. Da hat ein Jungfalke auf dem Feld in freier Landschaft natürlich Vorteile gegenüber unseren Falken im dicht bebauten Stadtgebiet. Lebende Mäuse richtig zu fangen und zu töten ist dann ein weiterer, weitaus schwierigerer Schritt. Dabei hat der junge Falke auch zunächst einmal gehörigen Respekt vor großen und wehrhaften-bissigen Mäusen.
Manche Falken lernen das richtige Schlagen erst nach zehn bis zwölf Wochen Wochen. Ganz zu schweigen von der Jagd auf Vögel, die noch weitaus schwieriger ist. Je nach Leistungs- und Lernfähigkeit der einzelnen Falken entscheidet sich jetzt, wer diese Phase meistert und damit überlebt. Neben den vielen Unfallgefahren spielt der Nahrungsmangel eine entscheidende und limitierende Rolle. Viele Falken überleben diese ersten Wochen in Freiheit nicht, denn ab einem gewissen Zeitpunkt werden sie nicht mehr von ihren Eltern versorgt, sondern als Nahrungskonkurrenten angesehen. Also Daumen drücken, dass alle unsere fünf Jungfalken auch diese Phase gut überstehen werden.
Lucki allein zu Haus
18. Juni - Kurt und Erna kümmern sich weiter um ihren "Kleinsten"
Nun ist es tatsächlich geschehen, am Wochenende haben die ersten unserer Falken den sicheren Nistkasten verlassen und sich ins Abenteuer Leben aufgemacht. Bereits am Samstag haben die ersten beiden Falken (vermutlich die beiden älteren, fünf Wochen nach ihrem Schlupf) den Nistkasten zu ihrem ersten Ausflug verlassen. Am Sonntag sind ihnen dann zwei weitere Falken gefolgt und nur Lucki, das Nesthäkchen, blieb traurig und allein im Kasten zurück. Kurt und Erna kümmern sich aber nach wie vor um ihren Kleinsten. Nun sind wir alle gespannt, wann auch Lucki den Mut zum Start in ein neues Leben haben wird und ob die Geschwister den Weg zurück in den Nistkasten finden werden.
Der Traum vom Fliegen
15. Juni - Neugierig starten die jungen Turmfalken Ausflüge in die Umgebung
Das Fliegen ist den Falken angeboren, nur die Übung fehlt. Langsam trauen sich Erna und Kurts Kinder zu ihren ersten Ausflügen in die Umgebung ihres Nistkastens. Das ist am Anfang ganz schön aufregend, denn das sichere, zielgerichtete Landen und das Starten muss noch geübt werden. Es ist für die kleinen Falken Anfangs auch ausgesprochen schwierig von unten nach oben zu kommen. Das soll heißen, dass es ein Leichtes ist aus dem Kasten nach unten in die Bäume, auf die Dächer oder auf den Boden zu fliegen, aber von dort unten wieder 60 Meter hoch zurück zum Nest zu kommen, ist äußerst schwierig. Dies gelingt ihnen erst nach einiger Zeit mit viel Übung.
Und auch sonst stellt die neue, unbekannte Umgebung eine große Herausforderung dar. Gerade in einer so dicht bebauten Umgebung wie am hiesigen Webcam-Standort, haben sie mit großen Problemen und Gefahren zu kämpfen. Sie müssen lernen sich vor Autos in Sicherheit zu bringen oder auch vor Katzen, Hunden und Menschen, denn häufig enden ihre ersten Ausflüge am Boden und Startversuche sind wie schon erwähnt, ersteinmal kompliziert. So passiert es leider gelegentlich, das junge Turmfalken überfahren werden. Aber auch Scheiben, offene Schornsteine und enge Hinterhöfe bedeuten Gefahr für unsere Jungfalken. Sie fliegen dagegen oder in sie hinein und verenden.
Schwache Jungvögel kommen manchmal auch nicht mehr aus eigener Kraft aus engen Hinterhöfen heraus und werden dort von Katzen getötet oder verhungern. Auch das unübersichtliche Häusermeer birgt Gefahren. Durch den Krach und Lärm und die fehlende Übersicht, verlieren Jungvögel gelegentlich den Anschluss an ihre Familie und verenden aus Nahrungsmangel, wenn sie nicht rechtzeitig gefunden werden. Gefahr droht auch von den vielen Krähen der Stadt, die sich auf Jungfalken stürzen und sie jagen, oder den zahlreich vorhandenen Habichten, die ebenfalls gelegentlich den einen oder anderen Jungfalken erbeuten. Und auch das Wetter spielt eine Rolle, längere Hitzeperioden machen den Falken zu schaffen. Denn wenn nicht genug Nahrung von den Eltern herangebracht wird, dehydrieren sie, werden immer schwächer und können nicht mehr fliegen und verenden. Ebenso wie längere Regenperioden, die die Jungfalken am fliegen hindern und den Kontakt zu den Eltern erschweren. Daher herrscht zur Zeit auch wieder Hochkonjunktur in der Pflegestation, viele Jungfalken landen ua. aus oben genannten Gründen in ihren ersten Lebenstagen dort und müsssen versorgt werden. Also heißt es jetzt Daumen drücken für Falko, Moabi, Fanni, Fatima und Lucki.
Erna und Kurts Junge werden flügge
12. Juni - Jetzt stehen bei den Jungen Flugübungen auf dem Programm
Nun sind bereits vier Wochen vergangen, seitdem unsere Falken aus den Eiern geschlüpft sind. Das zweite Dunenkleid ist schon fast vollständig dem richtigen Federkleid (Jugendkleid) gewichen und nur noch wenige Flaumfedern sind sichtbar. Man kann jetzt täglich die ersten Flugübungen im Nistkasten oder auch schon draußen im Eingangsbereich zum Nistkasten verfolgen. Die Falken schlagen dabei heftigst mit den Flügeln auf und ab und rennen teilweise ganz aufgeregt im Kasten herum.
Außerdem werden die älteren Falken auch immer neugieriger und haben ihre natürliche Scheu vor dem was außerhalb des Nistkastens ist verloren. Sie sitzen bereits die meiste Zeit im Eingang oder vor dem Nistkasten um ihre Umgebung näher zu beobachten. Auch wird die Nahrung praktisch nur noch von den Eltern in Empfang genommen, um sie dann selbst zu fressen. Ferner machen die Falken häufig Greif- und Fangübungen im Kasten, um sich auf den Nahrungserwerb draußen vorzubereiten. Es ist schon im Verlauf dieser Woche damit zu rechnen, dass der eine oder andere Jungfalke seine ersten Ausflüge außerhalb des sicheren Nestes unternehmen wird.
