Schmetterling, Käfer und Wildbiene haben eine unersetzliche Rolle in unserer Natur. Doch ihre Zahl geht immer mehr zurück. Helfen Sie mit einer Patenschaft, gegen das Insektensterben!
Jetzt informieren!Libellen, Purpurspannern & Co. auf der Spur
Die NABU-Insektenscouts
Da staunten die Insektenbegeisterten aus Glückstadt auf ihrer Exkursion durch eine Magerwiese am Elbufer nicht schlecht: Vor ihnen flatterte ein gelb-pink gestreifter Schmetterling, den niemand zuvor gesehen hatte! Gewissheit brachte die Recherche, sie hatten ein Exemplar des Purpurspanners, Lythria cruentaria, entdeckt. Das knapp zwei Zentimeter lange Tier ist eine Seltenheit in der Gegend und war ein Einstieg nach Maß für Lea Breuer vom NABU Glückstadt.
Scouts für die Vielfalt
Sie hatte zuvor, gemeinsam mit 31 anderen Freiwilligen, die erste Ausbildungsrunde zur NABU-Insektenscoutin durchlaufen. Seither bietet sie Insektenführungen durch Glückstadt an. Durch ihr ehrenamtliches Engagement in der NABU-Ortsgruppe erfuhr sie von dem Projekt und bewarb sich. Expertin auf dem Gebiet war sie bis dahin nicht, aber genau damit steht sie beispielhaft für die Idee hinter den Scouts. Mit Neugier und Motivation sollen sie ihre NABU-Gruppen insbesondere während des Insektensommers bei Zählaktionen und Führungen unterstützen und Interessierten den Zugang zur Insektenwelt erleichtern.
Das nötige Wissen, sowohl über die kleinen Krabbler und Flugkünstler als auch zum Umgang mit Medien, erhielten die angehenden Scouts in einem intensiven zweitägigen Workshop. „Trotz Onlineformat hat das Wochenende viel Spaß gemacht und uns super auf die praktische Arbeit vorbereitet. Bedenken, selbst aktiv zu werden, hatte ich danach keine mehr. Zumal deutlich wurde, dass es nicht darauf ankommt, jedes Insekt sofort und bis auf die Art genau bestimmen zu können“, berichtet Lea. Das sollte sich auch in ihrer ersten Führung bestätigen, bei der sie sieben Personen durch eine Moorwiese führte.
„Die Zeit verging wie im Fluge, keine*r der Teilnehmenden wollte nach der angedachten Stunde aufhören. Alle blieben ohne Murren über drei Stunden dabei“, blickt sie zurück. Kein Wunder, dass sie darin bestärkt wurde, weitere Führungen anzubieten. Ganz nach Kapazität und Laune der Insektenscouts können sie, auch über den Insektensommer hinaus, aktiv sein und beispielsweise Presseanfragen beantworten.
Vom Sandboden ins Moor
Lea führte bald Gruppen durch weitere Naturschutz- und Moorgebiete mit Wasser, Gräben und Wildwiesen. Die unterschiedlichen Suchgebiete sorgen stets für Abwechslung und vielfältige Funde: „Im Naturschutzgebiet gibt es Sandboden und daher viele Sandlaufkäfer, im Moor dagegen überwiegend Wasserläufer und Libellen“, erklärt sie. Das vor den ersten Führungen zu wissen und die Gebiete zu besuchen, habe ihr bei der Vorbereitung geholfen. Für alles Weitere muss sie sich auf das Interesse und die Entdeckungen ihrer Teilnehmenden verlassen – und gutes Wetter, denn Regen oder Sturm machen den Sichtungen einen Strich durch die Rechnung.
Eine Konstante jeder Exkursion bleibt ihre Rolle als Ansprechpartnerin und Anleiterin. Zu Beginn erklärt sie den Freiwilligen, die oft zum ersten Mal in Kontakt mit Sechsbeinern kommen, die Abläufe. „Wichtig ist, nur langsam krabbelnde Insekten für möglichst kurze Zeit zu fangen. Niemals aber Schmetterlinge oder andere fliegende Gefährten“, erläutert Lea. Mit wachen Augen und Becherlupen ziehen sie dann gemeinsam los. Meist dauert es nicht lange bis zur ersten Entdeckung.
Saugrüssel oder Kauwerkzeug?
Dann kommen ihre Hilfsmittel zum Einsatz: Bücher oder die „NABU Insektensommer“-App unterstützen bei der Bestimmung. Lea hilft zudem bei der Beschreibung der äußeren Merkmale und stellt Fragen, um gängige Verwechslungen zu vermeiden. Ist bei einem Krabbler etwa ein Saugrüssel erkennbar oder eher Beiß- und Kauwerkzeug? Letzteres spricht für einen Käfer, ersteres für eine Wanze. Nach erfolgreicher Bestimmung werden die Tiere wieder freigelassen, aber auch, wenn sie „nur“ beschrieben werden konnten. Denn manchmal braucht es Unterstützung von außen, und die Gruppe der Insektenscouts kommt ins Spiel.
Vor allem online herrscht auch ein Jahr später reger Austausch zwischen den Scouts der ersten Stunde. Man unterstützt sich gegenseitig, teilt Tipps zu Führungen oder Erfahrungen aus der Praxis. Die können in Leas Fall als durchweg positiv beschrieben werden. Das bestätigen nicht zuletzt ihre leuchtenden Augen, wenn sie von Zufallsbegegnungen mit Teilnehmenden ihrer Führungen berichtet. Begeistert halten diese sie auf der Straße an, berichten von einem neuen Blick auf die Insektenwelt, der sie auf Wanderungen und Spaziergängen oder auch im Alltag begleite. „Dass ich wirklich ein langfristiges Interesse und die Faszination für Insekten weitergeben konnte, freut mich besonders“, so Lea.
Ihre Pläne für diesen (Insekten-)Sommer sind klar – sie möchte wieder Exkursionen anbieten, beispielsweise durch Schrebergärten. Auch die traditionelle Kräuterwanderung wird um das Thema Insekten ergänzt. Vielleicht findet sie dann doch noch ein persönliches Lieblingsinsekt. Bisher faszinieren sie die Vielfalt und die Überraschungen, die jede Führung mit sich bringt. Auch der bisher am meisten gefundenen Bockkäfer ist sie noch nicht überdrüssig. Frage man aber ihre Ortsgruppe, wäre vermutlich der exotische Purpurspanner das Bestimmungs-Highlight, erzählt sie schmunzelnd.
Lisa Gebhard (Artikel aus „Naturschutz heute“ 2/22)
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