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Der Mauersegler im Porträt
Es ist Januar und in Deutschland herrscht Winter. Der Mauersegler ist längst aus unseren Breiten verschwunden und es werden noch drei Monate vergehen, bevor er mit seinen akrobatischen Flugpirouetten und lauten Rufen die Ankunft des Frühlings verkündet.
Ende April treffen die Flugkünstler in Mitteleuropa ein und suchen in menschlichen Siedlungen ihre Nistgelegenheiten vom Vorjahr auf, um dort zu brüten. Immer öfter finden sie diese jedoch verschlossen vor. Im Zuge von Hausrenovierungen werden bestehende Nistquartiere zerstört und den Mauerseglern so - oft ungewollt - die Brutmöglichkeiten genommen.
Als ortstreue Vögel kehren sie immer wieder in ihr ursprüngliches Brutrevier zurück. Finden sie dort keinen Ersatznistplatz, brüten sie auch nicht, was zu schleichenden Einbrüchen der Bestandszahlen führen kann - aber nicht muss. Denn es gibt für uns Menschen viele Möglichkeiten, dem Mauersegler Ersatznischen zu schaffen und ihn so weiterhin als sympathischen Nachbar in unseren Städten und Dörfern begrüßen zu können.
Winterurlaub im sonnigen Süden
Bis dahin haben wir allerdings noch etwas Zeit, denn im Augenblick weilt der Mauersegler noch im südlichen Afrika, von wo er bald seine 10.000 Kilometer lange Flugreise nach Norden antreten wird. Im Winterquartier sind die Mauersegler völlig ortsungebunden und sie halten sich immer dort auf, wo es die meiste Nahrung für sie zu finden gibt. Das sind wasserreiche Gebiete in den Savannen und Steppen, wo die Luft reich ist an Insekten, die im Flug erbeutet werden können. Mauersegler nutzen stärker als Schwalben aber auch den Luftraum über den Feuchtsavannen und den Regenwäldern.
Ihr ganzes Leben spielt sich in der Luft ab. Nicht einmal zum Schlafen zieht es die Mauersegler auf den Boden, sondern sie lassen sich in hohen Luftschichten im Gleitflug treiben. Auf diese Weise legen Mauersegler in ihrem bis zu 20 Jahre dauernden Leben enorme Strecken hinter sich: In einem Jahr sind es geschätzte 190.000 Kilometer.
Der große Zug
Im Gegensatz zu den großen Zugvögeln wie Storch oder Kranich, die aufsteigende Luftmassen für ihren Gleitflug benötigen, sind Mauersegler nicht an die Tageszeit gebunden. Der Zug findet sowohl nachts als auch tagsüber statt. Bei gutem Wetter fliegen sie in großen Höhen von bis zu 3000 Metern, manchmal in großen Trupps. Durch Beringung und Wiederfang konnte festgestellt werden, dass Mauersegler in der Lage sind, in vier Tagen rund 1300 Kilometer zurückzulegen.
Schon Ende Juli haben die Mauersegler ihre Reise nach Süden angetreten. In breiter Front überflogen sie Mitteleuropa in südwestliche Richtung und erreichten über Frankreich und Spanien Nordafrika. Von dort flogen einige entlang der Küste nach Süden, andere überquerten die Sahara im Direktflug. In Westafrika trafen die ersten Wintergäste bereits im August auf, die meisten erreichten die Winterquartiere aber erst Ende Oktober, Anfang November. Die östlichen Populationen zogen über Israel und Ägypten weiter in die Winterquartiere ins südliche Afrika.
Mauersegler treten als Wintergäste in allen Ländern südlich der großen Wüste auf, einige erreichen sogar das Kap der guten Hoffnung. Dort trifft man sie oft mit anderen Seglern und Schwalbenvergesellschaftet, besonders wenn Termiten oder Ameisen schwärmen. Jetzt im Januar setzt bei den Mauersegler eine Unruhe ein und sie begeben sich auf den Flug nach Norden.
Auf Wohnungssuche
Ende April, Anfang Mai sind die Mauersegler dann wieder zurück bei uns. Mit lauten Srih-Srih-Rufen und abenteuerlichen Flugspielen entlang von Straßenschluchten suchen sie ihre Nisthöhlen aus dem Vorjahr auf. Vor der Sesshaftigkeit des Menschen nutzten Mauersegler Höhlungen in Felsen und Bäumen als Nistplätze. Mit der Ausbreitung menschlicher Siedlungen fanden sie in Mauerspalten und Dachnischen ein großes Angebot geeigneter Höhlungen vor und hielten Einzug in Dörfer und die wachsenden Städte. So wurden die Mauersegler im Laufe von Jahrhunderten zu den gefiederten Nachbarn des Menschen.
Nahrungsengpässe durch Dürre- und Kälteperioden, extreme klimatische Bedingungen wie Stürme, Feinde und Krankheiten stellen für Mauersegler große Gefahren dar. Je nach Witterung variiert der Bruterfolg sehr stark. Bei anhaltend schlechtem Wetter kann es in Einzeljahren auch zu Totalausfällen kommen. Das erste Jahr überleben im Mittel 80 Prozent der Jungtiere. Für den Mauersegler wurde eine mittlere Lebenserwartung von 4,7 Jahren ausgerechnet - für die Rauchschwalbe dagegen nur eine von 1,6 Jahren.
Nachbar Mauersegler
Seine enge Bindung an den menschlichen Lebensraum erweist sich manchem Mauersegler heute als verhängnisvoll. Bei Dach- und Fassadenrestaurierungen werden zunehmend Nistplätze verschlossen. Auch beim Hausneubau wird im Zuge des wachsenden Energiebewusstseins verstärkt auf eine möglichst wärmedämmende und damit oft hermetisch verschlossene Bauweise geachtet. Dies ist einerseits zu begrüßen, anderseits wird auf diese Weise der Mauersegler langsam aus unseren Siedlungen verdrängt.
Dabei ist es mit einfachen Mitteln möglich, sowohl die menschlichen Bedürfnisse als auch die des Mauerseglers zu erfüllen. Es gibt eine Vielzahl an Niststeinen oder -kästen, die bei Fassadenrenovierungen, Dacharbeiten oder beim Neubau in die Häuser integriert werden können. Auch selbst gefertigte Holznistkästen, die an geeigneten Stellen, wie Dach- oder Mauerüberständen in mindestens sechs Metern Höhe, angebracht werden, dienen dem Mauersegler als Nisthöhle.
Anja Lindlar und Sven Baumung
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