Turmfalken-Familie bekommt neue Nachbarn
10. Juni - Zwei Ringeltaubenpaare siedeln in nächster Nähe zu ihrem Fressfeind
Nicht weit von Kurt und Ernas Brutplatz haben sich zwei Ringeltaubenpaare in einer Nische der Kirche angesiedelt. Erstaunlicherweise vertragen sich Tauben und Falken in geringer Distanz am gleichen Gebäude häufig sehr gut. Die Tauben haben sich an die Anwesenheit der Falken gewöhnt und sehen sie nicht als Bedrohung. Es gibt natürlich auch andere Fälle, in denen die Falken doch für einen gewissen Rückgang der Tauben am betreffenden Gebäude sorgen. Und manchmal holen sie sich auch schon mal eine junge Taube aus dem Nest. Weitere Brutnachbarn können wie zum Beispiel am Rathaus Tempelhof bis zu fünf Dohlenbrutpaare sein. Auch hier klappt das Brutgeschehen meist ohne besondere Vorkommnisse. Und selbst die Hauptvogelbeute des Turmfalken in Berlin, der Haussperling, brütet manchmal nur einen bis zwei Meter entfernt von seinem größten Fressfeind und zieht seine Jungen groß.
Taufe bei den Berliner NABU-Turmfalken
7. Juni - Turmfalken-Nachwuchs heißen Falko, Moabi, Fanni, Fatima und Lucki
Der Nachwuchs von Erna und Kurt sind nicht mehr namenlos: In Rahmen einer Aktion mit den Lesern des Berliner Kuriers, wurde folgende Namen ausgewählt: Die beiden Männchen sollen Falko und Moabi heißen, ihre beiden Schwestern wurden auf die Namen Fanni und Fatima getauft. Beim jüngsten und kleinsten Geschwisterchen wusste der NABU-Greifvogelexperte Stefan Kupko noch nicht genau, ob es männlich oder weiblich ist. Deshalb wurde das Nesthäcken Lucki genannt.
Die Gewinner
Claudia Kaul aus Berlin
Siegfried Herrmann aus Wildau
Edith-Klara Stötzer-Bohn aus Berlin
Marianne Baum aus Brandenburg
Wiebke Schlüter aus Wustermark
Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.
NABU-Turmfalken im Fernsehen
6. Juni - RBB-Umweltmagazin "Ozon" berichtet über die NABU-Turmfalken
Die NABU-Turmfalken zeigen jetzt wieder verstärkt Medienpräsenz. Der Rundfunk Berlin-Brandenburg berichtet in seinem Umweltmagazin "Ozon" über den Falkenhorst in der Berliner Heilandskirche.
Umweltmagazin Ozon im Web
Zum Filmbeitrag von RBB
Agile kleine Frechdachse
5. Juni 2007 - Die NABU-Turmfalken in der dritten Lebenswoche
Für Erna und Kurts Nachwuchs beginnt jetzt die dritte Lebenswoche. Die Jungfalken werden immer selbständiger. Sie könnenn bereits richtig auf ihren Beinen stehen und laufen schon häufig im Horst herum. Bei der Beringung am Freitag wehrten sie sich außerdem stark. Dabei legten sie sich auf den Rücken und schlugen mit den nadelscharfen Krallen an ihren Fängen umher. Sie können auch schon richtig fest zugreifen, machen erste Fangübungen, beispielsweise an kleinen Holzstückchen, und beginnen selbständig zu fressen. Erna muss sie daher bald nicht mehr füttern. Außerdem wachsen die Ferdern immer stärker, besonders die Flügel- und Schwanzfedern. Die kleinen bringen auch ganz schön was auf die Waage. Sie sind jetzt vereinzelt schwerer als ihre Eltern.
Beringt und abgelichtet
4. Juni 2007 - RBB dokumentierte die Beringung der NABU-Turmfalken
Nun haben Kurt und Ernas Kinder ihre Ringe. Am Freitag gegen 10.30 Uhr wurden alle fünf Falken mit jeweils einem Vogelwartenring und einem silbernen Jahreskennring markiert. Durch Messungen konnte dabei vorläufig ermittelt werden, dass Kurt und Erna zwei Jungs und zwei Mädchen haben. Der fünfte Jungvogel ist noch zu klein und konnte daher nicht einem Geschlecht zugeordnet werden. Das Gewicht der Jungfalken betrug zwischen 195 und 235 Gramm. Alle fünf waren in relativ gutem körperlichen Zustand. Auch das Nesthäkchen hat sich bereits gut entwickelt.
Die Beringungsaktion wurde durch ein RBB Fernsehteam begleitet. Am Mittwoch den 6. Juni ist die Beringung im Ozon-Umweltmagazin des RBB zu sehen. Die fünf Falken haben die Beringung und den Medienrummel gut überstanden und sind kurz darauf von Erna gefüttert worden.
Ein Ring für die Ewigkeit
1. Juni 2007 - Heute werden die jungen Turmfalken beringt
Horstbetreuer Stefan Kupko beringt heute die NABU-Turmfalken. Die Jungvögel erhalten einen Ring der Vogelwarte Radolfzell (Bodensee). Diese Ringe dürfen nicht von jedem angebracht werden. Die Beringer werden vorher geprüft und bekommen dann eine amtliche Genehmigung.
Damit die Beringung für die Jungfalken möglichst gefahrlos und stressfrei abläuft, werden Vorkehrungen getroffen. Sobald sich Kurt und Erna außerhalb des Nistkastens befinden, wird dieser zunächst mit einer Klappe am Eingang verschlossen. Denn die kleinen Falken könnten vor Schreck nach draußen rennen und im schlimmsten Fall abstürzen. Außerdem bekommen Erna und Kurt so nichts vom Ganzen mit. Auch später werden die Eltern nichts bemerken. Da sie keinen besonders ausgeprägten Geruchssinn haben, stört sie der menschliche Geruch nicht, den die Jungfalken beim Herausnehmen aus dem Kasten bekommen.
