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Die häufigsten Vorurteile gegenüber dem Kormoran
Aussagen über den Kormoran beruhen häufig auf Vorurteilen, weniger auf Tatsachen.
Einige der häufigsten lauten:
„Der Kormoran ist kein einheimischer Vogel.“
Tatsache ist: Die Art ist einheimisch. Wegen des lateinischen Namens der Festlandsrasse Phalacrocorax carbo sinensis („aus China“) wird gelegentlich behauptet, der Kormoran sei zugewandert und gehöre nicht zur heimischen Tierwelt. Tatsächlich aber haben Kormorane seit der Eiszeit hier gelebt und im Mittelalter und in der frühen Neuzeit nahezu überall in Mitteleuropa gebrütet. Der Name sinensis beruht auf einer alten Abbildung gezähmter Kormorane, die in China traditionell bis heute für den Fischfang gehalten und abgerichtet werden.
„Der Kormoran hat keine natürlichen Feinde.“
Tatsache ist: Fast jede Vogelart hat natürliche Feinde, die ihre Bestandssituation beeinflussen. Beim Kormoran ist das zum Beispiel der Seeadler. Wo dieser brütet, haben Kormorane kaum noch Bruterfolg, weil Seeadler ihnen permanent die Beute abjagen. Auch Waschbären, die auf Bäume klettern und Eier wie auch Jungvögel fressen, haben schon ganze Kolonien ausgelöscht.
„Der Kormoran ist für den Rückgang von Fischereierträgen verantwortlich.“
Tatsache ist: Da Kormorane dort fischen, wo es für sie am leichtesten ist, erbeuten sie viele der häufigen, nicht marktfähigen Fische wie Rotaugen, Brachsen oder Kaulbarsche. Ihr Einfluss auf wirtschaftlich interessante Fische ist je nach Gewässer und dessen Zustand unterschiedlich. In großen Seen oder Flüssen und entlang der Küsten ist er vernachlässigbar. 2005 konnte die Küstenfischerei trotz der Kormorane sogar den zweitbesten Fangertrag seit der Wende vermelden. Rückläufige Erträge an Binnengewässern beruhen vielmehr auf geringeren Nährstoffeinträgen durch eine bessere Gewässerreinhaltung. Denn damit gehen auch das pflanzliche und tierische Plankton zurück – die wichtigste Fischnahrung. Nur an Teichwirtschaften können größere Verluste auftreten, wenn Kormorane dort regelmäßig fischen.
„Der Kormoran gefährdet seltene Fischarten wie die Äsche.“
Tatsache ist: Strömungsliebende und im Kies laichende Kaltwasserfische wie die Äsche sind an Gewässern mit zunehmender Temperatur und Verschlammung, mit aufgestauten Gewässerabschnitten, verbauten Ufern und fehlender Deckung auf Dauer nicht überlebensfähig. Der Rückgang der Äsche hat daher wenig mit dem Kormoran, jedoch viel mit dem schlechten ökologischen Zustand der Flüsse zu tun. Eine ökologische Verbesserung der Fischlebensräume, besonders von Laichplätzen, ist deshalb dringend geboten.
„Kormorane verletzen regelmäßig Fische, die zu groß für sie sind und richten dadurch erheblichen Schaden an.“
Tatsache ist: Verletzungen zu großer Fische kommen naturgemäß vor, jedoch nur selten. Untersuchungen an sechs bayerischen Gewässern ergaben unter 26.000 Fischen eine Verletzungsrate von 0,1 bis 0,8 Prozent. In Teichwirtschaften ohne Abwehrvorrichtungen wie zum Beispiel weitmaschigen Drahtüberspannungen kann sie lokal höher liegen.
„Der Kormoranbestand steigt immer weiter an.“
Tatsache ist: Nach einem rasanten Bestandsanstieg in den 1980er und 1990er Jahren haben sich die Kormoranzahlen heute stabilisiert. In ganz Europa ist nur noch ein regionaler Zuwachs zu beobachten. Wie alle Arten stößt auch der Kormoran nach schnellem Wachstum an eine natürliche Kapazitätsgrenze, die er in Deutschland offenbar erreicht hat. Dies belegen unter anderem synchrone Zählungen der Vögel an Schlafplätzen, die von Vogelkundlern und Vertretern der Fischerei auch immer öfter gemeinsam durchgeführt werden.