Schmetterling, Käfer und Wildbiene haben eine unersetzliche Rolle in unserer Natur. Doch ihre Zahl geht immer mehr zurück. Helfen Sie mit einer Patenschaft, gegen das Insektensterben!
Jetzt informieren!Eins, zwei, viele
So lassen sich Insekten zählen und schätzen
Die Apfelbäume auf einer Obstwiese zu zählen, ist einfach. Die Bäume sind groß, sie bewegen sich nicht, bei Bedarf ließen sich die bereits gezählten Bäume sogar markieren. Bei Insekten ist das schwieriger. Viele von ihnen sind hochmobil, fliegen ständig umher oder springen bei Annäherung davon.
Vorsichtig nähern
Wie paaren sich Igel? Richtig: vorsichtig! Und so sollte man auch beim Insektensommer vorgehen. Schnelle oder gar hektische Bewegungen sind tabu, denn diese verscheuchen die meisten Insekten, sie fliegen weg oder verstecken sich in der Vegetation. Vor allem Schmetterlinge, Fliegen und Bienen reagieren nervös, aber auch Käfer und Heuschrecken erschrecken leicht.
Ein Blicks durchs Fernglas mit Naheinstellung oder ein Foto aus zwei bis drei Metern Distanz helfen sowohl bei der Artbestimmung als auch beim Zählen. Ist das gelungen, kann man sich vorsichtig weiter annähern. Tipp: Wanzen und Zikaden verschwinden bei Nahdistanz-Störungen oft auf die Rückseite eines Blattes oder Zweiges. Mit einer zielgerichteten langsamen Fingerbewegung – von den Tieren als Bedrohung empfunden – lassen sie sich mit etwas Übung wieder auf die Vorderseite drängen und dann in Ruhe betrachten.
Wie viele Individuen zeigen sich gleichzeitig?
Da Insekten sich bewegen, gilt ein Zählprinzip, das viele Naturfreund*innen bereits von der Stunde der Gartenvögel kennen: Notiert wird von jeder Art die Höchstzahl gleichzeitig gesehener Insekten, nicht die Summe der Einzelbeobachtungen im Laufe der Stunde – so vermeidet man Doppelzählungen.
Ausnahmen sind wenig mobile Arten wie etwa Blattläuse. Bei ihnen weiß man, dass die Tiere, die man jetzt vor sich hat, nicht dieselben sind wie vor einer Viertelstunde an einer anderen Stelle der Fläche. Für alle anderen Arten bleibt es beim Prinzip der Gleichzeitigkeit: Vier Kohlweißlinge vor einer halben Stunde und drei jetzt macht nicht sieben, sondern unverändert vier. Zeigen sich später fünf Kohlweißlinge auf einen Schlag, können wir eine fünf notieren.
Ameisenhaufen und Blattlauskolonie
So erfreulich es ist, dass Blattläuse in der Regel still an einem Spross oder Halm sitzen: Sie treten oft in solchen Mengen auf, dass man ihre Zahl nur schätzen kann. Doch auch eine gute Schätzung beginnt mit einer Zählung. Einfach über den Daumen zu peilen und dann 1000, 10.000 oder 100.000 einzutragen, führt zu keinem besonders guten Ergebnis. Besser ist es, einen (Rosen-)spross zu nehmen und dort die Läuse auszuzählen. Man kann auch ein Foto machen und zählt anhand des Fotos so nur die Vorderseite, mal zwei macht dann den ganzen Spross, mal der Zahl der bewohnten Sprosse (auch diese gegebenenfalls aufgrund einer Stichprobe hochschätzen) macht die Gesamtzahl. Ein auf das Individuum genaues Ergebnis entsteht natürlich nicht, aber es ist wesentlich besser als das sprichwörtliche „Pi mal Daumen“.
Hier und jetzt
Beim Insektensommer wird an einer festen Stelle gezählt, innerhalb eines festen Zeitraums (Anfang Juni und Anfang August jeweils zehn Tage) und mit einer festen Beobachtungsdauer – bis zu eine Stunde. Von anderen Zählaktionen wie etwa der Stunde Gartenvögel ist bekannt, dass es einige wenige Teilnehmer*innen übertreiben. Sie addieren alles, was sie über mehrere Tage hinweg gesehen haben, oder sie unternehmen einen ausgedehnten Spaziergang und notieren fleißig, was ihnen unterwegs begegnete. Doch „viel hilft viel“ gilt hier nicht. Im Gegenteil: Das Ergebnis würde grob verfälscht.
Wir bitten daher alle Insektenfreund*innen, sich an die Regeln zu halten. Es mag verlockend sein, die interessante Art mit zu notieren, die sich knapp außerhalb der Beobachtungsfläche oder kurz nach Ablauf der Stunde zeigt. Bitte lassen Sie es sein! Es geht nicht um Beobachtungsrekorde, sondern um ein vergleichbares Ergebnis unter vergleichbaren Bedingungen.
Zusätzliche Insekten oder andere Lebewesen müssen nicht unbedingt ungenannt blieben. Ob nun Käfer und Schmetterlinge außerhalb der Zählzeit oder spannende Nicht-Insekten wie Spinnen, Eidechsen oder Wildpflanzen als „Beifang“ während der Insektensommer-Beobachtung. Sie alle können beim NABU-Naturgucker gemeldet werden – rund ums Jahr und weltweit.
Noch kniffliger wird es bei einem Ameisenhaufen, denn die Ameisen sind ständig in Bewegung und die Ameisen im Haufen bleiben vor unseren Blicken verborgen. Von einem Mückenschwarm wollen wir erst gar nicht reden. Hier müssen wir im Prinzip kapitulieren. Bei den Ameisen kann man erneut eine Hochrechnung anstellen, zum Beispiel anhand eines Ausschnittfotos. Aber die tatsächliche Gesamtzahl bleibt Spekulation. Ein kleiner Bau der Roten Waldameise zum Beispiel hat wenige Hunderttausend Bewohner, ein großer mehrere Millionen.
Der Zählgenauigkeit sind bei großen Mengen also Grenzen gesetzt. Der NABU wird die Anzahl der Ameisen aber ohnehin nicht mit denen des Kohlweißlings vergleichen. Wichtig bei kleinen wie großen Zahlen ist, nur das zu notieren, was man tatsächlich gesehen hat, und nicht einen Zuschlag zu geben nach dem Motto „das sind doch bestimmt noch mehr“. Die Ergebnisse sind immer als Mindestzahlen zu verstehen.
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