Zuerst werden alle fünf Falken nacheinander vermessen und gewogen. Die Jungvögel sind 19, 18 und 16 Tagen alt. Ihre Beine sind jetzt so weit entwickelt, dass sie durch die Ringe nicht mehr verletzt werden. Der erste Ring besteht aus Aluminium und trägt eine fortlaufende, fünfstellige Nummer. Zusätzlich ist die Vogelwarte Radolfzell/Germany darauf vermerkt. Durch die beiden Merkmale kann später ein Vogel genau identifiziert werden. Außerdem erhalten die Falken noch einen zweiten, silbernen Farbring am anderen Bein. Die jeweilige Farbe steht für das Geburtsjahr. Dadurch kann der Falke später auch mit dem Fernglas grob zugeordnet werden.
In Berlin sind unter den Falken circa 40 Prozent der Brutvögel beringt. Dadurch können einige Erkenntnisse gewonnen werden. Die meisten Berliner Turmfalken sind auch in der Stadt geboren. Zuzügler gibt es eher selten. Das Durchschnittsalter liegt bei 2,77 Jahren. Alte Turmfalken werden selten gefunden, der älteste ist bisher zehn Jahre alt. Rund ein Viertel der Falken brütet bereits im ersten Lebensjahr, wobei sie danach häufig die Brutplätze wechseln. Es gibt aber auch ein paar Falken, die über viele Jahre am gleichen Platz brüten. Manche Brutpaare blieben sogar über Jahre hingweg zusammen. Aber auch Bigamiebruten und Partnerwechsel während der Brut kommen vor.
Neben den standortreuen Vögel verlassen jedoch auch immer wieder Turmfalken die Stadt. Neben Sichtungen im Berliner Umland wanderten manche bis nach Frankreich, Italien, Spanien und sogar Algerien. Als sogenannte Teilzieher können sie auch sehr weite Entfernungen zurücklegen, überwintern aber auch teilweise im Stadtgebiet oder in der Nähe.
Ohne die Beringung der Jungfalken wären solche Erkenntnisse unmöglich. Dieses Wissen hilft wiederum dabei, die Vögel besser zu verstehen und in Berlin Räume zu schaffen, die ihren Platz im Stadtleben sichern.
Defekte Technik durch Blitzeinschlag
31. Mai 2007 - Schaden an der Webcam-Ausrüstung stärker als angenommen
Nach ersten Tests ist leider der Schaden durch den Blitzeinschlag stärker als zunächst angenommen. Die Webcam-Ausrüstung wird jetzt zur Wartung zu unserem Techniker geschickt. Wir rechnen damit, Anfang nächster Woche wieder online gehen zu können.
Wir entschuldigen uns für den Sendeausfall und danken Ihnen für Ihr Verständnis.
Er oder Sie?
30. Mai 2007 - Diesen Freitag werden die Jungfalken beringt. Vielleicht kann auch schon ihr Geschlecht bestimmt werden.
Turmfalken-Männchen und -Weibchen unterscheiden sich optisch. Ältere Männchen wie Kurt haben einen hellgrauen Kopf und einen rotbraunen Rücken mit kleinen dunklen Flecken. Der Schwanz ist ebenfalls hellblau-grau mit einer schwarzen Endbinde. Bei Weibchen wie Erna dagegen sind Kopf, Rücken und Schwanz rostbraun gefärbt mit dichter dunkler Fleckung und Querbänderung.
Schwierig zu unterscheiden sind Turmfalken aber im ersten Lebensjahr. Die jungen Männchen sehen anfangs fast wie die Weibchen aus. Kopf und Schwanz sind der Regel noch nicht grau gefärbt. Die Männchen bekommen das typische "Alterskleid" errst nach der ersten Mauser im Jahr nach der Geburt.
In dem Alter unserer fünf Nestlinge sind die Geschlechter noch schwieriger zu unterscheiden, da sie sich optisch sehr ähneln. Meist sind aber die Weibchen schwerer und ihre Fänge sind häufig größer und kräftiger.
Wenn die Jungfalken am Freitag , 1. Juni, beringt werden, werden sie auch gewogen und die Flügellänge wird gemessen. Anhand dieser beiden Maße ist dann möglicherweise schon eine Geschlechtsbestimmung möglich.
Blitzeinschlag in der Heilandskirche
29. Mai 2007 - Alle Turmfalken am Leben, einige Geräte zerstört
Am Dienstag, den 29. Mai, hat um 16:07 Uhr in der Berliner Heilandskirche der Blitz eingeschlagen. Die gute Nachricht: Allen Turmfalken geht es nach wie vor gut. Die schlechte Nachricht: Fast alle elektrischen Geräte sind ausgefallen, einige wahrscheinlich sogar kaputt. Ob und wann wir die NABU-Turmfalken-Webcam mit allen notwendigen Geräten wieder betreiben können, ist im Moment noch unklar, da der Umfang des Schadens noch nicht ganz absehbar ist.
Patchwork-Familien auch bei Falken
29. Mai 2007 - Die in Berlin heimischen Turmfalken, Wanderfalken und Baumfalken verstehen sich prächtig
Neben den Turmfalken leben zwei weitere Falkenarten in Berlin. Die wesentlich größeren Wanderfalken wiegen 600 Gramm bis ein Kilo und erreichen eine Flügelspannweite von 90 Zentimetern bis über einem Meter. In Berlin gibt es zur Zeit circa vier Brutpaare. Die Wanderfalken siedelten sich Mitte der 80er Jahre wieder in Berlin an. Sie waren in Deutschland fast ausgestorben, jedoch hat sich der Bestand erholt. Mitlerweile leben wieder nahezu 900 Brutpaare in Deutschland. Die Wanderfalken sind trotz ihres Namens Standvögel und bleiben auch im Winter in ihren Revieren. Die etwa gleich große Baumfalken dagegen sind Zugvögel und sind im Berliner Stadtgebiet nur mit ein bis zwei Brutpaaren vertreten. Sie ziehen im September nach Afrika südlich des Äquators und kehren erst im Frühjahr ab April in ihre Brutgebiet zurück.
