Schmetterling, Käfer und Wildbiene haben eine unersetzliche Rolle in unserer Natur. Doch ihre Zahl geht immer mehr zurück. Helfen Sie mit einer Patenschaft, gegen das Insektensterben!
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Wofür zählen wir?
Vielen ist die Florfliege sicherlich schon einmal aufgefallen, wenn sie im Winter schläfrig in der Wohnung vor den Fenstern sitzt. Aber kaum jemand weiß, dass es sich bei dem grünen „Eindringling“ mit den zarten Flügeln und den goldenen Augen um einen echten Blattlausräuber handelt.
Florfliegen-Larven fressen um die 500 Blattläuse
Die erwachsenen Tiere ernähren sich ausschließlich von Pollen, Nektar und Honigtau. Eine weibliche Florfliege kann in ihrem Leben aber 100 bis 900 Eier legen, aus denen die gefräßigen Larven schlüpfen. Im Laufe ihrer Entwicklung fressen die Larven dann um die 500 Blattläuse. Ein Weibchen kann also für die Vernichtung von 50 000 bis 450 000 Läusen sorgen. Man geht davon aus, dass 120 Florfliegenlarven rund 20 Quadratmeter Gewächshausfläche von Läusen freihalten. Einige Florfliegenlarven haben auf ihrem Körper Hakenborsten und tarnen sich mit leeren Blattlaushäuten, um nicht von blattlaushütenden Ameisen erkannt zu werden.
In der Landwirtschaft gelten Florfliegen als Nützlinge und sollten gefördert werden. Auch im Gartenbau und im Anbau unter Glas werden sie eingesetzt und sind sogar käuflich zu erwerben. Mit der Anlage von Blühstreifen, Hecken und Säumen kann man diese Lebensbedingungen der Florfliegen verbessern und somit auch ihr Potential Läuse zu bekämpfen. Studien aus der Schweiz zeigen, dass durch die Anlage von Blühstreifen so viele Nützlinge ein Zuhause finden, dass 50 bis 60 Meter in die Fläche hinein der Schädlingsdruck so gering war, dass keine Insektizide eingesetzt werden mussten.
Die Biomasse von Fluginsekten ist um 75 Prozent zurückgegangen
Fast jeder kennt sie als Glücksbringer und aus Schokolade; die Marienkäfer. Der Siebenpunkt-Marienkäfer ist eine der beiden häufigsten Arten in Europa. Doch kaum jemand weiß, dass die niedlichen roten Käfer wichtige Nützlinge im Garten sind. Der Asiatische Marienkäfer wurde sogar aus diesem Grund in Deutschland eingebürgert und fühlt sich hier so wohl, dass es im Herbst häufig zu Massenauftreten kommt.
Zur Verteidigung sondern Marienkäfer aus ihren Knien ein übelriechendes und -schmeckendes Sekret ab, das Feinde abschrecken soll. Diesen Mechanismus nutzt auch der Asiatische Marienkäfer, der sich im Herbst gerne an aufgeplatzten Weintrauben labt, was dazu führen kann, dass bei einem Massenauftreten, die unangenehmen Stoffe sogar den Wein verderben.
Häufig finden sich hunderte kleiner Käfer im Herbst an den Fenstern auf der Suche nach einem Winterquartier. Aber dieses Phänomen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Artenanzahl und die Biomasse an Insekten in den letzten Jahren dramatisch abgenommen hat. Eine Studie aus NRW konnte zeigen, dass in einigen Gebieten die Biomasse von Fluginsekten um bis zu 75 Prozent zurückgegangen ist. Viele andere Studien zeigen auch einen dramatischen Rückgang der Insekten. Die Ursachen sind bisher noch nicht abschließend geklärt, aber vieles weist daraufhin, dass durch die Intensivierung der Landwirtschaft den Insekten Lebensraum und Nahrung verloren geht. Durch immer größere Bewirtschaftungseinheiten fehlen blühende Ränder und Säume für die Insekten. Aber auch viele Vorgärten haben sich in Steinwüsten verwandelt, in den Insekten keinen Lebensraum mehr finden.
90 Prozent aller Pflanzen sind weltweit auf die Bestäubung von Insekten angewiesen
Im Frühling sind oft die ersten Insekten, die man sieht, die Hummeln. Durch ihre Größe ist es ihnen möglich, ihre Körpertemperatur aktiv zu erhöhen und so können die Tiere bereits bei sehr niedrigen Temperaturen im Februar und März nach Nektar suchen. Allerdings hat dies auch einen sehr hohen Stoffwechsel zur Folge, sodass Hummeln spätestens alle vierzig Minuten fressen müssen, um nicht zu verhungern.
