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Wassersportler machen dem Haubentaucher das Leben schwer
Wassersportler machen dem Haubentaucher das Leben schwer
Wie so oft im Tierreich war es auch beim Haubentaucher die Mode, die seinen Bestand im 19. Jahrhundert gefährdete: Er wurde intensiv wegen seines strahlend weißen und sehr dichten Brust- und Bauchgefieders ("Taucherpelz") verfolgt, das vorwiegend für die Muffs vornehmer Damen verarbeitet wurde. Durch Jagdverschonung seit Beginn des 20. Jahrhunderts verbesserte sich die Situation; seit den frühen 1970er Jahren ist eine anhaltende Bestandszunahme mit Ausbreitung des Brutareals nach West-, Süd- und Nordeuropa zu verzeichnen. In zahlreichen Gegenden stagniert diese Entwicklung oder die Brutpaarzahlen gehen sogar zurück; auch bei den Winterbeständen zeigten sich in den letzten Jahrzehnten teilweise wieder Rückgänge, etwa am Bodensee, andernorts wie an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins aber auch Zunahmen.
In Deutschland unterliegt der Haubentaucher zwar dem Jagdgesetz, genießt aber ganzjährige Schonzeit. Der Verlust traditioneller Brutgewässer durch Flussbegradigungen und insbesondere die Zerstörung von Schilfgebieten und Flachwasserzonen wurde durch die Neuschaffung künstlicher Gewässer wie Stauseen, Talsperren, Kiesgruben und Baggerseen kompensiert. Im rheinischen und im Lausitzer Braunkohlerevier wurden auch Braunkohle-Restseen besiedelt. Zudem profitierte der Haubentaucher von der Zunahme des Nahrungs-angebotes in nährstoffreichen Gewässern. Dies gilt vor allem für die wirtschaftlich uninteressanten Weißfische wie Rotauge und Flussbarsch.
Der Bestand des Haubentauchers wird weltweit auf 370.000 bis 1,3 Millionen Paare, in Mitteleuropa auf 60.000 bis 90.000 Brutpaare geschätzt. In Deutschland brüten etwa 22.000 bis 32.000 Paare. Sein Bestand ist daher in Deutschland, abgesehen von lokalen Zu- oder Abnahmen, weitgehend konstant; der Haubentaucher gilt aktuell als nicht gefährdet. Aber auch wenn Muffs aus der Mode gekommen sind: Die Gefahr für den Haubentaucher ist noch nicht gebannt:
Freizeitdruck
Das gravierendste Problem ist der zunehmende Freizeitdruck auf die heimischen Gewässer: Badegäste und Wassersportler in Uferzonen oder in Ufernähe sitzende Sportangler stören die Brut der Haubentaucher. Dabei werden gelegentlich auch Nester oder Gelege beschädigt. Störungsökologische Untersuchungen zeigen, dass schon ein einzelner Angler zu einer Halbierung der Bestandsdichte brütender Wasservögel führen kann, und dass schon ein einzelner Surfer ausreicht, um bis zu 90 Prozent der rastenden Wasservögel im Umkreis von 500 Metern zu verscheuchen. Die Störungsempfindlichkeit wird dabei von den empfindlichsten Vögeln bestimmt, die auch den Rest der Gruppe "mitreißen".
Und die Saison der Wassersportler wird immer ausgedehnter: Durch die Entwicklung isolierender Neoprenanzüge werden inzwischen auch mausernde, rastende oder überwinternde Haubentaucher - und andere Wasservögel - durch Segler und Surfer gestört. Die ständigen Störungen und der hohe energetische Aufwand beim Auffliegen können dabei gerade bei rastenden oder überwinternden Tieren zu einer Verminderung der Fitness und damit zu vermindertem Bruterfolg in der nachfolgenden Brutsaison führen.
Jagd auf Haubentaucher?
Nach wie vor unbefriedigend ist die rechtliche Situation des Haubentauchers. Wie Graureiher und alle Entenvögel unterliegt er immer noch dem Jagdrecht. Nach wie vor besteht daher die potenzielle Gefahr der Wiedereinführung einer Jagdzeit, um den vermeintlichen "Fischräuber" zu reduzieren Das diese Befürchtung nicht ungerechtfertigt ist, hat die Auseinandersetzung um Graureiher und sogar den mit in Deutschland nur ca. 300 (!) Brutpaaren extrem seltenen Gänsesäger gezeigt.
Haubentaucher an der Angel
Angelsport und kommerzielle Fischerei können direkte oder auch indirekte Ursachen von Verlusten sein. Illegal werden die Tiere mitunter von Anglern und Fischern verfolgt, die in der Vergangenheit auch vor unter Naturschutz stehenden Arten wie dem Kormoran oder dem Eisvogel nicht Halt gemacht hat. Außerdem wird in der Fachliteratur gelegentlich über an Angelhaken verendete Tiere berichtet. Auf großen, intensiv fischereiwirtschaftlich genutzten Seen verfangen sich alljährlich Hunderte von Tieren in Fischernetzen und ertrinken.
Fischvergiftung
Als Endkonsument der Nahrungskette ist der Haubentaucher zudem durch die Anreicherung von Pestiziden und anderen Umweltchemikalien betroffen, die sich in abnehmender Fruchtbarkeit und geringerem Bruterfolg bemerkbar machen können. Zu starke Gewässerbelastung verringert das Nahrungsangebot und erschwert durch Wassertrübung den Jagderfolg.
Hilfe für den Haubentaucher
Die wirkungsvollste Maßnahme zum Schutz des Haubentauchers ist daher die Sicherung geeigneter Lebensräume. Insbesondere an kleineren Gewässern ist es dazu notwendig, geeignete Brut- und Ruhezonen auszuweisen, in denen keine Nutzungen erlaubt sind. Zur Brut geeignete Flachwasserzonen sollten landseitig für Bade- und Angelbetrieb gesperrt werden, wasserseitig ist eine Pufferzone von ca. 100 Metern einzurichten, die durch eine Bojenkette vor Booten und Surfern schützt. Größere Wasservogelansammlungen im Herbst und Winter sollten aufgrund der Fluchtdistanz von bis zu 500 Metern großräumig gemieden werden; für wichtige Rast- oder Überwinterungsgewässer empfiehlt sich eine partielle, bei kleineren Gewässern eine vollständige Sperrung für Wasser- und Angelsport im Winterhalbjahr.
Zum Schutz des Haubentauchers fordern NABU und LBV, ihn und die meisten anderen Wasservogelarten aus dem Jagdrecht in das Naturschutzrecht zu übernehmen. Daneben sind Umweltbildung, Aufklärung über die Lebensraumansprüche und Bedürfnisse des Haubentauchers, aber auch die Vermittlung von Toleranz gegenüber einem vermeintlichen "Nahrungskonkurrenten" die geeignetsten Maßnahmen des Naturschutzes, wenn wir den Haubentaucher als Charaktervogel unserer Seen auch in Zukunft erhalten wollen.
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