Turmfalken, Wanderfalken und Baumfalken vertragen sich untereinander recht gut. Die wesentlich größeren Wanderfalken dulden sogar Bruten von Turmfalken in unmittelbarer Nähe zum eigenen Brutplatz. Nur wenn die Turmfalken zu nahe an den Nistplatz kommen, werden sie angegriffen. Im letzten Jahr wurde sogar eine kleine ornithologische Sensation beobachtet. Wanderfalken und Turmfalken brüteten am gleichen Gebäude nur wenige Meter voneinander entfernt. Beide Brutpaare hatten Nachwuchs, der Wanderfalke ein Küken, der Turmfalke fünf. Doch eines Tages wechselte das Wanderfalkenweibchen die Familie. Es ließ seinen Jungvogel im Stich, das daraufhin vom Männchen alleine aufgezogen wurde. Danach vertrieb das Wanderfalkenweibchen die Turmfalkeneltern und adoptierte deren Nachwuchs. Sie zog dann drei der fünf jungen Turmfalken erfolgreich alleine groß.
Ernas Bälgern wachsen Federn
25. Mai 2007 - Erste Ansätze der Flügelfedern sichtbar
Langsam beginnen die Federn der Jungfalken zu wachsen. Nachdem sie ihr zweites, dichteres Dunenkleid bekommen haben, sind jetzt die ersten sogenannten Blutkiele der Flügelfedern am äußeren Bereich des Flügels sichtbar (Handschwingen). Kurz danach wachsen dem Nachwuchs die Schwanz- (Stoß-)federn und ab dem 12. Lebenstag auch die inneren Flügelfedern (Armschwingen). Außerdem verlieren die kleinen Falken jetzt ihren Eizahn.
Turmfalken allein zu Haus
23. Mai 2007 - Die zweite Lebenswoche bricht an
In der jetzt angebrochenen zweite Lebenswoche verändert sich das Dunenkleid der jungen Turmfalken von einem anfangs weißen zu einem dichteren grauen. Erna braucht den Nachwuchs daher nicht mehr so häufig zu wärmen und verbringt einige Zeit außerhalb des Nestes. Die Jungvögel schlafen zwar immer noch viel, sind aber insgesamt aktiver geworden. Ihre kleinen Beine tragen sie noch nicht richtig. Daher sitzen sie meist auf ihrem Hinterteil herum oder krabbeln und stubsen sich im Kasten umher. Das warme Wetter macht ihnen dabei zu schaffen. Mehr trinken werden sie aber nicht, denn Turmfalken decken ihren gesamten Flüssigkeitsbedarf über die Nahrung. Außerdem schwitzen sie nicht, sondern hecheln bei geöffnetem Schnabel die überschüssige Wärme ab - ähnlich wie es Hunde tuen.
Speisen wie die Turmfalken
22. Mai 2007 - Wie sich die Turmfalken ernähren
Eine große Familie zu ernähren, kann ganz schön anstrengend sein. Jeden Tag müssen Kurt und Erna fünf hungrige Schnäbel stopfen und dann sich auch noch selbst satt werden. Während der Brutzeit war Kurt der Alleinernährer und versorgte sich und Erna mit Futter. Mitlerweile beteiligt sich auch Erna an der Jagd, da der Hunger der Jungvögel von Tag zu Tag wächst. Zur Zeit werden die Jungvögel circa alle 2 Stunden gefüttert. Dabei zerkleinert Erna die Beute mit ihrem Schnabel zu kleinen Stücken und gibt sie ihrem Nachwuchs vorsichtig in die Schnäbel. Die Häufigkeit der Fütterung steigt bis zum 14. Lebenstag. Die kleinen Falken bekommen dann bis zu 25 mal am Tag Futter. Jeder Jungvogel verputzt jetzt täglich drei bis vier Mäuse oder zwei bis drei Spatzen. Das brauchen sie auch, denn sie wachsen jetzt am schnellsten. Von Anfangs 15 Gramm steigt das Gewicht in 21 Tagen auf bis zu 290 Gramm an. Sie erreichen damit innerhalb von wenigen Wochen das zwanzigfache ihres Schlupfgewichts und werden sogar schwerer als ihre Eltern.
Da die Hauptbeute der Turmfalken, die Feldmaus, in Berlin nicht überall zu finden ist, haben sich die Berliner Falken auf die Jagd von Kleinvögeln spezialisiert. Diese werden entweder im Flug oder am Boden geschlagen. Aber auch manchmal von den Turmfalken aus ihren Nestern gezogen. Der Haussperling steht auf dem Speiselplan der Turmfalken rund um die Heilandskirche ganz oben. Er macht einen Nahrungsanteil von 60 Prozent aus. Da der Singvogel aber nach Zählungen durch die NABU-Aktion "Stunde der Gartenvögel" mit 272 000 Brutpaaren in Berlin besonders häufig vorkommt, stellen die Turmfalken für seinen Bestand keine wirkliche Bedrohung dar.
Neben den Haussperlingen jagen die Turmfalken aber auch Grünfinken, Feldsperlinge, Meisen, Mauersegler, Stare, Mehlschwalben und sogar entflogene Wellensittiche. Insgesamt 38 Vogelarten, konnten bisher in Berlin als Beute nachgewiesen werden. Aber auch 9 Mäuse- und 31 Käferarten konnten die Turmfalkenforscher neben Insekten, Fledermäusen, Eidechsen oder Blindschleichen nachweisen. Was genau gefressen wird, hängt vom jeweiligen Brutstandort und seinem Umfeld ab. Sobald jedoch genug Mäuse verfügbar sind, werden sie vom Turmfalken bevorzugt erbeutet. In seltenen Fällen vergreifen sich die Turmfalken auch an Kotelettknochen und andere menschliche Nahrungsreste.
Ein Jungvogel gestorben
21. Mai 2007 - Am Freitag verstarb plötzlich das jüngste und kleinste Küken.
Leider ist am Freitag, nur einen Tag nach dem Schlupf, der kleinste Jungvogel verstorben. Die Ursache dafür ist unklar. Vermutlich war er aber zu schwach, um sich gegen die schon größeren Nestgeschwister bei der Fütterung durchzusetzen. Vielleicht war er aber auch krank. Am fehlenden Nahrungsangebot kann es nicht gelegen haben, denn es sind fast immer genügend Beutetierreste im Kasten zu sehen. Turmfalken sind auch untereinander sozial, sodass auch häufig die Kleinsten ohne Probleme großgezogen werden. Trotzdem kann es natürlich zu Todesfällen kommen. Meist sind die ersten Tage bzw. auch die ersten zwei Wochen entscheidend.
