Gibt es Schleiereulen im Kirchturm, kann es für Fledermäuse schwierig werden. - Foto: NABU/Karin Assmus
Konflikte im Kirchturm
Schleiereulen, Fledermäuse und Lichtverschmutzung
Seit vielen Jahren zeichnet der NABU im Projekt „Lebensraum Kirchturm“ solche Kirchen aus, die sich besonders für den Schutz von Turmfalken, Fledermäusen und Co. einsetzen. Im Laufe der Zeit haben sowohl Forschung als auch Erfahrungsberichte gezeigt, dass es zwei noch weitgehend unbeachtete Konfliktfelder gibt. So ist zum Beispiel aufgefallen, dass Fledermäuse von Schleiereulen verdrängt werden können. Ebenso hat die künstliche und durchgehende Beleuchtung schwerwiegende Auswirkungen auf Insekten, Fledermäuse und Vögel.
Wie diese Konflikte genau aussehen, und wie man mit ihnen umgehen kann, stellen wir hier im Einzelnen vor.
Fledermäuse und Schleiereulen
Wenn Schleiereule und Fledermäuse am Kirchturm aufeinandertreffen, führt es manchmal zur Verdrängung der Fledermauskolonie. Das ist besonders tragisch, da Fledermäuse – gerade im städtischen Bereich zunehmend ihre Lebensräume verlieren. Zum Beispiel, wenn Gebäudesanierungen nicht ordentlich geplant werden und Quartiere zerstört werden. Kirchtürme sind daher für viele Arten wie das Große Mausohr oder das Graue Langohr willkommene oder sogar letzte größere Rückzugsräume. Auch die vom Aussterben bedrohte Kleine Hufeisennase findet hier oft noch ein Zuhause.
Schleiereulen sind dagegen anpassungsfähiger, wenn sie neue Lebensräume beziehen. Daher sollten Fledermäuse unbedingt Vorrang vor einer neuen Ansiedlung von Schleiereulen haben. Statt Schleiereulen-Nistkästen am gleichen Ort aufzuhängen, sollte daher geprüft werden, ob andere Gebäude wie zum Beispiel Scheunen, Ställe und Lagerhallen dafür infrage kommen. Gibt es bereits genutzte Niststätten für Schleiereulen, dürfen sie allerdings nicht entfernt werden. Aber es können andere Niststätten als mögliche Alternative angeboten werden.
Lichtverschmutzung
Fast alle Organismen – so auch die Untermieter im Kirchturm – sind an einen wechselnden Tag-Nacht-Rhythmus angepasst und brauchen nachts die Dunkelheit. Doch neben Straßenlaternen, Schaufenstern und Werbetafeln werden auch Kirchentürme zum Teil die ganze Nacht per Scheinwerfer angestrahlt. Das kann den Lebensrhythmus der Tiere durcheinander bringen und zu große Schwierigkeiten führen.
Werden zum Beispiel Fledermausquartiere intensiv beleuchtet, kann es dazu führen, dass ganze Kolonien vertrieben werden. Auch wenn es nicht dazu kommt, fallen Fledermäuse ihren Fressfeinden in beleuchteten Bereichen leichter zum Opfer und ihre eigene Jagd auf Insekten wird erschwert.
Doch auch Insekten selbst sind betroffen: Sie können von Lichtquellen aus einem Umkreis von bis zu 40 Meter angezogen werden. Dadurch sind sie nicht aus ihrem eigentlichen Lebensraum abgezogen, sondern viele Insekten sterben durch Erschöpfung, wenn sie an der Lichtquelle angekommen sind, oder enden hier als leichte Beute – zum Beispiel für Spinnen oder lichttolerantere Fledermausarten. Damit verringert sich das Nahrungsangebot etwa für weniger lichttolerante Fledermäuse in dunklen Bereichen.
Soll eine Kirche die Auszeichnung „Lebensraum Kirchturm“ erhalten, sollte daher unbedingt verstärkt auf diesen Aspekt geachtet werden: Überprüfen Sie, wie Schäden durch Lichtverschmutzung möglichst gering gehalten werden kann, und thematisieren sie das Problem auch bei bereits ausgezeichneten Kirchen. Eine dauerhaft und intensiv beleuchtete Kirche sollte zukünftig nicht mehr ausgezeichnet werden.
Weitere Infos
Ausführliche Informationen über die beiden beschriebenen Konfliktfelder und viele Tipps, wie Sie damit umgehen und Konflikte vermeiden können, finden Sie in der folgenden PDF:
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