Größter Vertreter unter den heimischen Hummeln ist die Erdhummel. Die Erdhummeln legen unterirdische Nester, gerne in verlassen Mäusenestern an. Im Gegensatz zu Bienen besteht ein Hummelnest meist nur aus ungefähr 300 Arbeiterinnen und der Königin. Die Erdhummel ist die Art, die in der kommerziellen Hummelzucht am häufigsten eingesetzt wird und hilft vor allem bei der Bestäubung von Tomaten.
Aber nicht nur Tomaten sind auf die Bestäubung von Insekten angewiesen. Insgesamt sind fast 90 Prozent aller Wild- und Kulturpflanzen weltweit auf die Bestäubung durch Tiere angewiesen. Gemeinsam erwirtschaften Bestäuber bei Kulturpflanzen einen Wert von 404 Milliarden Euro jährlich. Bei Bestäubung denken die meisten Menschen immer nur an die Honigbiene, aber viele Pflanzen sind auf die Bestäubung von Wildbienen wie Hummeln oder Solitärbienen angewiesen. Außerdem produzieren zum Beispiel Kirschbäume, die von Wildbiene bestäubt sind, einen deutlich höheren Ertrag als Bäume, die nur von Honigbienen bestäubt werden. Fällt diese Bestäubungsleistung weg, kommt es zu Bildern wie in manchen Sichuan in China, in denen Obstbäume mühselig von Hand bestäubt werden müssen. Dabei bräuchte man 1500 Arbeiter, um auf die Leistung eines Bienenvolkes zu kommen.
40 Prozent aller in Deutschland vorkommenden Tagfalter sind gefährdet oder ausgestorben
Kein Sommer ohne Schmetterlinge. Das Tagpfauenauge ist eine der wenigen Arten, die mit der intensiven Landwirtschaft gut klar kommt, da es seine Eier auf Brennnesseln ablegt. Brennsesseln sind stickstoffliebende Pflanzen, die aufgrund der intensiven Düngung an vielen Orten gut gedeihen. Im Winter suchen sich die Schmetterlinge feucht und dunkel Orte zum Überwintern wie Keller, Stollen und fuchsbauten. Auch auf Dachböden sind sie häufig anzutreffen.
Vor natürlichen Feinden schützen sich die Tagpfauenaugen durch ihr Aussehen. Die zusammengeklappten Flügel sehen wie ein trockenes Blatt aus und täuschen viele Feinde. Nähert sich trotzdem ein Feind, öffnen sie blitzschnell ihre Flügel und die namensgebenden Augen erschrecken viele Feinde, indem sie ein größeres Tier vortäuschen.
Trotzdem sind auch Tagpfauenaugen immer seltener zu beobachten. Und vielen anderen Schmetterlingen geht es noch deutlich schlechter. Insgesamt werden circa 40 Prozent aller in Deutschland vorkommenden Tagfalter auf den roten Listen als gefährdet oder ausgestorben eingestuft. Dies liegt besonders daran, dass viele Schmetterlinge stark spezialisiert sind und auf bestimmte Wirtspflanzen angewiesen sind. Durch die hohen Stickstoffgehalte in der Landschaft sind viele Flächen überdüngst, was es Pflanzen, die auf nährstoffarme Böden spezialisiert sind schwer macht; mit den Pflanzen verschwinden auch die Schmetterlinge.
Bei manchen Schmetterlingen wie den Ameisenbläulingen ist es sogar noch komplexer. Diese Arten hängen nicht nur von einer bestimmten Wirtspflanze ab, sondern auch von einer bestimmten Ameise. Die jungen Larven der Schmetterlinge entwickeln sich zuerst an der Wirtspflanze und lassen sich im späteren Larvenstadium fallen, um von einer, je nach Art unterschiedlichen, Ameisenart in deren Nest gebracht zu werden. Dort ernähren sie sich dann parasitisch von dem Ameisennachwuchs oder lassen sich von den Ameisen füttern, in dem sie durch Pheromone vortäuschen selber einen Ameise zu sein. Die Tiere verpuppen sich auch im Ameisenbau und verbringen den Winter dort. Im Frühjahr muss der geschlüpfte Schmetterling dann schnellstmöglich den Ameisenbau verlassen.
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