Später sterben dann nur noch Jungvögel bei extremen Nahrungsengpässen, durch Krankheiten oder bei starkem Parasitenbefall. Die hohen Nachwuchszahlen kompensieren in der Regel solche Verluste. In Berlin sind in den letzten 20 Jahren im Durchschnitt rund sechs Prozent aller Jungvögel nach dem Schlupf und vor dem Ausfliegen gestorben. Bruten mit sechs oder sieben Küken sind aber keine Seltenheit.
Wir haben entschieden nicht in das Geschen des Nistkastens einzugreifen. Außerdem ist es in dieser frühen Phase sehr schwierig genaue Aussagen über den Zustand der einzelnen Jungvögel zu treffen. Auch sollte die Brut nicht allzu häufig durch menschliche Eingriffe gestört werden. Schließlich ist der Turmfalke eine streng geschützte Art. Man sollte also möglichst der Natur ihren Lauf lassen, mit allen Konsequenzen. Der tote Jungvogel wurde aus dem Nest entfernt. Er soll, wenn möglich, zu einem späteren Zeitpunkt untersucht werden.
Die Familie ist komplett
18. Mai 2007 - Gestern schlüpfte der sechste junge Turmfalke an der Berliner Heilandskirche
Gestern nach nur 28 Tagen Brutzeit ist das sechste und damit letzte Küken geschlüpft. Jetzt ist die Turmfalken-Familie der Berliner Heilandskirche komplett. Auch der letzte Jungvogel wurde gleich von Erna gefüttert. Da er nur vier Tage jünger ist als seine ältesten Geschwister hat er gute Chancen durchzukommen.
Die Turmfalken-Familie ist für Berliner Verhältnisse eine von der schnellen Truppe. Noch nie sind an der Heilandskirch so früh Jungvögel geschlüpft. Außerdem zählen Kurt und Erna stadtweit zu den ersten stolzen Eltern in diesem Jahr.
Jetzt heißt es Daumen drücken, dass auch alle sechs Jungvögel groß und stark werden. Sorgen brauchen wir uns jedoch nicht zu machen, denn seit 1990 sind 73 Falken an der Heilandskirche flügge geworden. Nur in einem Jahr gab es keinen Bruterfolg.
Gefahren der Großstadt
16. Mai 2007 - Ob Kurt wohlbehalten von seinen Jagdflügen heimkommt?
Das Leben in der Großstadt Berlin bietet Turmfalken zwar eine Menge Vorteile, wie nicht zuletzt ein gutes Nistplatzangebot, aber es birgt auch eine Menge Gefahren. Die vielen Glasfassaden und Scheiben sind für sie, natürlich auch für alle anderen Vögel, immer wieder lebensgefährlich. Oft verletzen sich die Turmfalken bei Zusammenstößen schwer oder verunglücken gar tödlich. Vor Kurzem brach sich ein vor vier Jahren an der Heilandskirche flügge gewordener Falke einen Flügel, als er mit einer Fensterscheibe zusammenstieß. Dank der guten Behandlung durch Frau Dr. K. Müller in der FU Tierklinik und anschließender Erholung in der Turmfalken-Pflegestation wurde er schnell wieder gesund.
Große Gefahr geht auch vom Verkehr aus. Unerfahrene Jungvögel stoßen häufig mit Autos zusammen. Auch Zusammenstöße mit Flugzeugen sind keine Seltenheit, was die zahlreichen tot aufgefundenen Turmfalken an Berliner Flughäfen belegen. Weitere Gefahren gehen von Schornsteinen aus, in die immer wieder Turmfalken fallen. Viele sterben auch durch Stromschläge oder ertrinken in Wasserbehältern. Verschmutztes Gefieder, beispielsweise durch Teer auf Dächern, kann die Flugfähigkeit beeinträchtigen. Außerdem sind manche Menschen den Turmfalken alles andere als wohlgesonnen und stellen ihnen mit Luftgewehren nach. Aber auch vor anderen Vögel muss der Turmfalke gelegentlich auf der Hut sein. Habichte sind zum Beispiel wesentlich größer und stärker als er. Sie sind ebenfalls in Berlin heimisch und erbeuten manchmal einen Turmfalken.
Also Kurt, pass auf dich auf. Erna und die Bälger brauchen dich. Und als V.I.B (Very Important Bird) hat man natürlich auch eine Verpflichtung gegenüber seinen Fans.
Kuscheln wie die Turmfalken
15. Mai 2007 - Drittes und viertes Küken sind geschlüpft
Nun haben auch das dritte und das vierte Küken das Licht der Welt erblickt. Die Küken schlüpfen - im Gegensatz zur Eiablage - relativ rasch hintereinander. Die Natur hat dies extra so eingerichtet, damit der Altersunterschied zwischen den Jungvögeln nicht zu groß ist.
Nun haben die Jungvögel auch ihr erstes, helles, fast weißes Dunenkleid. Es ist noch nicht sehr dicht und sie behalten es auch nur rund acht Tage. Dann bekommen sie ihr zweites, graues und dichteres Dunenkleid. Damit der Nachwuchs sich nicht unterkühlt, ist es sehr wichtig, dass jetzt Erna - wie beim Brüten - ständig auf den Jungen liegt und sie wärmt (hudert). Die kleinen Falken kuscheln sich dabei ganz eng zu einer sogenannten Wärmepyramide zusammen. So wärmen sie sich gegenseitig und keiner muss frieren.
Zwei Küken geschlüpft
14. Mai 2007 - Was bisher bei den Turmfalkens geschah
33 Tage nach der Ablage des ersten Eies sind am Sonntagmorgen zwei Jungvögel geschlüpft.
Bereits zwei Tagen vor dem Schlüpfen machten die Jungvögel durch lautes Piepen auf sich aufmerksam. Nachdem sie mit ihrem Eizahn (Verdickung auf dem Schnabel) die Eischale durchbrochen hatten, nahm Erna den Nachwuchs direkt unter ihre "Fittiche" und wärmte ihn. Die beiden geschlüpften Jungvögel machen einen guten und gesunden Eindruck. Sie wogen nach dem Schlüpfen 11 bis 14 Gramm und öffneten ihre Augen kurze Zeit später. Erna fütterte sie bereits vorsichtig mit kleinen Fleischstücken.
Kurt hat bereits im Februar den Nistkasten der Berliner Heilandskirche bezogen. Erna gesellte sich erst im März dazu. Nach erfolgreicher Balz und Paarung verweilte Erna ab dem 7. April immer öfter am Nistkasten. Am 9. April war sie erstmals über Nacht dort. Am folgenden Tag legte sie ihr erstes Ei, das sie zunächst nur gelegentlich bebrütete. Am 12. April folgte das zweite. Erna brütete danach häufiger, teilweise bis zu einem halben Tag. Am 14. April legte sie das dritte Ei. Ab dem Mittag des 15. April brütete Erna dann fest auf ihren Eiern. Die restlichen Eier folgten jeweils am 16., 18. und 20. April.
In den nächsten Tagen wird es im Nest noch voller. Kurt und Erna müssen dann sechs gierige Schlunde stopfen. Aber auch das werden die Turmfalken-Eltern mit Bravour meistern.
Eine Lanze für den Turmfalken brechen
11. Mai 2007 - AG Greifvogelschutz Berlin/Bernau im NABU, Fachgruppe für Turmfalken in Berlin
Seit 20 Jahren setzt sich die Arbeitsgruppe Greifvogelschutz Berlin/Bernau für den Schutz des Turmfalken in Berlin ein. Die ausschließlich ehrenamtlichen Mitarbeiter stellen Untersuchungen zur Brutbiologie und zur Ernährung der Turmfalken an. Außerdem wurden bisher 6000 Vögel beringt, um dadurch Erkenntnisse über das Abwanderungs- und Wiederansiedlungsverhalten der Turmfalken zu gewinnen.
Für die Mitarbeiter bedeutet ihr Engagement aber nicht nur beobachten, studieren und informieren. Vielmehr helfen sie den Turmfalken dabei, sich im Lebensraum Großstadt zu behaupten. Sie installieren Nistkästen im ganzen Berliner Stadtgebiet, bisher sind es 320, und informieren Bauherren, Architekten und Behörden zu Baumaßnahmen, die dem Turmfalken helfen. Verletzte Vögel werden in der Pflegestation, die in Kooperation mit der FU-Tierklinik in Berlin Zehlendorf betrieben wird, wieder für das Leben über den Dächern Berlins fit gemacht.
Die Arbeitsgruppe hat es sich außerdem zur Aufgabe gemacht, den Blick der Stadtbewohner für die Greifvögel zu schärfen. Sie halten Vorträge und gehen in die Öffentlichkeit. Außerdem bringen sie die Turmfalken in den Unterricht an Berliner Schulen ein. Denn wenn sich die Kinder dafür begeistern lassen, ist auch in Zukunft dem Turmfalke ein Platz im Berliner Stadtleben gewiss.
Wenn Sie Fragen zum Turmfalken in Berlin haben, können Sie gerne mit der AG Greifvogelschutz Berlin/Bernau per E-Mail Kontakt aufnehmen - BerlinerTurmfalken@web.de
Nähere Informationen finden Sie auch auf der Website der Arbeitsgruppe.
Ordnung muss sein
10. Mai 2007 - Erna hält Nestputz
Während Erna brütet ist immer wieder zu beobachten, dass sie herumliegende Holzstückchen, Rinde, Nahrungsreste oder Gewölle mit ihrem Schnabel beknabbert und sortiert. Sie hält damit störende Gegenstände von den Eiern fern, denn im Nest muss alles seine Ordnung haben. Gleichzeitig tut sie etwas gegen die Langeweile, die ihr bei dem monotonen Brutalltag nicht zu verübeln ist. Nicht mehr lang Erna, nicht mehr lang.
Turmfalken im ARD-Nachtmagazin
10. Mai 2007 - Zweiter Fernsehauftritt von Kurt und Erna
Bereits zum zweiten Mal zeigen Kurt und Erna Fernsehpräsenz. Nach dem Beitrag des RBB in der letzten Woche berichtete Dienstagabend das ARD-Nachtmagazin über die beiden Turmfalken. Diesmal stand der NABU-Turmfalken-Spezialist Stefan Kupko Rede und Antwort.
Luxuswohnung in der Großstadt
8. Mai 2007 - Berlins Turmfalken finden beste Lebensbedingungen vor
Turmfalken brüten ursprünglich in Felswänden, beziehen aber auch alte Krähen- und Elsternnester, da sie selbst kein eigenes Nest bauen. Wo tatsächlich noch alte Baumriesen mit ausgefaulten Höhlungen existieren, können auch diese einmal als Brutplatz dienen. In Städten dagegen besiedeln die kleinen Falken hauptsächlich Kirchtürme und andere höhere Gebäude. Hier nutzen sie geeignete Öffnungen und Mauernischen, die ihnen Gelegenheit zum Brüten bieten.
Doch solche Nischen - oftmals Fenstersimse - bieten den Vögeln meist nur wenig Platz. Die Jungvögel schweben dann in der Gefahr, herunter zu stürzen. Auch sind sie an solchen Orten vor Wind und Wetter oft wenig geschützt. In Berlin wurden deshalb bereits mehr als 320 Turmfalkenkästen installiert, die im Vergleich dazu regelrechte Luxusheime sind. Mit einer Kantenlänge von einem halben Meter finden bequem bis zu sieben Jungvögel Platz. Zudem sind sie vor Nesträubern, wie dem Marder oder Habicht, geschützt. Die Kästen werden mit einer fünf Zentimeter dicken Erdschicht gefüllt, die genügend Material für den Bau der Nistmulde und eine ausreichend gepolsterte Unterlage für die Eier bietet. Ein exklusiver Zimmerservice wird ebenfalls geboten. Gelegentlich werden die Nistkästen von ihren Betreuern gereinigt, um einem starken Parasitenbefall vorzubeugen. Wenn die Jungvögel Fliegen lernen, können sie vom sicheren Abflugbrett ihre ersten Flügelschläge proben. Der künstliche Vorsprung schützt außerdem das gastgebende Gebäude vor Kotspritzern.
Ein Leben für die Turmfalken
7. Mai 2007 - Stefan Kupko ist Horstbetreuer der AG Greifvogelschutz Berlin/Bernau und der Experte hinter der Turmfalken-Webcam des NABU.
Wenn Jungen 13 Jahre alt werden, interessieren sie sich in der Regel für Mofas, Mädchen oder Fußball. Nicht so Stefan Kupko. Er war fasziniert von den flinken Flieger am Himmel über seiner Heimatstadt Berlin. Nicht nur, dass an seiner Schule ein Paar brütete, sein Biologielehrer hatte im Garten seiner Schule im Berliner Stadtteil Steglitz sogar eine Pflegestation für Turmfalken eingerichtet. Der kleine Stefan war ein gelehriger Schüler und sog das Wissen des Lehrers begierig auf.
Heute, 30 Jahre später, begeistert sich Stefan Kupko immer noch für die Berliner Turmfalken. In seiner Freizeit erfaßt er die Bestände der meisten Berliner Bezirken jedes Jahr aufs neue. Kupko zählt nach, beobachtet, schaut, kontrolliert. Er hat unzählige Vögel beringt und er kennt die Lebensgeschichte fast aller rund 400 Berliner Turmfalken. Auch den Nistkasten an der Heilandskirche beobachtet und betreut er seit 15 Jahren. Außerdem arbeitet er in der Berliner Greifvogelstation des NABU und ist als Mitarbeiter im Monitoring- und Artenhilfsprogramm für Turmfalken aktiv. Unterstützt wird er von seiner Lebensgefährtin Dr. Sonja Kübler, deren Herz auch für die anmutigen Greifvögel schlägt. Sie stand als Turmfalkenexpertin im kürzlich gesendeten TV-Bericht des RBB über den Turmfalkenhorst in der Heilandskirche zu Berlin-Moabit Rede und Antwort.
Gelegentlich kehrt Stefan Kupko zur Pflegestation in seiner alten Schule zurück, aber nicht nur um in Erinnerungen zu schwelgen. Besonderen Spaß machte es ihm, junge Schüler für die Welt der Turmfalken zu begeistern.
Wärmen, wenden, wechseln
5. Mai 2007 - Von der Eiablage bis zum Schlüpfen
Die Eier der Turmfalken wollen rege umsorgt werden. Für Kurt und Erna bedeutet das Arbeit rund um die Uhr. Erna wechselt mehrmals stündlich ihre Position im Nest. Dabei dreht und wendet sie die Eier. Das stellt sicher, dass das Gelege nicht auskühlt und der Nachwuchs prächtig heranwächst.
Schaut man sich ein Ei und die Entwicklung des Jungvogels darin an, stellt man fest, dass es sich um ein wahres Wunderwerk der Natur handelt. Die Schale des Eies besteht aus winzigen Kalksäulen, durchsetzt mit zahlreichen Poren, die den lebensnotwendigen Gasaustausch ermöglichen, also eine Sauerstoffaufnahme und eine Kohlendioxidabgabe. Vor der Eiablage nimmt der Kalkgehalt im Blut des Vogelweibchens stark zu. Das Ei wird im Uterus mit einer festen Schale ausgestattet. Durch Drüsen, die Gallenfarbstoffen und Blutfarbstoffen abgeben, wird das Ei eingefärbt.
Wenige Tage nach der Eiablage entwickelt sich der Keimling. Nach und nach bilden sich Beine, Flügel und der Kopf aus. Mit dem Wachstum des Fötus zum schlupfreifen Vogel wird das Eiweiß und der Eidotter abgebaut. Im Ei wird Platz geschaffen, damit der Jungvogel sich bewegen und wenden kann. Der sogenannte Eizahn entsteht auf der Spitze des Oberschnabels, das Werkzeug, mit dem der Jungvogel aus der schützenden Eischale schlüpft. Mindestens 24 Stunden vor dem Schlüpfen setzt bei Turmfalkenküken die Atmung ein. Das Schlüpfen bedeutet ein hartes Stück Arbeit. Mit dem Eizahn pickt der kleine Turmfalke am stumpfen Pol gegen die Eischale. Zusammen mit Drehbewegungen, strampelnden Beinbewegungen und Nackenstößen durchbricht er die Kalkhülle. Die Eltern leisten dabei keine Hilfe.
Nach dem Schlüpfen bringen die jungen Turmfalken gerade mal 11-14 Gramm auf die Wage. Aber bis dahin werden im Turmfalken-Horst der Heilandskirche zu Belin-Moabit noch ein paar Tage vergehen.
Erna und Kurt im Fernsehen
4. Mai 2007 - RBB bringt einen Bericht über die Berliner Turmfalken
Der ARD-Sender RBB hat gestern in der Magazinsendung ZIBB einen Beitrag über Kurt und Erna gebracht. Der vier Minuten lange Bericht zeigt den Turmfalkenhorst in der Heilandskirche zu Berlin-Moabit und Turmfalkenspezialistin Dr. Sonja Kübler steht Rede und Antwort. Aber sehen Sie selbst.
Anstrengende Aufgabe
3. Mai 2007 - Erna gönnt sich gelegentlich eine Mütze Schlaf
Brüten kann ganz schön anstrengend sein. Jedenfalls für Turmfalkendamen, die gute 90 Prozent der Brutzeit auf den Eiern verbringen. Wie in den letzten Tagen zu sehen war, löst Kurt seine Gattin nur gelegentlich ab. Die kurzen Pausen nutzt Erna für eine Mahlzeit. Ihren Schlaf nimmt sie im Nistkasten. Manchmal hat sie dabei nur geschlossenen Augen. Meistens wendet sie aber ihren Kopf nach hinten und steckt ihn unter den Flügel.
Erna bekommt neues Federkleid
2. Mai 2007 - Die Turmfalkendame ist bereits in der Mauser
Am 27. April hat Erna mit der Mauser begonnen. Mauser bedeutet, dass einmal im Jahr das komplette Federkleid ausgewechselt wird. Wegen der ständigen Abnutzung des Gefieders ist solch ein Federwechsel lebensnotwendig, damit der Vogel jederzeit voll flugfähig bleibt. Die Mauser beginnt meist Anfang Mai und kann sich vier bis fünf Monate bis in den September hinziehen. Dabei werden aber immer nur soviele Federn gewechselt, dass der Vogel auch weiterhin flugfähig bleibt. Insgesamt wiegt das komplette Federkleid mit 20 bis 25 Gramm nur wenig mehr als ein einfacher Brief. Zuerst verliert der Vogel die sogenannten Handschwingen. Das sind die zehn äußeren großen Flügelfedern. Erna hat bereits teilweise diese Federn gemausert, wie im Bild links neben den Eiern zu sehen.
Neben der Mauser ist die tägliche Gefiederpflege sehr wichtig. Der Vogel muss sein Gefieder ständig mit dem Schnabel ordnen und putzen. Dadurch werden unter anderem überflüssige Hornteile aus dem Gefieder gelöst und Risse in den Federn geschlossen. Erna ist häufig bei der Gefiederpflege zu beobachten. Denn eine Dame muss ja schließlich gut aussehen, wenn der Gatte mit dem Essen nach Hause kommt.
Kirchliche Turmfalkenhochzeit ohne Ring
30. April 2007 - Erna und Kurt im Porträt
Während Erna und Kurt geduldig ihrem Brutgeschäft nachgehen, haben wir Zeit, das Falkenpärchen einmal etwas näher vorzustellen: Erna brütet in diesem Jahr zum ersten Mal an der Heilandskirche. Sie ist unberingt, so dass wir ihre genaue Herkunft nicht kennen. Doch in den letzten Jahren hat hier ein anderes, beringtes Weibchen gebrütet. Kurt ist ein erfahrener Altvogel, und wie seine Partnerin ist auch er unberingt. Möglich, dass Kurt schon letztes Jahr hier gebrütet hat, denn auch 2006 trug das Männchen an der Heilandskirche keinen Ring.
Kurt war vermutlich schon den ganzen Winter über an der Kirche. Es wurde dort jedenfalls immer wieder ein Falken-Männchen beobachtet. Erst Ende Februar, Anfang März konnte dann Erna beobachtet werden. Die Balz verlief recht schnell und es kam zu ersten Paarungen. Ab dem 7. April war Erna häufiger am Kasten zu beobachten, schlief einen Tag später dann auch über Nacht im Kasten, blieb nun fast den ganzen Tag über dort und scharrte ihre Nistmulde. Am 10. April legte sie das erste Ei. Dies war an der Heilandkirche der bisher früheste Legebeginn. Die weiteren fünf Eier folgten im Abstand von jeweils zwei Tagen. Am 20. April war dann das Gelege komplett.
Elternteilzeit bei den Turmfalkens
27. April 2007 - Kurt und Erna betreiben gemeinsame Brutpflege
Kurt löst Erna gelegentlich beim Brüten ab, bisher bis zu viermal am Tag. Für ein paar Minuten übernimmt er dann das Gelege, während sie den Kasten verlässt - siehe Fotos -. Er tut dies nur, wenn er ihr Futter gebracht hat und sie den Kasten zum Fressen verlässt. Besucher der Webcam brauchen also sowohl Geduld als auch etwas Glück, um bei diesem Vorgang dabei zu sein. Heute war es zum Beispiel am späteren Nachmittag so weit: Um 17:20 Uhr lösten sich die beiden Falken ab, und Kurt setzte sich schützend auf das Gelege. Das Foto von 17:25 Uhr zeigt, dass Erna schon nach fünf Minuten wieder "am Platz" war.
Kurt und Erna sind optisch deutlich voneinander zu unterscheiden. Das Männchen hat einen hellgrauen Kopf und einen rotbraunen Rücken mit kleinen dunklen Flecken. Der Schwanz ist ebenfalls hellblaugrau mit einer schwarzen Endbinde. Die Unterseite des Körpers ist gelblich mit Längsstreifen und kleinen dunklen Tropfenflecken. Beim Weibchen dagegen sind Kopf, Rücken und Schwanz rostbraun gefärbt, mit dichter dunkler Fleckung und Querbänderung.
Nistplatz in bester Lage
26. April 2007 - Kurt und Erna hatten ein gutes Händchen bei der Nistplatzwahl
Die Heilandskirche wurde 1894 fertiggestellt. Der besonders schlanke Turm, den Kurt und Erna für ihren Nistplatz ausgesucht haben, ist mit seinen 87 Metern der höchste Berlins. Er liegt im sogenannten Kleinen Tiepark im Stadtteil Moabit. Mit einer Größe von sieben Hektar bietet die Parkanlage genug Freifläche für die Jagd, die das Turmfalkenmännchen Kurt während der gesamten Brutperiode übernimmt. Man könnte sagen, dass Kurt und Erna ein gutes Händchen bei der Auswahl ihres Heims hatten.
Aber nicht nur die Lage, sondern auch die Gastfreundschaft der Kirchengemeinde Moabit West trägt dazu bei, dass sich das Turmfalkenpaar wohlfühlt. Die hat zusammen mit der AG Greifvogelschutz in Person von Ludwig Schlottke bereits 1989 in 60 Metern Höhe einen speziellen Nistkasten eingerichtet. Hier an der Nordseite des Turms befindet sich auch die Webcam, die die Geschehnisse während der ganzen Brutpflege beobachtet. Die Kamera ist in rund 30 Zentimeter Entfernung zum Gelege angebracht und liefert daher äußerst detailreiche Bilder. Um die Turmfalken durch die Aufnahme nicht zu stören, wurde eine Plexiglasscheibe in den Nistkasten eingebaut. Zudem arbeitet die Kamera völlig lautlos.
Picobello sauber
25. April 2007 - Erna beweist sich als eine gute Nestfrau
Fein säuberlich aufgereiht und blitzblank poliert zeigten sich die sechs Eier, als Turmfalkendame Erna gestern Abend ein paar Minuten für einen Rundflug freinahm. Das sei ihr gegönnt, denn wer so vorbildlich das Gelege pflegt, hat sich seine Verschnaufpause redlich verdient. Ob sie wohl ein Rendez-Vous mit ihrem Gatten hatte?
Gute Nachtgeschichten
24. April 2007 - Störungsfreier Einblick rund um die Uhr
Auch bei Nacht können Sie beobachten, wie Kurt und Erna sich um ihr Gelege kümmern. Von 21 bis 7 Uhr schaltet die Turmfalken-Kamera in den Infrarot-Modus. Ab dann sind zwar nur noch Schwarzweiß-Bilder zu sehen, dafür kann man aber den beiden Turmfalken-Promis rund um die Uhr über die Schultern, Verzeihung, über die Flügel schauen.